28| Assistent

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The Last Time
Taylor Swift

Sam

Ich dachte nichtmal ans Anklopfen als ich in sein Büro stürmte. Percy saß über ein paar Dokumente gebeugt und hatte kaum die Chance aufzusehen, bevor ich ihm die Akte vor die Nase klatschte, »Was zum Teufel ist das?«, zischte ich und kam außer Atem zum stehen. Percy sah zwischen mir und der Akte hin und her, »Wow, Sam. Ich glaube, ich habe dich noch nie fluchen gehört. Man könnte fast meinen-«
»Spar dir deine  Scherze und beantworte meine Frage!«, ich öffnete die Akte und offenbarte die Unterschrift. Seine Unterschrift. »Was«, ich versuchte ruhig zu bleiben, zu atmen, »Was ist das?«

Percy presste seine Lippen zusammen, starrte auf seine eigene Schrift, »Meine Unterschrift.«, murmelte er, als würde ich das nicht wissen. Aber das meinte ich nicht, und das wusste er. Ich hatte erst gedacht, ich seh nicht richtig, als ich von dieser sogenannten Planänderungen erfahren habe: »Ihr habt vor Luxusaparments zu bauen in einer Gegend, in denen die meisten kaum mit ihrer Miete hinterherkommen!«, schnauzte ich und wartete auf eine Erklärung. Ich wusste, dass das nicht Percy's Idee sein konnte. Er würde niemals auf so eine Lösung kommen. Er würde niemals ...

Langsam erhob er sich, begab sich damit auf meine Augenhöhe. Mit einem brennenden Zorn starrte ich ihn an. Warum hatte er mit mir nicht darüber geredet, bevor er diese Scheiße unterschrieben hat? Dieses Projekt lief schon seit Monaten, aber der Plan war, diese Wohungen auf der Upper East Side zu bauen! Nicht ... dort!Percy seufzte, drückte sich erschöpft die Brille zurecht, »Wir mussten umplanen.«
»Bullshit!«, entkam es mir. Denn das war es. Bullshit. Seine Augen weiteten sich erschrocken. »Die eigentlichen Grundstücke sind aus unserem Budget gefallen und unser Partner wäre abgesprungen. Das konnten wir nicht riskieren!« Dachte er, dass hätte ich nicht ebenfalls aus dem Bericht herausgefunden, den ich erhalten hatte? Das änderte jedoch absolut gar nichts.

»New York ist riesig!«, schnaubte ich, »Und du erzählst mir, dass ihr ganz zufällig auf diese Grundstücke ausgewichen seid?«, keifte ich. Percy drückte die Schultern durch, hielt meinem Blick stand. Meinem Zorn. »Wir brauchten eine alternative bis Morgen! Wenn wir Mr. Gollow bis zu dem Meeting nichts anderes vorweisen ...« Ich starrte ihn an, und er merkte das ich ihm diese lächerliche Begründung nicht abkaufen würde. Er fuhr sich durch die Haare, setzte neu an: »Sie passen ins Budget und sind-«
»Billig! Sie sind billig und schnell zu haben. Sag es doch wie es ist, Percy!«, zischte ich und stemmte meine Hände auf die Tischplatte. Sein Blick wanderte flackernd - erschrocken- über mich, schien etwas zu suchen, »Was ist denn nur los mit dir?«

Was mit mir los war? War das sein beschissener ernst? Nicht nur die Tatsache, dass er so eine Scheiße einfach unterschrieben hatte, er hatte es mir nicht Mal erzählt! Er war derjenige, der sich völlig anders verhielt, als sonst. Und ich verstand beim besten Willen nicht wieso. »Ich wollte dich gerade genau das gleiche Fragen!«
»Ich mache meinen Job, Sam! Das ist es, was ich tue!«, keifte er und ich schnaubte verächtlich. »Warum sind sie denn so billig, hm? Warum?« Er verstand es nicht. Nein, er wollte es nicht verstehen. »Sam-«
»Die Familien die dort wohnen - was passiert mit ihnen, wenn ihr ihre Wohnungen kauft und ihr diese platt macht, hm? Was passiert mit den Menschen, die sich kaum was zum essen kaufen können, wenn sie auf der Straße landen, weil ihr kurzfristig umplanen musstet?« Er zuckte zusammen als hätte ich ihn geschlagen. Doch meine Wut brannte schmerzhafter als jedes andere Gefühl.

Es war, als hätte mich dieses verschlingende Gefühl in meiner Brust, fest im griff. Percy tritt zurück, sein Blick huschte über die Akte, die immer noch offen vor ihm lag, als würde er diese gerade zum ersten Mal sehen. »Wir finden schon eine Lösung! Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand sein Zuhause verliert!« Ich lachte auf, doch es war als würde ich mich mehr an meinem eigenen Zorn verschlucken. Dass er das wirklich sagen konnte... »Das hast du doch schon!« Ich tippte auf seine geschwungene Schrift. »Du hast bereits diese ganze Scheiße unterschrieben!«

Sein Blick verdunkelte sich.

