19| Verbündete und Lederjacken

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Poison
Rita Ora

Percy

»Dad!« Die Tür zu meinem Büro wurde stürmisch aufgerissen und ich sah erschrocken auf. Es war bereits nach Feierabend und die meisten waren gegangen. Deswegen hatte ich nicht gerechnet, dass jemand noch etwas von mir wollte. Doch als ich ihre Stimme hörte, löste sich meine Verwirrung mit Überraschung ab. Darcy hüpfte voller Energie in den Raum, nur um sich dann schwunghaft in den Ledersessel vor meinem Schreibtisch plumpsen zu lassen.

»Was machst du hier?«, fragte ich mit einem Blick auf die Uhr. 23: 34 Uhr. Es war viel zu spät, sie sollte schon längst in ihrem Bett liegen. Unruhig begegnete ich ihrem Blick, »Bist du wieder von Zuhause weg, ohne etwas zu sagen-« Laura - die Nanny die manchmal auf meine Tochter aufpasste, wenn es im Büro, so wie heute, länger wurde- war bestimmt schon außersich vor Sorge! »Nein, wir haben uns nur den neuen Actionfilm im Kino angesehen. Haben aber völlig unterschätzt wie lange der dauert.« Ich verzog verwirrt die Stirn, »Wir?« Darcy deutete durch das Glas, »Ich und Sam. Ich hab dir doch Heute Morgen gesagt, dass er mich abholt!« Ah, ja das Gespräch, wo sie mir unter die Nase gerieben hat, dass mein einziger Freund meine 12 jährige Tochter ist.

Ich sah sie fragend an. Sam hatte sie also hergefahren und abgeholt? Aber... »Du hattest vor 8 Stunden Schule aus, Darce.«, stellte ich kritisch fest. Sie sah mich aus großen Augen unschuldig an, als würde sie meinen Ton nicht verstehen. Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, »Wir waren in dem neuen Donut laden und danach habe ich ihn gezwungen mir mit meinen Mathe Hausaufgaben zu helfen.« ein knapper Blick in meine Richtung. »Ich war scheiße, deswegen haben wir aufgegeben und sind ins Kino gegangen um uns anzuschauen, wie Tom Cruise mehrmals in die Luft gejagt wird ohne einen Kratzer abzubkommen.« Mit jedem Wort das sie sagte, verzog sich mein Gesicht ein Stück mehr.

Sie hat also meinen überarbeiteten Assistenten zu ihrer persönlichen Nanny gemacht? Ich rieb mir aufstöhnend über mein Gesicht. Und das an seinem ersten freien Tag, nach Monaten? Shit, er wird sowas von Kündigen. »Jetzt schau doch nicht so!«, lachte sie und legte ihre Füße auf meinen Schreibtisch, »Er sieht doch noch ganz lebendich aus, oder nicht?« Sie sah nach draußen und diesmal folgte ich ihrem Blick, »So schlimm kann ihn meine Anwesenheit gar nicht zugesetzt haben.«

Ich brauchte zwei Blicke, bis ich ihn tatsächlich erkannte. Denn das dort draußen war nicht Cortez. Jedenfalls nicht so wie ich ihn kannte. Statt seinem penilblen sorgfältigen Anzug - den nicht mal ein Hurricane zerknicken könnte- trug er ein schlabbriges T-shirt mit einer alt aussehnden Lederjacke. Seine Schwarz nach hinten gekämmten Haare fielen ihm locker in die Stirn, machten ihn gut 5 Jahre jünger. Ich starrte ihn durch das Glas hinweg an. Kam mit diesem Anblick nicht wirklich klar. Sam trug eine Lederjacke! Und fucking Sneakers?!

»Dad?« Sam stand an seinem Schreibtisch und unterhielt sich mit verschiedenen Kollegen, die sich um ihn geschert hatten wie verdammte Gaffa. »Hm?«
»Gehts dir gut?«

Ich drehte mich wieder zu Darcy, nickte hastig, während ich meinen Blick wieder auf die Arbeit vor mir zwang. In einer der Baustellen für das neue Projekt, gab es einen Rohrbruch und die Berichte ließen nur wenig über den tatsächlichen Schaden vermuten. Vielleicht sollte ich selbst- »Ja, alles super.«, erinnerte ich mich zu antworten und schenkte ihr wieder meine Aufmerksamkeit. »Aber warum seid ihr noch hier? Es ist schon spät, er hätte dich gleich nach Hause fahren sollen.« Darcy zuckte mit den Schultern, »Er war sich sicher, dass du noch hier sein würdest, deswegen habe ich ihn überzeugt, dich noch abzuholen.« Ich blinzelte überrascht. »Mich
»Nein, Obama, Dad.« Sie sprang auf und ging zur Tür, »Natürlich dich, wen denn sonst?«

