73| Vertrauen

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El Tango De Roxanne
Moulin Rouge

Percy

»Ich will nach Hause kommen, Percy. Zu meiner Tochter. Zu dir.« Ich starrte sie an, konnte praktisch spüren, wie sie mir das Herz zerquetschte, als wäre es nichts. Doch diesmal tat es nicht ganz so weh. Ich starrte sie an, das Wort bahnte sie wie ein drohendes Trommel meine Kehle hinauf, »Nein.« Sie stockte, als wäre dieses Wort nicht in ihrem Skript vorgekommen, »Nein?« Ich schüttelte den Kopf, »Nein

Ein ungläubiges Glucksen entkam ihr, »Percy, Du kannst nicht einfach-«
»Nein, du kannst nicht einfach!«, donnerte ich, die letzten Jahre wie Nadeln unter meiner Haut. »Denkst du etwa, du kannst nach all der Zeit hier einfach auftauchen und verlangen wieder zurück in mein Leben zu kommen? So funktioniert die Scheiße nicht, Milena!« Ihr Mund klappte auf, als sie auf mich zutrat, »Ich weiß, ich habe Fehler gemacht, aber sie ist meine Tochter!« Mein Kiefer verspannte. Sie hatte Recht. Und daran konnte ich nichts ändern. »Willst du dem Mädchen wirklich wegen deinem eigenen Stolz ihre Mutter verwehren? Percy, du-!«
»Du hattest eine Wahl!«, keifte ich, fuhr mir durch die Haare. »An jenen Abend habe ich dir gesagt, dass wenn du gehst, dass du-«
»Und das war ein Fehler, okay!«, kreischte sie. »Das weiß ich jetzt auch! I-Ich...«, ihre Stimme brach, als sich Tränen in ihre Augen traten.

»Ich weiß, dass ich dir weh getan habe, Percival. Aber hier geht es nicht nur um uns. Ich... ich will sie einfach nur kennenlernen.« Ich ließ ihre Worte auf mich wirken, doch selbst nach einer Weile wusste ich immer noch nicht, was ich mit ihnen anfangen sollte. Vor ein paar Jahren hätte ich meine Antwort gewusst. Es war noch nicht all zu lang her, da hatte ich gehofft, dass sie genau diese Worte sagen würde. Zurückkommen würde. Doch Zeit war vergangen. Vielleicht zu viel Zeit.

»Sie ist jetzt kein Baby mehr, Milena.« Sie nickte eifrig, trat einen Schritt auf mich zu. »Sie wird sich diesmal daran erinnern, wenn du wieder verschwindest. Ich...«, ich wusste nicht, ob ich dieses Risiko zulassen konnte. Eine schwere Träne rollte ihr über die Wange, als sie nach meinen Händen griff, »Ich habe nicht vor wieder zu verschwinden.« Mein Blick lag auf unseren Händen, als sie ihre Versprochen hervor brachte, wie ein Gebet, »Ich will ihre Mutter sein. In ihrem Leben sein. I-Ich liebe sie, Percy.« Ich entzog mich ihr, »Wieso sollte ich das glauben?«

Ich hatte so lange gehofft, dass sie zu Besinnung kommen würde. Dass sie irgendwann erkannte, wie wundervoll ihre Tochter war. Doch jetzt als es wirklich passierte, schmeckten ihre süßen Worte wie Gift. Sie lächelte und es erinnerte mich an die Zeit, in denen ich für dieses Lächeln alles stehen und liegen gelassen hätte.

»Du wirst mir vertrauen müssen.« Eine große Bitte. »Für Darcy.«

•••

Sam

Es schien als hätte Lancelot den Disput nur in einen anderen Raum verlegt. »Wie konntest du nur?«, warf er seiner Mutter an den Kopf, die bereits am Esstisch Platz genommen hatte, als würde sie lediglich auf verspätete Gäste warten, bevor das eigentliche Essen starten würde. Aber ich befürchtete, den Meisten von uns war der Appetit vergangen. »Sie hat darauf bestanden an diesem Essen teilzunehmen. Was hätte ich den machen sollen? Nein sagen?« Lance sah sie an als hätte sie den Verstand verloren, »Ja, verdammt! Genau das! Weißt du eigentlich was er damals durchgemacht hat? Als sie ihn verlassen hat? Er war am Boden, Mom! Er war-!«
»Das ist mir durchaus bewusst!«, donnerte sie und ich zuckte zusammen. Müde fuhr sie sich über die faltige Stirn, »Himmel, aber sie ist immer noch Darcy's leibliche Mutter und damit Teil der Familie.« Familie. Ich sah hinab auf meine Finger, die viel zu verkrampft ineinander verschränkt waren.

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now