»Verdammte Scheiße, Sam! Was hätte ich denn tun sollen? Jeder gute Geschäftsmann hätte-«
Meine Faust krachte gegen seinen Schreibtisch. Ich zitterte: »Komm mir nicht so! Komm mir ja nicht so!« Percys Kiefer war schrecklich angespannt, als er mir schlussendlich mit dem gleichen Zorn entgegen sah, der in meinen Augen fackelte:  »Was? Du hast ein halbes Jahr versucht mich zu einem Geschäftsmann zu machen und jetzt, wo ich mich so verhalte wie einer, kannst du mir plötzlich nicht mehr in die Augen sehen?« Das waren nicht seine Worte. So redete Percy nicht. Ich legte den Kopf schief, »Hat Vivian dir das eingetrichtert?«

Das schien der Tropfen zu sein, der das Fass zum überlaufen brachte. Percy erstarrte, sah mich an, doch ich erkannte die Augen nicht, die mir entgegen sahen, »Ich versuche hier nur das Richtige zu tun!«
»Für wen? Hm? Für wen?«
»Für diese beschissene Firma!«, brüllte er, »Für die ich mein ganzes verficktes Leben investiere! Ich hab so viel aufgegeben auf dem weg hier her! Meinen Schlaf, meine Zeit, meine Tochter-«, er stolperte über seine Worte, holte zitternd Luft.  »Ich kann diesen Deal nicht verlieren. Nicht nach allem... Ich dachte, du würdest das verstehen.«

Ich starrte ihn stumm an. Wenn er wirklich dachte, dass ich bei so etwas daneben stehen würde und das auch noch gut finde würde, dann ... Ja dann hatte er mich vielleicht nie wirklich gekannt.

Als ich ihm nicht antwortete, stemmte er ebenfalls seine Arme auf die Tischplatte »Das ist die beste Lösung. Es war meine Pflicht als Abteilungsleiter-«, versuchte er es ruhiger, doch ich war alles, aber nicht ruhig. Ich presste meine Handflächen gegen meine Augen, betete dass er es endlich verstand. »Es ist eben nicht die beste Lösung. Es ist die lukrativste! Da gibt es einen entscheidende Unterschied!«
»Sam!«
»Du kannst das nicht zulassen! Du darfst das nicht-«
»Cortez!« Wütend legte ich meine Hand auf den Bericht, irgnorierte seine Worte. »Ich versuche dir hier zu helfen!« Warum sah er dass denn nicht? Dachte er ich will mich mit ihm streiten? Ihn anschreien? »Und vielleicht brauche ich deine Hilfe nicht!«, brüllte er. »Ich kann Entscheidungen auch ohne deine ständigen Ratschläge treffen!«
»Als ein Freund, ist es meine Pflicht-!«
»Assistent!«, keifte er und die Luft verließ den Raum. Ich taumelte einen Schritt nach hinten.
»Was?« Meine Wut war erloschen, stattdessen krallte sich etwas kaltes um meine Brust.

Percy schien nichts davon zu sehen. Nein, die Wut hatte ihn mittlerweile voll und ganz im Griff. »Am Ende des Tages bist du immer noch mein Assistent! Und die Entscheidung liegt bei mir!« Ah. So war das also. Seine Augen weiteten sich, als würde er seine Worte erst jetzt hören, jetzt wo er sie bereits ausgesprochen waren. Jetzt, wo sie...

Nickend trat ich ein paar Schritte zurück. Er hatte Recht. Ich arbeitete für ihn. Wieso hatte ich das jemals vergessen? Percy fuhr sich durch die Haare, sein Mund öffnete sich und schloss sich immer wieder, als würden ihm die Worte fehlen. Aber er musste nichts erwiedern. Es war schon alles gesagt, was gesagt werden muss. Ich räusperte mich, versuchte seinem Blick nicht auszuweichen, auch wenn es das war, was ich am liebsten tun wollte.

»Tut mir leid, Sir. Es ... Es scheint als hätte ich vergessen, wo mein Platz ist.«, sagte ich kalt und wandte mich zum gehen. Er hatte Recht. Ein Assitent hatte sich nicht bei solchen Entscheidungen einzumischen. Es war dumm von mir zu glauben - »Nein. Fuck!« Percy streckte die Hand zu mir aus, wollte mich aufhalten, doch da hatte ich ihm bereits den Rücken zugewandt. »Sam, so habe ich das nicht gemeint! Es tut mir-« Ich drehte mich nicht zu ihm um, als ich die Tür donnernd hinter mir ins Schloss zog.

»Sam!«

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now