Ich folgte ihr mit schnellen Schritten. Darcy marschierte auf meine Angestellten zu, als würde sie den Laden leiten, und mischte sich unter sie als wäre es nichts. Zögernd folgte ich ihr und stellte fest, dass die meisten zurück zu ihrer Arbeit huschten, oder sich auf ihren Heimweg machten, so so bald sie den Big-Boss erspähten, so dass nur wir drei an Sam's Schreibtissch übrig blieben. Seufzend sah ich der sich auflösenden Scharr hinter her. So war das immer. Ich glaube, es war ein Nebeneffekt meines Nachnamens. »Guten Abend, Sir.«, begrüßte mich Sam und mein Blick schnellte zu ihm. »Sam« Er legte leicht den Kopfschief, so wie immer wenn er auf einen Befehl oder eine Anweisung wartete. Stattdessen lächelte ich nur.

Heute war ein langer Tag gewesen. Ich hatte nicht bemerkt, wie viel Sam tatsächlich die letzen Wochen getan hatte, bis er letztendlich weg war. »Es ist schön dich zu sehen.« Sein Gesicht blieb professionell und ich fragte mich was ihn zum lachen brachte. Nicht dieses höfliche, sondern ein echtes aus voller Seele, und wie es wohl klang. War es rau? Tief und kratzig wie seine Stimme? »Darcy hat mir alles erzählt, aber das hättest du nicht tun müssen. Du bist nicht für meine Tochter verantwortlich.« Sein Gesicht, so wie das von Darce, verzogen sich auf die selbe verwirrte Weise. »Es war meine Verantwortung. Schließlich habe ich ihr am Vortag ein Versprechen gegeben und unser Tag hatte nichts mit der Arbeit zutun, Sir. Sie meinte, sie hätte das mit Ihnen besprochen, sonst hätte ich niemals einfach so-« Er kratzte sich am Hinterkopf, brach ab, setzte neu an, »Es tut mir leid, wenn ich eine Grenze überschritten habe.« Ich schüttelte den Kopf, während sich ein Lächeln immer weiter auf meine Züge schlich. »Alles gut, Cortez. Aber ihr Beide hättet nicht herkommen müssen. Ich kann noch nicht gehen.«

Sofort wurde er hellhörig, »Geht es um die-?« Ich nickte gestresst, drückte mir die Brille zurecht. »Es gab einen Rohrbruch. Ich wollte noch los und das Ausmaß mit eigenen Augen sehen.« Wir konnten uns so eine Pfutsch-Situation wie damals nicht noch einmal riskieren, deswegen war es besser alles selber abzuchecken. »Können wir mit?«, fragte Darcy und wippte aufgeregt auf und ab. Ich schüttelte schnelle den Kopf, »Auf keinen Fall!« Sie seufzte und ich wusste genau was jetzt kam, »Warum denn nicht?«
»Weil Baustellen nichts für kleine Kinder sind!«
»Aber für halblinde Väter, die ohne Brille eine Gefahr für die Allgemeinheit sind?« Augenblicklich griff ich an meine Nase. So schlimm war es doch wirklich nicht. »Darcy.«

Darcy schwang sich auf Sams Schreibtisch, neben ihn, welcher sich dagegen gelehnt hatte und still unserem Schlagabtausch gefolgt war. »Außerdem ist Sam doch dabei.«, meinte sie und klopfte, wie um ihre Behauptung zu unterstützen, auf dessen breite Oberarme. »Ich weiß nicht, Darce-«
»Ich würde die Situation auch gerne Vorort einschätzen, Sir.«, schaltete sich nun auch noch er ein und ich rieb mir müde über die Stirn, »Du hast frei, Cortez.« Er sollte nicht einmal hier sein! »Ich werde dennoch Morgen darüber einen Bericht für ihren Vater schreiben müssen, Sir.«

Seufzend stemmte ich meine Hände in meinen Hüften und sah die beiden an. Sie hatten sich verbündet. Und ich spürte, dass es nichts gutes ist wenn sowohl Darcy als auch Cortez auf der selben Seite standen. Ich hatte keine Chance.

»Na, schön.«

Darcy sprang erfreut von der Tischplatte und zog den Riesen neben ihr praktisch hinter sich her.

»Klasse, wir nehmen Sam's Wagen!«

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now