Kapitel 8

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,,Oh man. Die müssen hier ja echt mal mehr aufpassen, wo sie den Ball hinschießen. Hast du noch was anderes zu essen?"
Überrascht und ehrlich etwas verwirrt sah ich auf. 
Gefühlt aus dem nichts war neben mir ein  blonder Junge aufgetaucht, der eindeutig ein paar Jahre älter war als ich. Er fuhr sich durch seine kurzen Haare, die eine ganze Ecke heller waren als meine eigenen. 
,,Ähm...", brachte ich nur wenig klug über die Lippen. 
,,Oh man, Sorry. Ist glaub ich ne doofe Frage. Ist ja ziemlich offensichtlich.", lachte er: ,,,Warte ich helfe dir eben, das weg zu schmeißen."

Er sammelte die Brote und die Gurkenstücke auf und brachte sie zu einem nahen Mülleimer. 
Ich konnte ihm nur verwirrt hinterher gucken.
War das jetzt wirklich ein zweiter Werwolf der nett zu mir war? 
Er kam wieder und setzte sich allen Ernstes neben mich. 
,,Ich bin übrigens Shane und wie heißt du?", stellte er sich vor. 
,,Enya.", murmelte ich nur und sah etwas unwohl zur Seite. 
Irgendwas sagte mir, dass mehr als pure Freundlichkeit dahinter stecke weshalb er mit sprach. 
,,Freut mich Enya. Es ist heute dein erster Tag hier oder?" Ich nickte kurz und sah ihn skeptisch von der Seite an. 
,,Warum redest du mit mir.", ergriff ich dann doch die Initiative.     
Etwas verlegen wirkend kratzte er sich im Nacken.
,,Naja.", sagte er zögerlich: ,,Du tust mir etwas Leid. Hier so ganz allein zu sein als Mensch ist sicher nicht einfach. Wir Werwölfe sind da ja auch nicht die einfachste Gesellschaft."
,,Was du nicht sagst.", murrte ich leise.
Er grinste nur.
,,Hast du eigentlich noch Hunger?", fragte er mich einige Sekunden später.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich Shane von der Seite an.
,,Auch Menschen werden von einem kleinen Stück Gurke nicht satt."
,,Hier", sagte er und hielt mir nun eine Brotdose unter die Nase, welche vorher nicht mal bemerkt hatte, dass er sie dabei hatte.
Verwirrt blickte ich von der Dose zu ihm.
Wollte er mir echt was von seinem Essen anbieten.
,,Nimm schon. Glaub mir, ich hab noch mehr als genug für mich selber mit."

Skeptisch sah ich in die Dose. Sie war ziemlich voll gestopft mit Broten, die anscheinend mit einer Art Wurst belegt waren. 
Ich nahm mir eins heraus, nickte einmal dankbar zu Shane und biss ins Brot. 
Es schmeckte nicht schlecht, nur eben nach nichts, was ich bisher schon mal gegessen hatte. 
Ich schluckte und fragte dann den Jungen der immer noch neben mir saß und ebenfalls aß: ,,Was ist das für ein Aufschnitt?"

,,Das ist kalter Braten, der von gestern Abend noch übrig war."
Braten? Auf Brot? 
Ich nickte daraufhin nur verstehend, auch wenn ich ehrlich es nicht ganz verstand. Man hätte ihn doch auch am Folgetag aufwärmen können, oder etwa nicht?
Schweigend aßen wir nebeneinander.
,,Möchtest du vielleicht noch eins?", fragte mich Shane als ich fertig mit meinem Brot war.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Du weißt nicht aber zufällig wo ich was zu trinken her bekommen könnte?", fragte ich ihn.
,,Klar weiß ich das. Komm mit ich zeig es dir."
Er stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und reichte mir zu meiner Überraschung eine Hand um mir bei aufstehen zu helfen.
Verwirrt von dem ganzen stand ich dann doch lieber selber auf.
Er grinste nur und machte sich dann auf dem Weg mir zu zeigen wo ich etwas zu trinken her bekommen konnte.
Shane führte mich zurück ins Gebäude.
Kurz hinter dem Haupteingang war tatsächlich ein Wasseespender, den ich offensichtlich vorher, weder beim betreten noch beim verlassen des Gebäudes bemerkt hatte.
,,Hier du nimmst dir eine saubere Tasse aus dem Regal hier rechts. Stellst sie hier drunter und kannst dann auswählen ob du lieber Wasser mit oder ohne Kohlensäure haben möchtest und drückst dann einfach so lange den entsprechenden Knopf bis du genug hast oder die Tasse voll ist. Wenn du fertig bist, stellst du dann die Tasse einfach hier neben auf den Geschirrwaagen."
Der Wasserspender war jetzt nicht wirklich was außergewöhnliches, die wunderte es mich ehrlich gesagt, dass man uns echte Tasse aus Porzellan zum trinken gab. Ich hatte für eine Schuule eher mit Plastikbechern oder ähnlichem gerechnet.
,,Danke.", sagte ich leise zu Shane, doch dieser lächelte nur und reichte mir eine Tasse.
Diese Chance ließ ich nicht ungenutzt und füllte mir diese mit Wasser.
Rasch stürzte ich die ganze Tasse auf einmal herunter und füllte sie gleich darauf noch einmal.
,,Gibt es eigentlich sowas wie ein tägliches Limit?", wollte ich von Shane Zwischenzeitlich wissen.
,,Nein, keine Sorge. Du kannst so viel trinken wie du willst. Bisher hat es auch noch niemand geschafft einen über einen Schultag hinweg leer zu bekommen.
Die Wasserspender stehen übrigens in jedem Stockwerk. Also falls du mal weiter oben sein solltest brauchst du nicht bis ganz nach unten laufen."

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt