Kapitel 9

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Nach meiner vierten Tasse hatte die Pause auch schon ihr Ende gefunden.
Und während schon wieder viele Schüler ins Gebäude kamen, verabschiedete sich Shane und ließ mich allein beim Wasserspender zurück.
Ich füllte mir noch eine halbe Tasse Wasser nach, trank auch diese rach und stellte die Tasse auf den Geschirrwaagen.
Schnell machte ich mich auf den Weg zurück zum Klassenraum um darin zu meiner Erleichterung, die selben Schüler wieder zu sehen.

Die Schulstunden zogen sich dahin.
Die anderen Lehrer dieser Schule ignorierten mich so wie die erste und die zweite Pause verbrachte ich völlig allein.
Shane hatte sich weit und breit nicht blicken lassen und irgendwie enttäuschte es mich ein wenig.
Er war immerhin die erste Person hier nach Jonna, die irgendwie netter mir war.
Aber vermutlich war das in der ersten Pause wirklich nur Mitleid gewesen.
Er war immerhin einige Jahre älter als ich gewesen und hatte sicherlich keinen Bock seine Pausen mit jemand jüngeren zu verbringen.
War zwar nicht schön für mich, aber was sollte ich schon machen.
Wahrscheinlich hätte ich an Shanes Stelle ähnlich gehandelt.

Ich hatte mich wieder draußen ans Gebäude gesetzt und hatte die anderen um mich herum beobachtet. 

Es war verrückt wie ähnlich es hier doch einer menschlichen Schule war. 
Aber nur eben ähnlich. 
Man brauchte eigentlich nur einen kurzen Moment um die Unterschiede zu bemerken. 
Sie waren schneller als normale Menschen, bewegten sich mehr und bleiben meist nicht so ruhig wie Menschen es wohl getan hätten. Auch war der Umgang untereinander auffällig positiv.   
Außer mir schien niemand außen vor zu bleiben.
Ob da wohl an dieser ganzen Werwolf/ Rudel Sache lag?
Vielleicht.
Es würde jedenfalls erklären, warum ich anders behandelt wurde.

Der Tag jedenfalls zog sich fürchterlich und ich war fast schon erleichtert als nach dem dritten Blog Unterricht es zum Ende klingelte.
Ich hatte inzwischen indirekt mitbekommen, dass nur die oberste Klassenstufe Nachmittags Unterricht hatte und ich hiernach also auch Schluss hätte.
Irgendwie war ich darüber schon ganz froh, doch wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich danach nun tun sollte. 
Boris war ziemlich deutlich, dass ich erst abends zurück kommen sollte. 
Das dauerte jedoch noch Stunden. 

Der leise Gong beendete meinen ersten Schultag an dieser Stunde.
Meine Mitschüler waren wohl auch relativ froh darüber schluss zu haben.
Sie stürmten förmlich aus dem Raum heraus, worüber sich die Lehrkraft nur Kopfschüttelnd amüsierte.
Ich verließ keine Minute später den Raum, musste aber überrascht feststellen, dass schon jetzt die Schule quasi leer war und ich gerade noch mitbekam wie die Tür wieder ins Schloss fiel.
Ich war ehrlich verwirrt.
Warum hatten die es denn alle auf einmal so eilig?
Hatte ich irgendwas verpasst?
Selbst als ich auf den Schulhof hinaus trat, war niemand mehr zu sehen.
Irritiert sah ich mich um, doch niemand war mehr hier. Ich konnte nicht mal eine Lehrkraft ausmachen. Ich seufzte. Warum mussten hier alle auch so seltsam sein? 
Ich setzte mich in die Nähe des Eingangs und grübelte was ich nun tun sollte. 
Boris wäre sicherlich auch nicht damit einverstanden, wenn ich die nächsten Stunden rund um sein Haus verbringen würde. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich verlaufen würde wenn ich einfach auf mich gestellt loslaufen würde.
Und suchen würde mich dann wohl wahlweise keiner oder ich würde ziemlichen Ärger dafür bekommen. 

,,Hey Enya. Was machst du denn hier?"
Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte echt nicht bemerkt, dass jemand sich genähert hat. 
,,Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.", merkte Shane an, der neben mir aufgetaucht war. 
,,Alles gut." murmelte ich etwas vor mich hin. 
,,Aber jetzt mal ehrlich was machst du denn noch hier?"
Ich zuckte nur mit den Schultern: ,,Ich wüsste nicht was ich jetzt sonst machen sollte."
,,Willst du denn nicht was zu Mittag essen? Dafür bist du jetzt nämlich wahrscheinlich spät dran."
,,Was für ein Mittagessen?", fragte ich Shane. 
,,Das Mittagessen im Rudelhaus für alle Schulkinder, die keinen Nachmittagsunterricht haben.", merkte er, wohl nun selbst etwas irritiert an. 
,,Wo soll das sein?"
Mit hochgezogenen Augenbrauchen sah er mich an: ,,Das Rudelhaus?"
Ich nickte. 
Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. 
,,Sag bitte nicht, dass es niemand für nötig hielt dich übers den normalen Ablauf hier zu informieren und sich nicht mal jemand zuständig fühlte dich darüber zu informieren wie und wo du ans Mittagessen kommst."
Ich zuckte nur mit den Schultern. 
Mir hatte jedenfalls keiner was gesagt. Auch wenn es erklären würde wo plötzlich alle hin waren. Zum Mittagessen wollte sicherlich niemand zu spät kommen. 
,,Und jetzt brauchst du wahrscheinlich auch nicht loslaufen. Für einen Menschen ist das Rudelhaus eine gute halbe Stunde zu Fuß entfernt. Bis du da bist haben die anderen garantiert schon alles aufgegessen. Beim essen in großer Gruppe kennen Werwölfe keine Reste."
Skeptisch sah ich ihn an: ,,Aber kalten Braten zum Frühstück?"
,,Bei dem musste ich mich nicht um meinem Anteil bemühen. Und da du außerhalb der eigentlichen Rudeldynamik bist wird da sicherlich auch keiner dran denken, dass du später noch aufschlägst."   

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Halli Hallo zusammen 💜

Diesmal eine kurze Ankündigung: das nächste Leseevent plane ich an meinem Geburtstag den 3. April.
Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Art Lesenachmittag oder Lesenacht mit mindestens drei Kapiteln (werden vermutlich mehr) 😇

Und falls sich das wer fragt: ja, das kann ich ohne Probleme an meinem Geburtstag machen, da ich zwar noch frei habe, es aber für die meisten in meinem Umfeld ein ganz normaler Montag ist und kaum jemand Zeit hat 😅
LG 🍀

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt