Kapitel 44

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Mit zitternden Händen hielt ich das Stück Papier fest.
Ich hatte unglaubliche Panik davor, dass einer der anderen beiden Werwölfe doch noch kommen würde und somit auch die Lüge von Lea auffliegen würde und diese auch vom dem Verrat mitbekamen, den sie geplant hatte.
Den man konnte es ehrlich gesagt als nichts anderes deuten.

'Darmin: Ca. 3km geradeaus vom Zeltausgang.
Ich locke die anderen beiden Werwölfe weg.
Verpass das nicht und renn so schnell du kannst.
Viel Glück'

Ich konnte es ehrlich nicht fassen.
Lea half mir...
Oder war es vielleicht doch eine Falle?
Leise faltete ich das Papier wieder zusammen und lies es in der Hosentasche des Pyjamas verschwinden.
Warum tat sie das nur?
Tat es ihr wirklich leid?
Ich war ihr doch total egal gewesen beziehungsweise hat sie in mir schon fast eine Art von Parasit in ihrem Zuhause gesehen.

,,Ich gehe noch etwas laufen.", ertönte von draußen Leas Stimme.
,,Du willst echt jetzt noch eine Runde hier laufen?", fragte eine der männlichen Stimmen.
,,Ja klar, warum nicht? Mir ist heute echt danach etwas zu rennen."
,,Wenn du meinst... Musst du ja wissen. Viel Spaß."
,,Danke", ertönte ihre Stimme und ging in ein lautes Knacken über.
Danach hörte man nur noch schnelle Pfotenschritte die am Zelt vorbei huschten.
Gespannt lauschte ich ob die beiden Männer sich weiter unterhalten würden, doch schwiegen beide.
Wahrscheinlich lauschten sie wohin Lea gerade lief.
Wie wollte Lea die beiden anderen wohl weg locken?
Irgendwas musste sie sich ja gedacht haben, nur wäre es vielleicht hilfreich gewesen, wenn sie mir zumindest einen kleinen Hinweis gegeben hätte.
Weil jetzt gerade waren die beiden anderen Werwölfe noch da, doch würde ich es ja gar nicht mitbekommen  wenn die beiden weg gingen.
Werwölfe konnten sich immerhin verdammt leise bewegen. Solange die nicht los preschten, wie Lea gerade, bekam ich das sicherlich nicht mit.

Doch innerlich bereitet ich mich doch darauf vor.
Bewegte mich leicht hin und her um gleich in Bewegung treten zu können.
Auch wenn ich garantiert damit Probleme haben könnte, aus dem Sitzen, nach einer Betäubung, los rennen zu sollen.
Doch 3 Kilometer...
Das Klang eigentlich sehr machbar.
Naja, solange man eben nicht von Werwölfen gejagt wurde...
Da waren 3 km verdammt viel.
Werwölfe brauchten maximal wenige Sekunden um Menschen zu kriegen.
Es sei den Lea verschaffte mir einen guten Vorsprung.
Sie war ja schon mal in die gegensätzliche Richtung los gerannt.
Aber ich brauchte sicherlich locker 20 Minuten
In 20 Minuten schafften Werwölfe aber sicherlich ein vielfaches davon.
Lea müsste es also schaffen die anderen Werwölfe mindestens 10 min weit weg zu locken, damit ich überhaupt eine Chanca hatte.
Ganz von dem offensichtlichen Problem abgesehen, dass ich keine Ahnung hatte wie es draußen aussah. War es nur ein lichter Wald oder war dort alles voll mit Dornenranken?
Barfuß durch Dornen rennen war sicherlich nichts was mich schneller machen würde.
Ich konnte ja noch nicht mal sagen ob ich mit Dornen im Fuß überhaupt rennen konnte.
Wenn nicht hatte meine Flucht nämlich ein sehr schnelles Ende.

Über die Stille hinweg hörte ich ein leises Geräuch. Ich war mir nicht mal sicher was es war oder ob ich mich verhört hatte. Doch war ich offensichtlich nicht die einzige die etwas gehört hatte.
Das Fluchen der beiden Männer war unüberhörbar. Lautes Knacken und dann preschten zwei Gestalten am Zelt, einer links und einer rechts davon, vorbei.
Leicht taumelnd kam ich auf die Beine.
Ich durfte die Chance nicht ungenutzt lassen.
Wer weiß wie viel Zeit mir Lea beschafffen konnte und was die beiden anderen wohl weglockte.
Ich rannte aus dem Zelt. Geradeaus war mein Ziel, ohne nach rechts und links zu gucken visierte ich ein Ziel in der ferne auf welches ich zulaufen würde.
Das hier war nichts was man sich dadurch verbockte, dass man ausversehen im Kreis lief.
Die Werwölfe im Institut hatten sich mehr als einmal über den schlechten Orientierungssinn von Menschen lustig gemacht, doch der Fehler würde mir nicht unterlaufen.     
Ich schien nur in so weit Glück zu haben, das hier recht wenige Gestrüpp wuchs, der mich verlangsamte.
Doch das gleiche würde auch für die Werwölfe gelten.
Steine, Stöcker und alles mögliche bohrten sich in meine Fußsohlen, doch biss ich die Zähne zusammen und rannte weiter.
3 Kilometer...
Das kann ich schaffen. 
Das muss ich schaffen!
Wer wusste ob ich sonst Darmin und die anderen je wieder sehen würde.

Die Zeit zog sich.
Obwohl ich rannte hatte uch das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen.
Und als ich lautes Rascheln hinter mir hörte, wusste ich, dass ich versagt hatte.
Meine Verfolger waren schneller als ich gewesen...
Tränen stiegen mir in die Augen und ich sah kaum noch wohin ich lief.
Ich wusste ich hatte verloren, doch hörte ich nicht auf zu laufen.
Wollte mir nicht eingestehen, dass ich versagt hatte.
Es könnte doch nur noch weniger hundert Meter sein die mich trennten.
Warum waren Darmin und die Jungs nicht hier? Wieso bekamen sie nichts mit?
Ich stolperte über eine Wurzel und stürzte auf den Waldboden.
Als ich die Augen wieder öffnete stand einer der beiden Werwölfe in Menschengestalt über mir.
Belustigt sah er mich an.
,,Netter Versuch Menschenmädchen, doch einmal mehr zeigt sich, dass Werwölfe den Menschen überlegen sind."

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Halli Hallo zusammen 😅 (ich hoffe ich darf mich nach den letzten Kapiteln hier noch blicken lassen 🙃)

Es wird besser, da müsst ihr mir mal einfach so glauben. Über das nächste Kapitel werdet ihr euch freuen, versprochen 😅
LG 💜

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt