Not your Secretary! [BxB]

34| Schwerer Fall

Nightlight
We Three

Sam

Percy war nur wenige Meter von mir entfernt. Er stand am Eingang zum Garten, als wäre er schon die ganze Zeit hier gewesen. Ich hielt inne. Ich... Wie kam er hierher? Wieso war er hier? »Du hast Besuch.« Nadine schritt auf mich zu, doch ich lies meinen Blick nicht von meinem Boss wandern. Normalerweise arbeitete er um diese Zeit noch. Mein Griff um die Box in meinen Armen verkrampfte. War etwas passiert? Vielleicht etwas mit Darcy? Unruhig stellte ich den Karton mit den Sandwiches auf den Tisch. Nadine erreichte mich und warf mir einen knappen Blick zu. »Er meinte sein Name sei Percy.«, murmelte sie so dass nur ich es hörte, »Ist das etwa der Percy?« Schweigend sah ich zu ihr hinab, ging nicht darauf ein, als sie sich neben mich stellte, wartend die Arme verschränkte. Ich wusste, dass es ein Fehler sein würde, ihr von ihm zu erzählen.

Percival folgte ihr zögerlich und kam schließlich vor mir zum stehen. 3 Meter. 3 Meter Gras waren alle was uns jetzt noch trennten. Gras und sehr viel unausgesprochene Worte. Stockend holte ich Luft. Seine Krawatte hing schief. Wieso hing sie immer ...? Ich ballte meine Hände zu Fäusten. »Sir.«, begrüßte ich ihn knapp und merkte wie er verspannte. Er öffnete seinen Mund immer wieder, als wolle er etwas sagen, dass er aber nicht in Worte fassen konnte. Seufzend begann ich deswegen das Gespräch, »Du hast meine Schwester also schon kennengelernt?«, fragte ich und nickte Richtung Nadine. Percy's Mund blieb offen stehen, sein Blick schnellte zu ihr, »Schwester?«

Seine Überraschung war nichts ungewöhnliches. Die meisten reagierten so, wenn ich sie so nannte. Es war nicht so als sähen wir uns ähnlich. Nicht mal im geringsten: Nadine war eine recht kleine Frau, mit schwarzer Haut und großen freundlichen Augen, während ich ... naja, sagen wir, ich war groß. Nadine legte ihren Kopf gegen meine Schulter, »Nicht verwandt, wir waren ein paar Jahre lang, in der selben Pflegefamilie.«, klärte sie auf und nun war ich es der verspannte. Percy's Blick huschte wieder zu mir, »Ah...«

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Er wusste es bereits. Spätestens seit Vivian es als Verkaufsstrategie verwenden musste. Eine perfekte Mitleids-Story. Ich wandte den Blick ab, »Was wollen Sie hier, Sir?« Seine Augen weiteten sich kaum merklich, »Sam, ich...«, sein Blick huschte zu Nadine und sie schien den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen, denn sie löste sich von meiner Schulter, »Ich lass euch dann mal allein.« Sie warf mir noch einen letzten Blick zu, den ich nicht verstand, bevor sie zu den Kindern schritt, welche immer noch im Schatten der Bäume zeichneten.

Ich vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen. Ich war nicht vorbereit Percival Moreau heute gegenüber zu stehen. Jedenfalls nicht so. Nicht hier. Er sah hinab zu unseren Füßen, seufzte tief, bevor er mich fest ansah, als würde er fürchten ich würde seinem Blick entkommen: »Du hast mir einen Kaffee gebracht.«, stellte er fest. Seine Lippen waren ein dünner Strich, »Einen Kaffee, Sam.« Ich schwieg. »Ich dachte schon, du würdest kündigen.«, murmelte er und fuhr sich über das Gesicht. »Hab' drüber nachgedacht.«, gestand ich und er lies seine Hand sinken, sah mich an. Es stimmte. Für eine Milisekunde. In diesem Meeting, da... »Aber das hast du nicht.«, stellte er fest, doch es klang mehr wie eine Frage. Ich schüttelte den Kopf, »Nein.« Das hatte ich nicht.

Eine Weile sah er mich einfach nur an, und ich musste an den Abend denken, an dem wir auf meinem Balkon saßen. »Warum? Ich meine, ich hab' mich aufgeführt wie ein Arsch, und Vivian-?«, fragte er mich und ich sah für einen Moment zu den Baumkronen, durch die das Licht zu brechen schien. Es gab tausend Gründe, die ich ihm nennen konnte. So viele, warum ich blieb. Aber - »Ich habe Miss Darcy versprochen, Sie zum Geschäftsführer zu machen.« Ich sah wieder zu ihm. Percy nickte verstehend. »Und Ihnen.«

Ich hörte das Lachen der Kinder, spürte dir Sonne auf meiner Haut, schien alles zu spüren, als wäre es das erste mal, als es zwischen uns still wurde. Ich wusste nicht, wie lange wir uns einfach so gegenüberstanden.