107. Kapitel

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Sophias Sicht:

Erschöpft von dieser Achterbahn der Gefühle schieben wir uns in eine waagerechtere Position auf dem Sofa. Eine Zeit lang ist es still und jeder hängt seinen Gedanken nach.

,,Bevor wir doch einschlafen muss ich euch nochmal ärgern", wendet Linus ein, ich war tatsächlich gerade dabei meine Augen zu schließen.

,,Okay", gebe ich nur leise von mir. Mir ist klar was er will. Temperatur messen. Also setze ich mich selbstständig auf, greife nach dem Thermometer und reiche es Linus. Er misst die Temperatur und scheint zufrieden. Da er meinen fragenden Blick bemerkt hält er es mir hin. 36,4. Das ist gut, fast im Normalbereich.

,,Misst du bei Jo?", will er anschließend wissen. Ich nicke nehme ihm das Thermometer wieder ab und gehe leise zu Jo. Ich hoffe er wacht jetzt nicht auf. Ich schaffe es zum Glück wirklich seine Temperatur zu messen ohne ihn zu wecken, allerdings lässt diese zu wünsche übrig. Ich drehe mich zu Linus und werfe ihm einen besorgten Blick zu.

,,38,5." Ich lege das Thermometer wieder auf den Tisch und gehe zurück zu Linus.

Warum lege ich mich nicht zu Jo?

Ich wusste es selbst nicht, aber ich fühlte mich gerade sehr wohl bei Linus und hatte auch das Gefühl, dass es uns beiden gut tat etwas Unterstützung vom anderen zu bekommen.

Linus hebt die Decke unter der er liegt an und rutscht in Richtung Sofalehne, damit ich mehr platz habe. Ich kuschel mich ein, ziehe meine Beine zur Brust und schließe die Augen.

Linus bewegt sich unschlüssig hinter mir und weiß offensichtlich nicht wo er seinen Arm platzieren soll. Kurzerhand schnappe ich ihn mir und lege ihn um mich, rücke noch ein Stück an Linus ran und lasse mich von seiner wärme einlullen.

In der Nacht werde ich wach, als sich jemand in meinem Rücken unruhig bewegt. Ich ziehe mich in eine aufrechte Position und erkenne Linus. Er wälzt sich hektisch hin und her und ich bin mir sicher, dass wenn ich nicht aufgewacht wäre er mich gleich heruntergestoßen hätte.

Ein Blick zu Jo sagt mir, dass er immer noch schläft wie ein Stein.

Linus murmelt einige unverständliche Sachen Ich verstehe einzelne Wörter wie ,,Alea" und ,,Lou". Plötzlich beginnt er zu treten und die Tränen beginnen zu fließen. Ich muss ihn wecken, bevor er sich oder mich verletzt, geht mir durch den Kopf.

,,Hey Linus! Wach auf, es ist nur ein schlechter Traum! Linus!" Ich rüttle an ihm, spreche ihn an, aber er schlägt noch wilder um sich und versucht mich loszuwerden.

So ungern ich das tue, weil ich weiß wie man sich dabei fühlt, greife ich nach seinen Armen und halte sie fest. Er währt sich, tritt stärker um sich. Ich weiß nicht woher ich die Kraft nehme,  aber ich setze mich ohne viel darüber nachzudenken auf seine Beine und fixiere ihn somit unter mir.

,,Linus, komm schon! Es ist nur ein Traum!", nichts scheint zu ihm durchzudringen.

Wie kann Jo eigentlich schlafen bei dem Lärm den wir machen müssen?

Als ich mich kurz darauf konzentriere seinen Puls zu messen und den Griff um die andere Hand etwas lockerer lasse passiert es.

Er schafft es sich loszureißen und verpasst mir eine. Na dankeschön.

Gequält stöhne ich auf, beachte den Schmerz aber erstmal nicht weiter und widme mich wieder mit voller Aufmerksamkeit dem festhalten seiner Arme.

Notiz an mich selbst: Besser aufpassen bei Albträumen und umher schlagenden Extremitäten.

Ich setzte meine Hoffnungen in einen Schmerzreiz, welchen ich mittig auf seinem Brustbein platziere.

,,Linus, komm es ist nur ein schlechter Traum!", versuche ich verzweifelt ihn zu wecken.

Was träumt der nur für eine verdammte Scheiße?

Ich setzte noch einen Schmerzreiz und es scheint tatsächlich zu wirken. Langsam und verwirrt öffnet Linus die Augen noch halb am schlafen. Seine Atmung ist noch immer hektisch und unkontrolliert.

,,Alles gut. Es war nur ein Albtraum", beruhige ich ihn sofort.

,,Wa...Was ist passiert?", bringt er außer Atem hervor.

,,Schau mich an und atme mit mir, komm", animiere ich ihn. Ich atme so, dass es für ihn gut sichtbar ist und lasse eine Hand auf seine Brust wandern. Mit der anderen Hand führe ich seine zu meinem Brustkorb um ihn meine Atmung spüren zu lassen.

Nach einiger Zeit hat er sich beruhigt. Inzwischen habe ich mich auch wieder neben ihn gesetzt.

Als er sich aufrappelt und endlich ein Licht einschaltet wechselt sein Blick sofort von Dankbarkeit und Erschöpfung zu Schock und Sorge.

,,Was ist los?", frage ich, da mir nichts einfällt, was ihn jetzt in so eine Sorge versetzen könnte...

Mein Blick streift sein Oberteil und mir wird sein Blick klar. Scheiße aber auch. Langsam dring auch der Schmerz von seinem Schlag zu mir durch und das Adrenalin in meinem Blut nimmt immer weiter ab. Sein Shirt ist nicht nur total verschwitzt sondern auch blutig.

,,Ist das...?" Ich muss meinen satz nicht beenden, Linus weiß was ich sagen wollte und nickt.

,,Ja, das ist dein Blut. Ganz ruhig, darf ich mal schauen?" Er setzt sich zu mir und nachdem ich ihm die Bestätigung gegeben habe tastet er vorsichtig meine Nase ab, trotzdem tut es höllisch weh.

Danach reicht er mir ein Taschentuch, da meine Nase noch immer zu bluten scheint.

,,Halte mal bitte deinen Kopf nach vorne, ich bring dir was zum kühlen für den Nacken." Damit steht er auf und verlässt das Wohnzimmer. Ein Blick zu Jo lässt mich erahnen, warum er so tief schläft und nichts mitbekommt.

Sein Shirt ist so wie das von Linus total durchgeschwitzt, nur bezweifle ich das es bei ihm ebenfalls durch einen schlechten Traum kommt.

Linus kommt wieder und legt mir ein Kühlpack in den Nacken.

,,Du Linus. Kannst du bei Jo nochmal Temperatur messen?" Auf meine Worte hin mustert auch der Notarzt meinen Freund und scheint zu dem gleichen Schluss zu kommen. Nickend steht er auf, schnappt sich das erneut das Thermometer und versucht Jonathans Temperatur zu messen ohne ihn zu wecken. Als er die Temeratur abließt wirkt er noch besorgter.

,,39,5. Das ist wirklich grenzwertig. Am liebsten würde ich ihm was geben", gibt Linus zu und kommt mit dem Thermometer zu mir.

,,37,5. Huii, das ist jetzt aber schnell gestiegen." Er bedenkt mich mit einem kritischen Blick und setzt sich wieder neben mich. Bittle lass mich nicht auch krank werden, flehe ich in Gedanken.

Nachdem er meine Nase noch einmal geprüft hat, darf ich mich wieder normal hinsetzen.

,,W-Wa-War ich das?", fragt er stotternd und in seiner Stimme schwingt definitiv Angst mit.

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Da sind wir wieder mit Sophia, hoffe es gefällt euch.

Ich versuch den zweitages Rhythmus auch in Zukunft beizubehalten, allerdings, beginnt am Montag auch bei mir die Schule wieder, also keine Versprechungen in diese Richtung!

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt