19. Kapitel

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Etwa fünf Minuten später saßen wir alle versammelt im Wohnzimmer. Alex hatte mir und Vicky einen Tee gemacht, den wir genüslich tranken.

,,Sophia, ich bin echt stolz auf dich. Genauso wie auf dich Vicky. Ihr habt genau richtig gehandelt." ,sagte Phil nun. Scheinbar wollte er endlich das Gespräch ankurbeln, denn wir saßen nun schon weitere zehn Minuten schweigsam auf dem Sofa. Alex saß neben mir und Birgit neben Vicky. Ich hatte Alex darum gebeten bei mir zu bleiben. Ich brauchte ihn einfach, er hatte mir heute schon zweimal mit seinen Worten und seinen Umarmungen geholfen. Ich wollte einfach seine Sicherheit spüren, denn das war es was ich im Moment brauchte. Franco war irgendwie seltsam, ich weiß nicht warum, aber er hatte Alex vorhin irgendwie, Eifersüchtig? angefunkelt.

,,Okay also,.." ,begann Vick nun wirklich. ,,Ich war heute Nachmittag einfach mit Sophia zum spazieren am Rhein verabredet. Als wir jedoch an der Rheinbrücke ankamen sagte Sophia plötzlich es würde jemand oben über der Brüstung stehen, ich konnte nicht mehr dazu sagen, denn sie rannte schon los." ,beendete Vicky ihren Satz und sah mich auffordernd an.
,,Ja, ich sah einfach nur das jemand da oben stand und bin los. Im laufen habe ich Vicky noch zugerufen, sie solle den Rettungsdienst rufen, was sie ja offensichtlich auch gemacht hat. Ich teilte ihr dann kurz mit das sie dort warten solle und euch dann den Stand der Dinge erläutern wenn ihr da seid. Ohne sie erneut zu Wort kommen zu lassen bin ich dann zu dem Mädchen. Ich habe sie dann als das beliebteste Mädchen unserer Klasse erkannt. Emma. Ich habe kurz überlegt was ich jetzt tun sollte. Bin dann aber ziemlich schnell zu dem Schluss gekommen sie anzusprechen. Ich wusste ja nicht wie lange sie da schon steht oder wie lange ihr noch brauchen würdet. Wann wart ihr eigentlich da?" ,beendete ich meine Erzählung kurz.
,,Wir sind kurz nachdem du angefangen hast mit ihr zu reden eingetroffen." ,erklärte mir Phil.
,,Warum habt ihr nicht früher eingegriffen?" ,fragte ich schokiert. Außer Phil und Dutin wusste ja keiner, dass sie fast abgestürzt wäre.
,,Erfahrung, oft wenn uns solche Patienten sehen, verfallen sie noch mehr in Panik. Das wäre in der Situation nicht sonderlich förderlich gewesen. Ich habe außerdem in dich vertraut. Sonst hätte ich natürlich eingegriffen." ,erzählte mir Phil weiter. Wow, er hatte nicht eingegriffen, weil er auf mich vertraut hatte.
,,Danke." ,ich schaute Phil sprachlos an.
Alex musste schmunzeln. ,,Toll, willst du uns jetzt auch erzählen was passiert ist. Phil und Dustin wissen es schon und langsam werde ich echt neugierig." Jetzt war ich an der Reihe mit lachen.

