111. Kapitel

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Sophias Sicht:

Mit Mühe schleppen uns die Jungs nach oben in die Radiologie. Mir geht es wirklich dreckig und die Luft wird immer knapper. Mir ist schwindelig und ich habe das Gefühl die Welt um mich herum dreht sich.

Ich habe keine Ahnung wie es Jo gerade geht, aber wenn ich ehrlich zu mir bin ist mir das gerade echt egal. Ich weiß, das klingt hart, aber es ist die Wahrheit.

Die drei übergeben uns an die Schwestern, welche uns helfen uns für das röntgen bereit zu machen. So wirklich nehme ich nichts um mich herum bewusst war, es passiert einfach.

Jo ist zuerst dran, danach ich. Zum Glück ist es heute so leer und die Menschheit hat sich scheinbar dazu entschieden uns den Vortritt zu lassen.

Kurzdarauf liege ich neben Jo in zwei zusammengeschoben Betten. Franco hat auf meiner Seite und Alex auf seiner Seite platz genommen. Phil läuft unruhig im Raum hin und her und treibt mich damit in den Wahnsinn.

In der Zwischenzeit haben Jo und ich auch Sauerstoffbrillen bekommen, da unsere Sättigung scheinbar unterirdisch ist. Mir soll das recht sein.

Unter unseren Bettdecken halte ich mit Jo Händchen und allein dadurch spüre ich seine unruhe und seine Angst. Äußerlich ist ihm nichts anzusehen und er wirkt fast friedlich.

Als Gisela den Raum betritt, spannt er sich noch ein bisschen mehr an.

,,Hey, lasst den Kopf nicht so hängen, das wird schon wieder", wendet sie sich kurz an uns, nur um sich dann wieder Phil zuzuwenden und ihm die Ergebnisse in die Hand zu drücken.

Ohne ein weiteres Wort verlässt sie den Raum und schließt hinter sich die Tür. Phil zieht die Röntgenbilder hervor und mustert sie genau. Alex ist an seine Seite geeilt und mustert sie mit ihm. Beide sehen nicht begeistert aus und tauschen für sie scheinbar eindeutige Blicke.

Mir fehlt schlicht die Kraft um nachzuhaken und auch Franco scheint Angst vor den Ergebnissen zu haben. Sie drehen sich gleichzeitig zu uns um, schauen sich noch einmal an, dann lässt sich Phil endlich dazu herab uns mitzuteilen, was die beiden längst zu wissen scheinen.

Beide setzen sich zu uns aufs Bett, Alex nimmt Jos Hand und Franco gibt meine frei, welche Phil sich gleich schnappt.

,,Also ihr zwei. Auf den Röntgenbildern sieht man bei euch beiden deutliche Flüssigkeitsansammlungen. Deswegen und wegen eurer Atemnot bleibt ihr auf jedenfall schon mal hier. Aber die ersten zwei drei Nächte möchte ich euch zur Überwachung auf der ITS haben. Reine Vorsichtsmaßnahme natürlich. Dir, Sophia lege ich gleich noch einen Zugang, dann bekommt ihr beiden regelmäßig Antibiotika und für die Anfangszeit noch Schmerzmittel."

Als Phil sagt, dass wir auf die Intensivstation müssen wird mir schon ganz anders zu mute, das scheinen sie auch zu bemerken.

,,Macht euch keine Gedanken. Lieber einmal zu viel geschaut, als einmal zu wenig. Außerdem seit ihr ja zu zweit und wir kommen auch so oft wie möglch vorbei. Vicky kann euch ja alles aus der Schule vorbeibringen", versucht Alex uns aufzumuntern.

Ich nicke nur und drehe mich zu Jo um, um in sein sein Gesicht sehen zu können. Mittlerweile kann ich die Angst in seinen Augen sehen. Ich drücke seine Hand ein letztes mal, bevor wir von den Jungs in unser Zimmer für die nächsten Tage geschoben werden. Habt ihr wieder super hinbekommen.

Phil muss dann leider doch wieder Arbeiten, aber Alex und Franco bleiben, obwohl man ihnen ansieht, dass sie eine Mütze schlaf gebrauchen könnten. Immerhin kamen sie vorhin direkt vom Dienst.

Und so ziehen die nächsten Tage an uns vorbei. Heute kann leider keiner von den Jungs kommen, da alle arbeiten müssen. Aber in den letzten Tagen war eigentlich immer jemand da und auch Vicky war zweimal da.

Oli hat vorhin gesagt, dass wenn es weiter so gut voran geht mit unsererm Zustand, wir morgen auf Normalstation kommen. Ich bin froh diesen nervigen Monitor dann auch Nachts los zu sein.

Meine Gedanken werden unterbrochen als es an der Tür klopft und auch Jo scheint verwirrt.

Wer kann das denn jetzt sein? Die Jungs und Paula sind arbeiten und Zeit fürs Mittagessen ist es auch noch nicht.

,,Herein?" Mit der Person die den Raum betritt hätte ich wirklich im Leben nicht gerechnet.

,,Hey ihr beiden. Ich wollte mal schauen wie es euch geht. Hab gehört, dass heute alle arbeiten müssen", begrüßt uns Linus, zieht sich einen Stuhl neben unsere Betten und setzt sich.

,,Besser, schön das du da bist."

Natürlich kann er sich den Blick auf die Monitore neben unserem Bett nicht verkneifen. Da sind aber auch wirklich alle Ärzte gleich oder?

,,Das freut mich zu hören. Ich hab mir wirklich sorgen um euch gemacht, als ich mitbekommen habe, dass ihr auf der ITS liegt", gibt er zu.

,,Danke, aber du musst dir wirklich keine Sorgen um uns machen. Wir haben doch unsere persönliche Ärztefront."

Lache ich, leider habe ich nicht bedacht, dass lachen keine so gute Idee ist und um mich daran zu erinnern, beschert mir mein Körper direkt wieder eine Schmerzwelle. Ich zucke heftig zusammen und krümme mich. Linus drückt ohne lange darüber nachzudenken den Knopf und kurz darauf stürmt Oli das Zimmer.

,,Was ist los?"

Er kommt direkt an meine Seite und legt eine Hand auf meinen Rücken.

,,Gelacht", presse ich hervor und drücke meine Hand weiter auf meine Brust.

Warum muss sowas immer mir passieren? Durch den Schmerz habe ich auch angefangen schneller zu Atmen was mir meine geschädigte Lunge mit einem Hustenanfall dankt.

,,Ganz ruhig Sophia wir haben das gleich wieder. Linus bleib mal bei Sophia, ich hole Schmerzmittel", verteilt Oli Anweisungen und versucht mich im gleichen Atemzug zu beruhigen.

,,Mach ich, bring am besten noch einen Hustenstiller mit."

Linus setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Aus dem Augenwinkel bemerke ich einen verängstigten Jo, bin aber gerade nicht in der Lage mich um ihn zu kümmern.

,,Versuch mal wieder normal zu Atmen, dann tut es auch nicht mehr so weh", versucht es Linus nochmal.

Beruhigend streichelt er meinen Rücken, während mir die Verzweiflung langsam Tränen in die Augen treibt.

Wie ich Kettenreaktionen hasse...

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Sooo, hab dann auch noch ein Kapitel für euch.

Heute zwar keine Glanzleistung und bin wirklich nicht zufrieden, aber ich hoffe ihr könnt trotzdem was damit anfangen.

Jetzt geht es auch im Rhytmus weiter, das heißt wir lesen uns am Dienstag wieder!

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt