82| Der neue Boss

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doomsday
Lizzy McAlpine

Percy

»Also war er doch da?«, mampfte Darcy über ihrem Musli kauernd. Ihre Haare standen noch ungekämmt in alle Richtungen ab und über ihr Kinn lief Milch. Ich schnappte mir meinen Kaffee und setzte mich ihr erschöpft nickend gegenüber. »Warum ist er nicht reingekommen?«, wollte sie wissen, worauf ich nur mit den Schultern zucken konnte, »Er meinte, er muss noch etwas erledigen.« Was auch immer das war. Es war der nächste Morgen und wir beide saßen ziemlich kaputt am Frühstückstisch. Während es bei ihr an der Überanstrengung des gestrigen Abends war, resultierte meine Müdigkeit aus einer schlaflosen Nacht.

Mein Kopf schien einfach keine Ruhe zu finden.

Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn liebte. Und dann dieser Kuss! Aber irgendwas an seiner Reaktion, hatte mich nicht mehr los gelassen. Dieser Blick in seinen Augen... Ich trank einen kräftigen Schluck Kaffee, versuchte das seltsame Gefühl mit runter zu schlucken. »Geht es ihm gut?«, wollte Darcy wissen und auch diesmal hatte ich keine klare Antwort für sie. Sie verzog unruhig das Gesicht. »Ich rede Heute mit ihm. Es ist wahrscheinlich nur der Stress.«, versprach ich. »Hmm.«, brummte sie. »Mach dir keinen Kopf. Ich lade ihn Heute zum Essen ein. Dann kannst du ihm Bilder von deinem Kleid zeigen.« Darcy stocherte in ihrem Müsli herum, »Es geht nicht um das dumme Kleid.«, brummte sie und ich sah sie fragend an.

Seufzend wechselte sie das Thema, »Also, erster Tag als the Big Boss?« Ich musste grinsen. »Jap.«
»Nervös?«, wollte sie wissen. »Tierisch.«, gestand ich, obwohl sich kaum etwas ändern würde. Nur war der neue Job nicht der einzige Grund für meine Unruhe. Die Verantwortung als Boss fühlte sich noch einmal drastischer an. Darcy grinste mich an, enthüllte damit Teil ihres Frühstücks. »Keine Sorge, du rockst das!«
»Meinst du?«, fragte ich nicht überzeugt. Ich sah auf die Uhr. Ich war spät dran. Sam war wie ich ihn kenne schon längst im Büro, und würde mir wegen meiner Verspätung einen Vortrag halten.

Mein Herz klopfte seltsam schnell, bei dem Gedanken ihm wieder zu sehen.

Darcy widmete sich wieder ihrem Frühstück. »Du hast nicht wirklich eine Wahl, oder?« Kopfschüttelnd stellte ich meine Tasse in die Spüle.

•••

Ich verstand nun warum Dad immer jeden Raum betrat, als würde das Ego in ihm fast schon platzen. Würde mich jeder jeden Morgen so begrüßen, als hätte ich gerade ein Heilmittel für Krebs gefunden, oder so was, würde ich wohl auch irgendwann das Selbstbewusstsein eines verdammten Superhelden mit mir herum tragen.

Freundlich nickte ich den Menschen zu, die mir lächelnd und bestens gelaunt einen guten Morgen wünschten, bis ich endlich mein Büro erreichte. Meine Gesicht konnte sich endlich entspannen, als ich die Tür hinter mir schloss.

»Percival.«, doch die Stimme meines Vaters ließ mich sofort wieder erstarren. Überrascht blickte ich auf, sah wie er sich auf meinem Platz hinter den Schreibtisch platziert hatte. In einem der Sessel vor ihm saß ein fremder junger Mann, der mir freundlich zu nickte. Verwirrt blieb ich vor der Tür stehen. Was machte er schon hier? Ich sollte mich doch erst zum Lunch mit ihm treffen? »Guten Morgen.« begrüßte ich ihn und betrat den Raum. »Was machst du schon hier?«

»Darf ich vorstellen?« begann er und deutete auf den Mann, der gerade dabei war sich zu erheben. »John McLarens.« Ich schüttelte seine Hand, »Freut mich.« John war ein großer schlaksiger Mann, der nervöser schien als ein Kind vor seinem ersten Schultag. Fragend sah ich zu Dad. War es nicht viel zu früh, für Verhandlungen mit einem Kunden? Dads Blick ließ mich erschaudern. Das hatte ich nicht erwartet. Schrecklich ernst sah er mir zu hoch, seine Hände gefaltet, der stolze Ausdruck von Gestern verschwunden. War das jetzt also, wie er mich als zukünftiger Boss behandeln würde? War das wieder ein Teil seiner Erziehungsmaßnahmen? Jetzt, wo ich es geschafft hatte, würde er noch strenger werden? Sein Blick war eisig, so wie damals als Kind, als ich etwas verbockt hatte.

»Gibt es einen Anlass, od-?«
»McLarens ist von Heute an dein neuer Assistent.« Ich blinzelte, hatte mich ganz offensichtlich verhört. Doch Dads Gesicht zeigte keine Spuren eines Scherzes. Was? Was redete er da? Assistent? »Es freut mich sehr für Sie arbeiten zu dürfen, Mr. Moreau.«, brabbelte er mich von der Seite voll. Doch ich hörte ihm gar nicht zu. Ich starrte ihn entsetzt an, wartete darauf, dass Dad mir diese Scheiße erklärte. Ich holte tief Luft, meine Hände seltsam klamm. »Assistent?«, brachte ich eine Spur atemlos hervor. Mein Kopf surrte, und ich war mir nicht sicher ob ich noch einen Puls hatte.

Dad erhob sich, sein enttäuschtes Seufzen wie ein Schlag in die Magengrube. »Sam war eine Bereicherung für diese Firma. Es war eine Schande seine Kündigungsschreiben zu erhalten.« Ich taumelte. Kündigung? Das war nicht fucking witzig! Von was redete er denn da? Ich hatte ihn doch Gestern noch gesehen? »Sam hat nicht gekündigt. Er würde niemals
»Ich habe ihm noch eine neue Position angeboten. Aber er wollte lieber an deiner Seite bleiben.« Sein Blick wanderte kritisch an mir hinab. Als wäre es meine Schuld, dass er... Ich griff mir an die Brust. Meine Schuld? »Ich weiß nicht, was da zwischen euch passiert ist, aber er hat mir heute Morgen seine Kündigung vorgelegt.« Nein. Niemals. Das war eine Lüge. Seufzend legte er den Kopf schief, »Meine letzte Amtshandlung als Geschäftsführer war einen unserer besten Mittarbeiter zu entlassen. Vielleicht würdest du mir erklären, wieso er sich dazu genötigt gefühlt hat?«

Die Welt schwankte. Oder war ich es? Ich krachte gegen den Stuhl hinter mir, verlor beinahe das Gleichgewicht verlor, konnte mich aber noch halten. Rapide blinzelnd sah ich zu Dad.

Er würde nicht- Niemals! Dieser Job, er... Ich packte meine Krawatte, versuchte sie von meinem Hals zu ziehen. Atmen. Ich musste- »Sir?«, besorgte legte McLaurens seine Hand auf meine Schulter. Erschrocken schlug ich sie weg, zerrte immer noch an dem Stoff, »Fassen Sie mich nicht an!«
»Verzeihung, ich wollte-«

Ich wandte mich herum, meine Sicht seltsam verzerrt. »Percival!«, rief mein Vater, aber ich blieb nicht stehen. »Wir sind hier noch nicht fertig! Du hast jetzt Pflichten als neuer Geschäftsführer! Du musst-« Ich zog die Tür des Büros donnernd hinter mir ins Schloss. Erschreckende Blicke der Angestellten im Umkreis legten sich auf ihren neuen Boss, der schrecklich bleich durch die Gänge eilte.

Warum sollte er sowas tun? Das war absurd! Es war doch alles gut gewesen! Einzig - Ich stolperte, als ich an letzte Nacht dachte. Nein. Das konnte nicht der Grund sein. Ich meine- Ich hielt vor seinem Schreibtisch inne. Er war leer. Da war nichts mehr von ihm: keine sorgfältigen Stifte, keine Stapel von Akten - nur eine sauber hinterlassene Tischplatte. Als wäre er nie hier gewesen. Als hätte er gar nicht existiert!

Das machte keinen Sinn.

Meine Finger zitterten, als ich sie ausstreckte, sachte über die Platte fuhr.

Er hatte gekündigt. Samuel Cortez hatte tatsächlich die Firma verlassen.

Die Erkenntnis sickerte nur langsam zu mir durch. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Wie konnte er es wagen! Vor Zorn bebend wirbelte ich herum. Keiner der Angestellten grüßten mich diesmal, als ich gerade Wegs aus dem Gebäude stürmte.

Ich wusste nicht, was in seinem Kopf vor sich ging, aber wenn er dachte, dass er einfach so still und heimlich kündigen konnte, hatte er sich so was von geirrt.

Er konnte was erleben!

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now