50| Vergangene Déjà-vu

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The Archer
Taylor Swift

Sam

Percy reichte mir ein Bier, bevor er sich neben mich auf den Balkon setzte. Sein Balkon war definitiv größer und viel weiter in den Wolken, als meiner. Aber zwischen seinem und meinem Zuhause schienen generell Welten zu liegen. Dennoch kam mir diese Situation unheimlich vertraut vor. Wie bei einem Déjà-vu ließ ich meinen Blick über New York's Nacht schweifen, spürte, wie er neben mir dass selbe tat.

Damals, als wir an jenem Abend genauso da saßen, hatte ich ihn zum ersten Mal geduzt. Seitdem war viel passiert. So viel, dass ich das Gefühl hatte ich würde schon ewig an Percival Moreau's Seite sein.

Vorsichtig spähte ich zu ihm hinüber. Vielleicht hätte ich seine Einladung nicht annehmen sollen. Als Assistent hatte ich die Zeit meines Aufenthaltes bereits deutlich überschritten. Aber als ein Freund, hatte ich gesehen, dass er mit jemanden reden wollte. Und auch wenn ich mir seit dem Kuchenbasar nicht genau sicher war, ob wir überhaupt noch mehr waren als Kollegen, wollte ich derjenige sein, der ihm ein offenes Ohr lieh. Vielleicht war das ein selbstsüchtiger Gedanke, doch ich wollte derjenige sein, dem er sich anvertraute.

»Was hast du zu ihm gesagt?«, fragte ich schließlich und trank einen kräftigen Schluck. Seitdem ich wieder in den Wagen gestiegen bin, wollte ich wissen, was er dem Direktor an den Kopf geworfen hatte. Percy strich sich nervös auflachend über die Stirn, »Das nehme ich wohl lieber mit ins Grab.« Fragend sah ich ihn an und er sah fast schuldig in meine Richtung. »Ich hab' so lange gebraucht, um dich überzeugen, dass ich ein seriöser erwachsener Mensch bin. Ich möchte dieses Image nicht gefährden.« Ich verkniff mir ein Schmunzeln, und die Antwort, dass ich ihn immer noch nicht für einen seriöseren erwachsenen Menschen hielt. »So schlimm?«, fragte ich stattdessen und Percy winkte ab.

Ich beobachtete, wie er ebenfalls sein Bier öffnete, doch statt einen Schluck zu trinken, sah er nur auf die Flasche hinab, schien tief in Gedanken. Das Licht aus dem Wohnzimmer durchzog in vereinzelten Streifen den Balkon, und verbarg seine Züge hinter tiefen Schatten. Seine Haare waren offen, streiften sein Kinn als er seinen Kopf in den Nacken legte -  im Licht der Lampen wirkten sie fast golden warm. Nur sein Blick hinter dem dünnen Brillengestell war schrecklich kühl.

Ich wusste genau, an was er gerade dachte.

Sein Blick fand meinen, als hätte er ihn gespürt. »Weißt du, was mein Vater gesagt hat, als ich ihm gestanden habe, dass ich es geschafft habe ein Mädchen zu schwängern?«, murmelte und richtete seine Brille. Fragend hob ich die Augenbrauen. Ich hatte Jahre mit Mr. Moreau zusammengearbeitet, deswegen hatte ich seine Reaktion praktisch vor Augen. »Er hat mir gesagt, dass es sowieso Zeit wird, dass ich lerne Verantwortung zu übernehmen.«

Keine Worte der Zuversicht, keine Aufmunterung, Nein - Für Moreau war Kompetenz und Verantwortung schon immer das wichtigste. Und auch wenn ich wusste, dass er seine Söhne auf seine eigene Art und Weise liebte, war diese Gleichgültigkeit auf eine Art und Weise grausam, die meinen Magen versenkte.

Er war selbst noch ein Kind gewesen, als ihm das Schicksal eine große Rolle zuteilte. Eine Rolle, die nicht einfach war. Eine Rolle, die sein Leben für immer in eine Richtung lenken würde. Ich wusste, dass Percival Moreau um Darcy's Willen in das Familienunternehmen eingestiegen ist, nicht um sich selbst eine erfolgreiche Zukunft zu sichern. Nein - es ging immer nur um sie.

Jemanden so zu lieben- voller Hingabe, Aufopferung- war bemerkenswert. Und ich kam nicht drum herum mich zu fragen, wie sich so etwas anfühlte. Zu wissen, dass man geliebt wird, in einem solchen Ausmaße, dass sich selbst das Schicksal darunter beugt.

Ich kam nicht drum herum mich zu fragen, was seine Träume waren. Davor. Vor seinem Vater, vor Darcy. Vor allen Pflichten und vor der erdrückenden Verantwortung, die ihm selbst jetzt wie Handschellen ins Fleisch schnitt. Ich wollte wissen, was Percy wollte. Percy, und nur er allein.

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now