Not your Secretary! [BxB]

35| Es wird nie einfacher

Almost (Sweet Music)
Hozier
Percy

Nachdem Nadine mir diese Dinge erzählt hatte, ließ sie mich und mein neu gewonnenes Wissen auf dem Tisch unter der Weide zurück. Ich beobachtete, wie sie auf Sam und den Jungen zu ging, der nun wieder bereits mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu den anderen Kindern rannte. Ich bemerkte, wie die Nadine ihm etwas zu flüsterte, woraufhin sein Blick zu mir huschte. Augenblicklich richtete ich mich ein Stück auf. Die junge Frau klopfte ihm, wie zum Abschied, auf die Schulter und folgte dem Kind zu den anderen.

Sam sah zu mir, bevor er sich auf den Platz neben mich setzte, auf dem vor ein paar Augenblicken noch seine Schwester gesessen hatte. Eine Weile schwiegen hier, bis ich den Mut fand, das Wort zu ergreifen: »Vivian hatte kein Recht.«, begann ich und der Mann neben mir nickte, sah weiter gerade aus. »Es ist kein Geheimnis.«, raunte er. »Dennoch. Es war nur ... nur eine weitere von Vivian's Taktiken. Und du... du warst das Ziel.« Sam fuhr sich über seinen Bart, sah zu mir. »Das habe ich dann auch realisiert.« Erschrocken sah ich zu ihm hinüber, »Du hast es gewusst?« Er schwieg und mir klappte der Mund auf. »Und trotzdem hast du mir einen Kaffee gebracht? Und wieso dann diese Woche? Ich meine-?!« Sam schnaubte.

»Die Tatsache, dass Vivian das alles eingefädelt hat, ändert nichts daran, dass du dich aufgeführt hast wie ein Arsch.« Ich starrte ihn an. Er hatte mich, gerade als einen Arsch bezeichnet, doch die Tatsache, dass er das Sie vergessen hatte, ließ mich schweigen. Sam grummelte: »Außerdem habe ich es erst realisiert, als ich den Urlaub schon angetreten war.«

Ich knetete unruhig meine Hände, »Ich wollte, ein guter Anführer sein.«, verteidigte ich meinen Ego-Tripp, so wie es meine liebevolle Tochter genannt hatte. »Zeigen, dass ich es auch alleine kann.« Sam stützte seine Ellbogen auf seine Oberschenkel, »Ich weiß.« Ich wollte ihm sagen, wieso ich ich es so verzweifelt gut machen wollte. Wie gestresst ich war, als ich dachte, er würde denken, dass ich seine Meinung nicht wertschätzte. Wie sehr es mich traf, diesen beschissenes Becher zu sehen. Wie sehr ich meine Worte bereute. Dass er eben nicht nur mein Assistent war. Wollte ihm sagen, wie oft ich die letzten Tage über meine Schulter geblickt hatte, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Paar von Augen, die waren, wie ein Anker in einem Sturm. Aber ich glaube, dass wusste er bereits. »Ich war ein Wichser.«, sagte ich stattdessen. Sam nickte erneut und ich seufzte: »Es tut Mir leid.«

Er drückte den Rücken durch, »Du hast mich also in meinem ersten Urlaub seit Ewigkeiten aufgesucht, um mir zu sagen, dass du ein Wichser bist?« Ich legte den Kopf schief, »Hätte ich dich realisieren lassen sollen, wie viel entspannter dein Leben ohne mich ist?« Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, »Bloß nicht.«

Ich starrte ihn an, ihn, und den seltenen Anblick von Big Sam, nicht Mr Cortez, den Assistenten. »Ich habe übrigens den Deal zu unserem Vorteil auslegen können. Ohne die Grundstücke ändern zu müssen.« Sein Lächeln wurde breiter, »Auch das weiß ich bereits. Miss Darcy hat es mir geschrieben.« Ich blinzelte. Bitte was nun? Sam lehnte sich ein Stück zu mir hinüber, »Das war übrigens ein ausgezeichneter Verhandlungsschritt.« Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass er mich gerade lobte. »Ich mache deinen Berichten langsam Konkurrenz, Cortez.«
»Du hast meine Hilfe noch nie wirklich gebraucht, Percy.« murmelte er und ich sah ihn entsetzt an. »Mach darüber bitte keine Scherze. Weißt du eigentlich, wie schlimm die letzten Tage ohne meine persönliche Mary Poppins waren?« Sam nickte resigniert, »Ja, ich hätte wirklich kündigen sollen.«

Lachend klopfte ich ihm auf den Rücken, »Tja, dafür ist es jetzt zu spät.« Ich streckte meine Beine aus, die Frühjahrssonne plötzlich viel wärmer auf meiner Haut. »Also«, zog ich das Wort in die Länge, »das machst du also im deiner Freizeit? Was hast du sonst noch für Hobbys? Blutspenden? Hunde vorm' ertrinken retten?« Sam verdrehte die Augen. »Hat die Kirche dir schon einen Heiligen Titel verpasst, oder braucht man dafür noch ein paar Sammelpunkte?«
»Hörst du dir jemals beim reden zu?« Ich zuckte mit den Schultern, »Ich finde mich sehr amüsant.«
»Natürlich tust du das.«, grummelte er und ich hatte das Gefühl, als würde ich seit Tagen zum ersten Mal richtig durchatmen.