,,Klar, entschuldige Alex. Ich sprach das Mädchen also an. Sie war so verzweifelt. Ich weiß nicht was sie dazu getrieben hat, sie hat mir nur etwas davon erzählt das ihre Eltern und ihre ganze Familie sie schickanieren würden." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Sie hat mich dann gefragt was ich dort wollte und ob ich sie jetzt auch noch weiter mobben wollte. Ich habe daraufhin gesagt das ich mit ihr reden wolle. Sie reagierte abwehrend und meinte ich würde doch eh nicht verstehen wie es ihr ging." Ich stockte. Dann, ich konnte es einfach nicht mehr zurückhalten, liefen auch die Tränen. ,,Hey, alles gut Sophia. Du musst das jetzt nicht erzählen wenn du nicht möchtest." ,redete Vicky auf mich ein. Ich schluchzte. ,,Könntest du diesen Teil erzählen?" ,fragte ich sie. Sie schaute mich mit so einem bist-du-dir-sicher-Blick an. Ich nickte erneut, ich wollte das es alle wussten. Ich hatte es überwunden. Ich hatte es geschafft. Dann bemerkte ich die fragenden Blicke die auf mir und Vicky lagen.
,,Sophia konnte Emma sehr wohl verstehen." ,begann Vicky und schaute mich fragen an. Ich nickte erneut um ihr zu betätigen das sie es erzählen durfte. ,,Sophia hat es damals auch versucht." Ich schloss die Augen, ich wollte ihre Blicke nicht sehen. Sie würden mir bestimmt Vorwürfe machen. Ich spürte eine Umarmung daraufhin öffnete schließlich doch die Augen. Ich blickte in schokierte Gesichter während ich in Alex Armen lag. ,,Ich bin stolz auf dich. Es gehört viel Mut dazu, darüber zu sprechen und dann auch noch vor der halben WG." ,sagte Alex als er sich wieder löste und man konnte den stolz in seiner Stimme hören. ,,Erzähl weiter." ,animierte ich Vicky nun mit brüchiger Stimme. ,,Sicher?" ,fragte diese mich etwas überrascht. ,,Ja, sie sollen es ruhig erfahren. Ich kann darüber aber nicht sprechen."
Vicky nickte verständnisvoll und erzählte weiter. Die anderen hatten sich mittlerweile auch wieder gefangen. ,,Wir müssen damals 12 gewesen sein. Sophia hatte ebenfalls versucht von der Rheinbrücke zu springen." Jetzt lagen alle Blicke wieder auf mir. Doch ich konnte nicht einen Vorwurf darin erkennen eher Besorgnis und Unglaubwürdigkeit. ,,Hat das keiner mitbekommen?" ,fragte mich nun Franco. ,,Nein, ich hatte Vicky einen Brief geschrieben. Sie fand ihn schneller als erwartet und kam. Sie hat mich damals runter geholt. Das ist der Grund weshalb wir beide so reagiert haben. Wir fühlten und beide in die Situation von damals versetzt. Vicky sah nicht Emma da oben sondern mich. Ja und ich, keine Ahnung. Ich glaube ich habe mein jüngeres ich gesehen. Vicky hat es wohl etwas mehr mitgenommen, weshalb sie in ihre Schockstarre verfallen ist." ,erzählte ich die Geschichte zuende. ,,Naja, so würde ich das nicht sagen. Du standest so unter Strom mit dem Adrenalin im Körper, dass du umgekippt bist als das Adrenalin zurück ging." ,wandte nun Phil ein.
,,Interessiert es euch was ich ihr sonst noch gesagt habe oder soll ich zu dem Punkt springen an dem..." ich stoppte um die Spannung zu wahren.
,,Also mich würde es interessieren. Der Erfahrung halber." ,wandte Dustin ein.
,,Ach komm schon Dustin, ich will wissen welchen spannenden Punkt ihr uns verschweigt." ,jammerte Alex.
,,Ach Alex, dazu komme ich schon gleich. Ok Dustin also, ich habe ihr noch gesagt, dass ich mit ihr darüber reden würde, wenn sie runter kommt, also über ihre Probleme. Sie wollte jedoch noch nicht. Ich akzeptierte das erstmal, das schlimmste was du machen kannst ist jemanden dazu zu drängen. Ich lehnte mich etwas an die Brüstung um ihr zu zeigen das ich warten würde, bis sie soweit ist. Ich gab ihr das Gefühl die Kontrolle über die Situation zu haben. Dann fragte ich, ob ich ihr was anvertauen könnte. Sie fühlte sich, ich zitiere ,,verarscht", warum sollte ich ihr helfen oder ihr etwas anvertauen. Sie würde mich doch seit der fünften Klasse mobben. Ich erzählte ihr schließlich das ich auch schonmal in so einer Situation gewesen bin. Aber das ich jetzt lebe und glücklich sei. Was auch immer sie durch machte es würde vorbei gehen. Erklärte ich ihr. Dann fragte ich sie, ob sie wirklich für ein vorrübergehendes Problem eine endgültige Lösung wolle. Ich setzte noch einen oben drauf und fragte, ob sie Angst hätte. Sie bejahte, sagte jedoch es würde keine andere Lösung geben. Ich erwiederte daraufhin, dass es immer eine andere Lösung gäbe und sie nur meine Hand nehmen müsse. Ich versprach ihr, dass wir eine Lösung für ihre Probleme finden würden. Zusammen. Sie redete noch ein bisschen weiter, es würde keinen Sinn machen. Als sie sich dann tatsächlich zögernt meiner Hand näherte..." ,ich stockte.

,,Verlor sie ihr Gleichgewicht und stürzte hinab. Ich reagierte blitzschnell und packte sie am Handgelenk. Kurz hatte ich Angst selbst das Gleichgewicht zu verlieren, schaffte es jedoch sie hoch zu ziehen und auf den Boden zu setzen. Ich umarmte sie, gab ihr Sicherheit. So wie Alex es zuvor gemacht hatte." Ich blickte zu Alex und sah wie er rot wurde. ,,Dann kamen Phil und die anderen auf uns zu. Dustin zog mich weg. Dann weiß ich erst wieder das Dustin mit meinem Handy telefoniert hat und wir kurzdarauf im NEF saßen."

Ich blickte in schokierte und zugleich stolze Gesichter.

,,Ja, du bist mir auf einmal weggekippt. Was für nen Schreck du mir eingejagt hast." Dustin schüttelte den Kopf. ,,Phil kam direkt angelaufen, nachdem er dich gesehen hat und hat dir einen Schmerzreiz gesetzt, woraufhin du wieder wach geworden bist. Dann hat dein Handy geklingelt und du hast es mir, auf nachfrage, gegeben."
,,Ich habe angerufen." ,stellte Alex schokiert fest. Das brachte mich irgendwie zum lachen. ,,Ja." ,betätigte ich ihm nochmal.
,,Das ist also heute innerhalb der letzten Stunden so passiert." ,meinte nun Vicky grinsend.
Alle sahen schokiert aus.
,,Danke das du uns so einen tiefen Einblick gegeben hast. Ich meine wer weiß wann wir mal in so einer Situation sind. Ich habe auf jedenfall einiges mitgenommen aus deinem Verhalten." ,erklärte Dustin.

Nach etwa zehn Minuten die wir schweigend im Wohnzimmer verbracht hatten meldete sich Birgit zu Wort. ,,Okay, ich denke wir gehen jetzt Vicky. Es ist schon spät." Ein Blick auf die Uhr verriet mir das wir gute zwei Stunden geredet hatten. Vicky nickte und die beiden verabschiedeten sich.

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Leute, hoffe ihr fandet da Kapitel nicht komplett langweilig, weil es im endefekt eine komplette wiederholung zu gestern und vorgestern war. Aber ich wollte es trotzdem irgendwie schreiben und einige neue Infos sind ja drinne.

Außerdem mal ein super langes Kapitel. (1500) Wörter.

Hab euch lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt