37| Die Frau in meinem Leben

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I Wasn't Made to Fall in Love
Miko

Percy

»Wie seh' ich aus?« Ich trat aus dem Bad und posierte wie ein Model für das Vogue-Cover. Darcy hob skeptisch ihren Blick von ihren Hausaufgaben und signalisierte mir mit einer Handbewegung, dass ich mich drehen sollte. Ich leistete folge, und setzte mich ihrem kritischen Blick aus. »Gala oder Diner?«

»Gala.«, antwortete ich und strich meinen Anzug glatt. »Kommt Sam auch mit?«, wollte sie wissen und ich sah wieder zu ihr an den Küchentisch. »Natürlich. Es ist geschäftlich. Es geht um die-«
»Dann nimm die blaue Krawatte.«, unterbrach sie mich und widmete sich wieder, ihren Unterlagen. »Bist du sicher?«, ich beäugte die Graue, die ich bereits sorgfältig um meinen Hals trug. »Hundertprozentig. Blau ist deine Farbe.«

Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.

Seitdem wir die Sache mit den Grundstücken beiseite legen konnten, kehrte alles wieder zurück, so wie es vorher war. Dass hies aber auch, dass wir wieder tief in Arbeit versanken. Dieser Abend war keine Ausnahme. Es stand eine wichtige Gala an, die einzig nur dazu diente, möglichen Geschäftspartnern, ein guten Eindruck von einem zu vermitteln. Es war also als wären wir Vieh, das zum Verkauf vorgeführt wurde. Es fehlte nur noch ein Preisschild um meinen Hals.

Es half nichts. Das Frühjahr war bereits hier und leutete die Halbzeit von Dads Jahr ein.

Mit der blauen Krawatte um den Hals, ließ ich mich neben sie sinken und ruhte meinen Kopf auf die Tischplatte. Darcy pikste mir mit ihrem Stift gegen die Stirn, »Wenn man dich so ansieht, wirkst du, als würdest du bestraft werden!« Theatralisch seufzend rollte ich meinen Kopf zur Seite, so dass ich zu ihr aufsehen konnte. »Ich würde lieber, meine Zehen in Flammen setzten, als mich in dieses Haifischbecken zu begeben.« Kichernd legte Darcy ebenfalls ihren Kopf auf die Tischplatte, »Naja, siehs mal so.Du hast wenigstens Verstärkung.« Ihre Wangen wurden von ihren Hausaufgaben zerquetscht. »Musst' dich nich' allein dem Grauen stellen.« Ich lächelte, als sie mich aufmunternd ansah.

»Du hast Sam.«

•••

Ich betrat den Saal mit einem professionellen Lächeln und dem Selbstbewusstsein eines reichen Arschlochs. Ich spürte, wie Sam mir folgte, nur zwei Schritte hinter mir. »Kennst du irgendjemanden in diesem Raum?«, brummte er und richtete seine Krawatte. Ich ließ meinen Blick über die Arschkriecher wandern, mit denen wir uns Heute rumschlagen durften. »Leider.« antwortete ich und sah über meine Schulter zu ihm zurück, »Und ich hasse jeden einzelnen von ihnen.«

Ich spürte wie er sich zu mir hinab lehnte, näher trat, damit ich der einzige war, der ihn hörte: »Alles klar. Warum hassen wir sie?« Sein Atem streifte meine Wange, als ich sachte lächelte. »Glaub mir, dass wirst du noch früh genug herausfinden.

Und ich sollte Recht behalten. Der Abend zog sich und ich wanderte von einem einschläfernden Gesprächspartner zum nächsten, wie eine beschissene Trophäe. Doch auch wenn mir noch vor ein paar Monaten einen unproffessionellen Kommentar, oder einen kindischen Blick herausrutschte, blieb mein Gesicht jetzt ein gütiges, wissendes Lächeln, wie das von jemanden, der sein Leben unter Kontrolle hatte. So wie mir es mir Sam all die Male eingetrichtert hatte.

Ich ließ meinen Blick von der älteren Dame vor mir, hin zur Menge wandern. Ich und Sam wurden schon vor einer Weile getrennt. Ich wollte wissen, ob er auch schon kurz davor war bei der nächsten Golf-story einfach zu schreien. Ich wollte sehen, ob er mich sah. Mich, und wie gut ich mich Heute schlug. Ich hatte noch niemanden beleidigt, oder einen sarkastischen Witz gerissen, denn niemand außer mir lustig fand.

Ich entdeckte ihn schnell, da er mit seiner Größe in der Menge schwer unterzugehen schien. Er stand ein wenig abseits: sein Gesicht so kalt und emotionslos wie immer, einzig die Art wie er sich an sein Glas klammerte, verriet mir alles, was ich wissen musste. Er hasste es auch. Grinsend nippte ich an meinem eigenen Glas. »Mister Moreau?«

Verwirrt sah ich wieder zu meiner Gesprächspartnerin, die ihren Monolog unterbrochen hatte, als man mir meine Unaufmerksamkeit zu sehr ansah. Entschuldigend legte ich den Kopf schief. Ich hatte absolut nicht zugehört. »Ich habe Sie gefragt, ob wir bald mit einer weitern Verlobung im Hause Moreau rechnen dürfen? Jetzt wo ihr Bruder bald heiratet?« Meine Augen weiteten sich erschrocken. Heiraten? Ich? Sah ich vielleicht aus wie Gwaine? Die Frau - deren Name ich vergessen hatte - lachte auf. »Was? Wollen Sie mir etwa weiß machen, dass jemand wie sie keine Frau in ihrem Leben hat?« Ich lächelte schwach zu meinen Drink hinab, wusste nicht was ich darauf erwiedern sollte.

Die Position der geliebten Frau an meiner Seite war bereits vergeben. Seit ich denken konnte, waren da nur Darcy und ich. Ich brauchte so etwas wie Liebe oder Ehe nicht. Es waren immer nur wir zwei gegen den Rest der Welt. Und das war auch gut so. Und... Ich lies meinen Blick wieder durch die Menge wandern.

Wenn die Meisten hier wüsten, dass sich hinter dem reichen ledigen Milliardären nur ein gestresster Vater verbarg, wäre die Postion an meiner Seite wahrscheinlich nicht ganz so verlockend. Meine Finger verspannten sich um das Glas. Ich dachte gar nicht daran, mich zu verlieben. Das wäre albern und- »Sir?« Mein Kopf schnellte nach Rechts. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Sam an meine Seite getreten war. Überrascht sah ich ihn an, als er eine kurze Begrüßung mit meiner Gesprächspartnerin austauschte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen Mister Moreau für einen Augenblick entführe?« Sein Gesicht blieb ausdruckslos, dennoch schaffte er es auch so, dass die Dame verlegen abwinkte, als hätte er schamlos mit ihr geflirtet, »Aber nicht doch, so lange sie ihn wieder bringen.« Ich hielt an mich, nicht theatralisch meine Augen zu verdrehen.

Sam nickte ihr kurz zu, bevor er sachte meinen Arm nahm und mich an den Rand des Saals führte. »Bitte, bring mich ihr nicht wieder zurück.«, flehte ich flüsternd, als wir in den Schatten der Säulen traten. Sam schmunzelte. »Das ist mein Ernst, Cortez. Wenn ich noch eine Frage bezüglich meiner künftigen Ehefrau beantworten muss, setz ich einen dieser überteuerten Vorhänge in Brand!«, drohte ich, als wir zum stehen kamen. Sein Lächeln verblasste, und er sagte immer noch nichts. Unruhig sah ich um uns herum.

Wir waren nun ein gutes Stück von den anderen Gästen entfernt. War etwas passiert? Etwas, dass er mir nur außer hörweite sagen konnte? »Ich bring dich nicht zurück.«, atmete er aus und fuhr sich über die Haare. Er war nervös. Die Art wie er kaum merklich seine Augen zusammen kniff, seine verkrampften Hände: es war ganz deutlich. Ich reckte mein Kinn, »Was ist los?«

Wenn etwas Samuel Cortez aus der Fassung brachte, war es ernst.

War etwas mit der Firma? Mit Darcy? Mit -
»Ich sterbe vor Hunger und der Fraß hier ist echt nicht zum aushalten.« Ich blinzelte verwirrt. Er atmete tief ein.

»Hast du Lust auf einen Burger?»

Not your Secretary! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt