Kapitel 35

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Von meinem Hinterkopf aus strahlten unglaubliche Schmerzen aus.
Das kleinste Zucke schien förmlich dafür zu sorgen, dass mein Kopf explodierte.
Ängstlich öffnete ich die Augen.
Dunkelheit.
Totale Dunkelheit.
Panisch starrte ich in die Finsternis.
War ich blind?
Hatte der harte Aufschlag verursacht, dass ich nichts mehr sah?
Oh nein ... bitte nicht.
Was sollte ich nun machen?
Mein Atem flog ziemlich.
Ohne meine Augen realisierte ich erst nach und nach einige Dinge.
Jemand hatte mich in eine Decke eingewickelt und mein Kopf lag nicht auf dem Boden, sondern etwas erhöht.
Unsicher schloss ich die Augen wieder.
Das war kein Kissen unter meinem Kopf.
Es fühlte sich unleugbar nach einem Stofftier an ...
Könnte das vielleicht der Teddy sein, den ich bereits als Kissen zweckentfremdet hatte?
Aber, warum lag ich auf diesen?
Was war nur passiert?
Das Bild von dem Wolf, Welcher uns angegriffen hatte und vom verletzten Shane kam mir wieder in den Sinn.
Sie hatten uns erwischt.
Wir waren nicht schnell genug gewesen ...
Sie hatten mich bestimmt weggebracht, um mich in eine dieser 'Einrichtungen' zu bringen.
Doch ... warum war der Teddy hier?
Hatte einer der Jungs dafür gesorgt, dass ich ihn als Erinnerung mitbekam oder war es wieder so eine böse Aktion vom Alpha.
Beim Gedanken an Darmins Vater schüttelte es mich innerlich.
Mein eigener Vater war ein furchtbarer Mann und ich hätte ehrlich nicht geglaubt, dass es jemanden gegen könnte, der mit ihm gleich ziehen könnte.
Ich hörte ein leises Schnaufen.
Erschrocken zuckte ich zusammen und ein kurzer Laut verließ meinen Mund.
Das hatte wohl auch die andere Gestalt gehört.
Ein leises Jaulen ertönte.
Ein Werwolf war hier also mit mir.
Das hieß wahrscheinlich für mich nichts Gutes, dass tat es ja leider sowieso nur selten. Denn abgesehen von den Jungs und Jonna war bisher kein Werwolf wirklich freundlich zu mir gewesen. Eher im Gegenteil. Sie waren alle voll in ihrem Menschenhass drin.
Da war es ja eigentlich sogar ziemlich ironisch, wenn man darüber nachdachte, dass Menschen Gefährten von Werwölfen werden konnte. Als ob, wer oder was das auch immer entschied, den Werwölfen das unter die Nase zu reiben schien.

Der Werwolf bewegte sich. Obwohl es wohl eigentlich recht ruhig war, echoten die Geräusche etwas zurück und wirkten lauter als unter normalen Umständen.
Der Wolf kam deutlich hörbar näher. Doch irgendwas war falsch an der Geräuschkulisse. Ich wusste nicht genau, was es war, aber es klang irgendwie etwas anders.
Ich presste, so unnütz es war, meine Augen zusammen. Weg laufen war immerhin keine Alternative. Immerhin fühlte es sich an, als würde mein Kopf bei jeder Bewegung explodieren können wegen der Schmerzen.
Der Wolf stand genau vor mir. Ich konnte die Wärme fühlen, die von diesem ausging.
Langsam legte er sich wohl wieder auf den Boden und rückte an mich heran.
Ich traute mich kaum zu atmen.
Doch dann fiel mir etwas ein.
Warum sollte ein fremder Wolf das tun?
Das war doch eigentlich kein Verhalten war, welches ein fremder Zeigen würde.
War es vielleicht doch einer der Jungs?
Vorsichtig griff ich in die Dunkelheit hinein, dahin wo ich den Wolf vermutete.
Ich fühlte für einen kurzen Moment das warme Fell unter meinen Fingern. Doch schneller als ich denken konnte, zuckte der Wolf weg und jaulte auf.
Aus reinen Reflex zog ich auch meine Hand zurück.
Kurz dachte ich nach.
War ... die Person beziehungsweise der Wolf etwa verletzt?
,,Entschuldigung", murmelte ich in die Dunkelheit.

Ich wollte wirklich niemande weh tun.
Der Wolf stupste mich leicht an.
Okay ...
Wenn das wirklich einer der Jungs war, sollte das vielleicht was in dir Richtung 'alles gut' oder so heißen.
Jedenfalls vermutete ich das. Was wusste ich schon von der Körpersprache von Wölfen. Vor allem da ich ja nur gerade fühlen und nichts sehen konnte.
Wer von ihnen war es wohl?
Ich überlegte.
Eigentlich wusste ich ja nur von Shane der an einer Pfote verletzt war. Da war ich ja dabei gewesen.
Hatte der andere Wolf ihm vielleicht noch mehr angetan?

Ich konnte es mir durchaus vorstellen. Der andere Wolf wirkten doch sehr aggressiv.  
Leise riet ich ins Dunkle: ,,Shane?"
Der Wolf bewegte sich leicht und leckte über meine linke Hand.
,,Ihh", rief ich leise aus und zog die Hand angewidert zurück.
Das fühlte sich ja wirklich komisch an.
,,Okay, das deute ich mal als ja", murrte ich mehr zu mir selber, als zu dem Werwolf.
Der Wolf stupste mich nur wieder an.
Ich seufzte.

Schritte näherten sich.
Erschrocken lag ich wieder so still wie möglich.
,,Oh Enya, du bist wach", rief eine mir bekannte Stimme.
,,Simon?", riet ich erneut, diesmal anhand der Stimme
,,Knapp daneben. Ich bin Gorden. Die goldene Mitte zwischen Darmin und Simon", scherzte dieser und man konnte förmlich sein Grinsen im Gesicht hören.
Ich hörte seine Schritte immer näher kommen.
,,Möchtest du vielleicht was trinken? Ray meinte, wir sollten dich bei sowas im Auge behalten. Du hast wohl eine Gehirnerschütterung und Menschen sind da etwas empfindlicher."
,,Wo sind wir hier eigentlich?", fragte ich leise.
,,Wir sind in der Höhle, die Darmin auf seinen Streifzügen entdeckt hat und als eine passende Unterkunft für den Anfang gehalten hat."
,,Ich bin in einer Höhle?"
,,Ja, klar. Was dachtest du denn, warum es hier so dunkel ist?"
,,Ich ... dachte, der Sturz gegen meinen Kopf hätte mich vielleicht blind gemacht."
,,Oh ...", sagte er nur: ,,Warte, ich mache eben ein Feuer an, dann siehst du etwas mehr."

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Teil 2 von 3 des Leseevents

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt