Kapitel 38

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,,Wieso erwarte ich irgendwie immer noch, dass eine Katastrophe über uns hereinbricht."
,,Ach, sei nicht so negativ, Enya. Glaub mir, irgendwann im Leben muss es bergauf gehen."
,,Na ja, wenn du meinst", kommentierte ich das Ganze nur noch. Im Kopf gingen mir doch so einiges durch den Kopf, was noch schiefgehen könnte.
,,Was soll ich hier eigentlich machen?"
,,Gesund werden", sagte Shane nur und ich verdrehte die Augen.
,,Ich meinte Langfristig. Ich gehe mal nicht davon aus, dass ich hier nur ewig einfach herumhocken soll."
,,Du wirst die Luna unseres Rudels. Die sind gerade für die sozialen Belange sehr wichtig und sorgen für ein besseres Verhältnis im Rudel unter den Wölfen."
,,Das klingt jetzt nicht nach viel ..." sprach ich gedehnt und sah Shane skeptisch an. Irgendwas fehlte da eindeutig noch.
,,Nun, du bekommst mit Darmin irgendwann halt noch Kinder", versuchte Shane das ganze gespielt locker zu formulieren.
Dass es aber auch für ihn gar kein so lockeres Thema war, merkte man alleinig schon an seinem Blick.
Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.
,,W-Was ..."
,,Also nicht jetzt und wahrscheinlich auch nicht in der näheren Zukunft. Da du noch nicht erwachsen bist, hat Darmin noch keine Gefühle in diese Richtung für dich. Es wird sogar wahrscheinlich noch länger in dein Erwachsenenalter anhalten, als wenn ihr euch später im Leben getroffen hättet, da das Schutzgefühl meist gerade bei solchen Konstellationen stärker ausgeprägt ist. So hab ich es wenigstens in der Schule gelernt."
Ich wusste nicht, was ich machen sollte.

,,Oh man", murmelte Shane einige Augenblicke später: ,,Da hab ich ein Thema angefangen."
,,Welches Thema hast du angefangen?", fragte Darmin welcher gerade aus den Sträuchern heraustrat.
Er hatte einen Korb in der Hand, den er mir vor die Nase hielt.
,,Guck mal, was ich gefunden hab."
In dem Korb türmten sich ein Haufen Beeren.
,,Nimm dir gerne ein paar", sagte er und lächelte mich an, stockte aber als ich auch ihn nur mit großen Augen ansah.
,,Was habt ihr Enya jetzt schon wieder erzählt, dass sie so guckt", wollte Darmin wissen und warf Shane einen Blick über die Schulter zu.
,,Na ja, eure Gefährtenbindung war Thema."
Skeptisch sah er mich an.
,,Davon weiß sie aber schon, also warum schaut sie so ... verstört?"
,,Ich hab womöglich noch eure Zukunft hervorgehoben."
,,Man Shane! Hör auf, drum herumzureden. Was hast du gesagt?"
,,Eure künftigen Kinder."
Darmin zwinkerte ein paar mal irritiert.
,,Was?"
,,Naja ihr beide werdet nun mal irgendwann Kinder haben."
Darmin entglitten einmal komplett seine Gesichtszüge.
,,Sag mal, hat der andere Wolf dich zufällig auch am Kopf getroffen oder was ist falsch mit dir, dass du sowas zu einer Minderjährigen sagst. Und zwar selbst in wölfischer Perspektive minderjährig."
Fassungslos hatte er sich kurz zu diesem umgedreht, bis er sich wieder zu mir umdrehte.
,,Wenn Shane nicht mein Beta wäre, könnte ich ihm manchmal echt den Hals umdrehen", knurrte er und seufzte.
,,Ich bin dafür, das Thema verschieben wir erstmal um ein paar Jahre und schauen dann erstmal, ob es überhaupt zum Thema wird", sagte er mit ruhiger Stimme zu mir.
Ich nickte energisch.
,,Hervorragend."
,,Aber ...", mischte sich Shane doch nochmal ein.
,,Was?", fragte Darmin skeptisch, ohne sich zu ihm umzudrehen.
,,Ihr müsst doch Kinder bekommen. Alphapaare müssen die Erblinie fortsetzen."
Darmin schlug sich gegen die Stirn.
,,Ich gebe einen feuchten Dreck über die Erblinie. Ich werde meiner Gefährtin nichts aufnötigen, was sie nicht will. Vor allem sollte sie sich da bis mindestens 16 überhaupt keine Gedanken machen müssen."
,,Sorry Alpha."
Darmin schüttelte den Kopf und verdrehte für mich sichtbar die Augen.

Ein lautes Jaulen in der Nähe ertönte.
Erschrocken zuckte ich zusammen, während Shane und Darmin sich wachsam umsahen und sich vor mich hinstellten.
,,Darmin?", fragte ich leise, als die beiden bedrohlich zu knurren anfingen.
Doch bevor mir jemand antwortet, brach förmlich die Hölle los.
Aus allen möglichen Ecken schossen Werwölfe aus den Büschen und stürzten sich ohne Gnade auf die Beiden vor mir.
Panisch schrie ich auf und wich so weit es ging mich rückwärts zurück. Jedenfalls bis auch von hier ein Wolf angeschossen kam und mich von den Beinen riss, um sich ebenfalls auf Shane und Darmin zu stürzen.
Ich hörte die beiden nur noch brüllen, als mich plötzlich Arme packte und fort zerrten.
Erschrocken versuchte ich mich loszureißen und blickte dabei der Person ins Gesicht.

Darmins Vater.

Einen kurzen Moment stockte ich.
Er sah fest entschlossen aus und ohne Rücksicht darauf, was er hier tat
Diesen Moment nutzte er und rammte mir eine Spritze in den Arm.
Unter Schmerzen schrie ich auf.
Der Alpha knurrte aber nur: ,,Halt den Mund Mensch."
Doch darauf gab ich nichts.
Während er mich immer weiter weg zerrte und mir rasch schwindlig wurde, schrie ich mit letzter Kraft: ,,DARMIN!"
Das Letzte, was ich sah, war, wie Darmin, nun in seiner Wolfsgestalt, aus dem Haufen der Angreifer raus preschte. Er orientierte sich nur einen Sekundenbruchteil, bis er mich fand.
So schnell er konnte sprang er auf uns zu, doch bevor er mich erreichen konnte, hatten die Angreifer ihn schon wieder zu Boden gerungen.
Tränen liefen über mein Gesicht, bis die Welt um mich herum endgültig verschwamm.

~letztes Kapitel vor dem Zeitsprung~

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt