67. Kapitel

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Sophia's Sicht:

Ich sitze immer noch im Wald und denke nach. Welchen Sinn hat das leben noch? Aber ich kann doch jetzt nicht aufgeben. Ich habe so viel erreicht. Habe gute Noten, mehr oder weniger. Ich kann jetzt nicht mein neues Leben zurücklassen. Jo. Mein Eltern wären bestimmt enttäuscht, wenn sie wüssten, dass ich wirklich darüber nachdenke mir das Leben zu nehmen. Wären sie sauer, wenn sie mich so wieder treffen würden? Würden sie sich nicht für mich wünschen, dass ich genau das Leben lebe was ich möchte? Und ich? Was tue ich?Iich schmeiße alles weg. Man bietet mir Hilfe an und ich lehne sie ab.

Ein wimmern befreit mich von meinen erdrückenden Gedanken. Ich stehe auf und suche nach der Ursache. Schnell finde ich sie. Ein Hund. Er hat sich in einer Dornenranke verheddert. An seiner Pfote klebt Blut. Er ist wunderschön, helles, fast weißes Fell, bis auf einen braunen Fleck um sein rechtes Auge. Seine Ohren hängen schlapp herunter. Vorsichtig nähere ich mich dem verängstigten Hund. Er trägt kein Halsband, es sieht fast so aus, als hätte ihn jemand ausgesetzt. Er ist jung, sehr jung. Er schnuppert langsam an meiner Hand. Er wirkt misstrauisch. Weiterhin sehr vorsichtig versuche ich die Ranke um seine hintere Pfote zu lösen als ich ihn befreit habe, wickele ich meinen Schal wie einen Verband darum. Ich rechne schon damit, dass er sofort losrennt, aber er bleibt, kreist hinkend um mich herum. Ich gehe zurück zu meinem Unterschlupf und er folgt mir auf Schritt und tritt.

Es ist bereits hell geworden. Wir müssten bereits acht Uhr haben. Der Hund, ich habe ihn Whisper genannt, war die ganze Nacht bei mir und hat sich neben mich gelegt. Ich finde Whisper sehr passend, da ich ihn sehr geheimnisvoll finde. Flüstern bringe ich allerdings auch mit Vertrautheit und Zuneigung in Verbindung. Diesen Hund haben mir meine Eltern geschickt. Ich fühle mich um einiges besser seit gestern, zumindest mental. Ich spüre förmlich wie ich nach und nach unterzuckere und durst habe ich auch. Vorhin habe ich mir nochmal Whispers Wunde angesehen, sie sieht gut aus. Den Schal habe ich wieder darum gebunden. Ständig habe ich Angst, das sie mich finden könnten. Der Wald ist nicht weit von der WG, aber zurück kann ich auch nicht. Sie sind bestimmt sauer.

Ich spreche viel mit Whisper, auch wenn es seltsam ist, ich habe das Gefühl er versteht mich. Er urteilt nicht. Ich kann mit ihm über alles sprechen und er weiß genau, wann er zu mir kommen muss, wann ich die seine wärme brauche. Ich habe ihm auch von meinen Suizidgedanken erzählt, er hat den Kopf schiefgelegt und ist sofort zu mir gekommen. Mittlerweile finde ich es lächerlich, ich möchte mich nicht umbringen, ich möchte leben, meine Träume, die meiner Eltern. Ich kann die WG nicht im stich lassen, aber zurück traue ich mich auch nicht. Ich werde plötzlich sehr müde, ich lege mich zurück und schließe die Augen, das letzte was ich spüre ist Whispers Nase, die mich anstuppst.

Phil's Sicht:

Langsam kommen Alex und Franco wieder so richtig zu sich. Wir sind alle erleichtert, dass es ihnen gut geht. Gerade ist Paula bei ihnen, der Rest sitzt im Wohnzimmer und wartet. Plötzlich nehme ich ein bellen wahr. Zunächst nehme ich es nicht ernst, aber es klingt, als wäre es direkt vor der Tür.
,,Was ist das denn?",jammert Dustin, der die Nacht nicht viel schlaf bekommen hat, genau wie wir auch. Schließlich stehe ich auf und schaue nach.

Tatsächlich, vor unserer Tür steht ein Hund, noch relativ jung, fast weißes Fell und einen braunen Fleck um sein rechtes Auge. Als er mich bemerkt wird er still und läuft ein Stück die Straße runter, ich schaue ihm verwirrt hinterher. Er dreht sich um kommt zurück und wiederholt das ganze. Ich beobachte ihn etwas genauer. Er hinkt. Ich schaue genauer hin. Seine Hinterpfote ist verbunden, mit einem Schal...? Der Hund läuft immer wieder ein Stück die Straße runer und kommt wieder zu mir. Ich bücke mich zu im herunter um den Schal genauer zu betrachten. Warte mal, das ist nicht irgendein Schal, das ist Sophias Schal! Sofort bin ich auf den Beinen der Hund bellt mich wieder an. Will er das ich ihm folge? Schnell renne ich zur Tür rein.
,,Da draußen der Hund, er ist verletzt. Jemand scheint ihn verbunden zu haben." Der Hund vor der Tür fängt wieder an zu bellen. ,,Er ist verbunden mit Sophias Schal und ich denke er versucht uns zu sagen, dass wir ihm folgen sollen." Sofort sind alle hellwach.
,,Okay, Stephan, Dustin, geht mit. Der Rest bleibt hier.",entscheidet Paul schnell. Ich stürme wieder zur Tür. Er ist noch da.
,,Ja, was willst du uns zeigen?",animiere ich ihn. Als würde er mich verstehen rennt er los. Wir folgen ihm. Dustin hat in weiser vorraussicht noch meine Notfalltasche mitgenommen.

Dustin's Sicht:

Ich hoffe wirklich, dass sich Phil nicht irrt und der Hund Sophias Schal trägt.Wie hat er uns überhaupt gefunden? Und was ist mit Sophia, dass er so aufgebracht ist? Trotz der vielen Gedanken habe ich an Phils Notarzttasche gedacht. Man weiß ja nie...

Der Hund führt uns in den nahe gelegenen Wald, statt auf dem Weg zu bleiben führt er uns zielsicher durch das Gestrüpp.
,,Er weiß genau wo er hin will.",spricht Stephan meine Gedanken aus.
,,Ja, er scheint wirklich genau zu wissen wo wir hin müssen. Glaubt ihr, wir finden wirklich Sophia?",frage ich hoffnungsvoll und doch zweifelnd.
,,Ja, ich bin mir sehr sicher. Das ist auf jedenfall Sophias Schal, ich weiß nicht, was passiert ist oder wo er uns hinbringt, aber eins weiß ich. Er weiß wo Sophia ist und sie braucht Hilfe. Ihr hättet ihn erleben müssen eben vor der Tür." Phil wirkt sehr sicher, das ist gut, sehr gut. Das gibt mir Kraft und Hoffnung.

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Was denkt ihr?

Hoffe euch gefällt das Kapitel.

Wir haben einfach schon wieder Halbzeit.

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt