104. Kapitel

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Linus Sicht:

Da ich bemerke, dass die beiden aus irgendeinem Grund Angst vor mir zu haben scheinen, rufe ich Alex an.

Er ist der einzige dessen Nummer ich besitze.

Nach dem zweiten klingeln geht er ran. Was ein Glück, dass er nicht im Einsatz ist.

,,Alexander Hetkamp. Was kann ich für Sie tun?"

,,Hey Alex, ich bins Linus."

Im Rückspiegel sehe ich Sophia erleichtert aufatmen, als sie Alex stimme hört.

,,Linus? Was ist los? Alles okay?", fragt er und in seiner Stimme schwingt Besorgnis, kein Wunder, er hat mich ja gerade abgelöst.

,,Ja, bei mir schon, aber ich habe gerade Sophia und ihren Freund eingesammelt. Die beiden sind völlig durchnässt", erkläre ich.

Das die beiden aus irgendeinem Grund Angst vor mir habn, kann ich ihm ja schlecht erzählen wenn die beiden unser Gespräch verfolgen.

,,Geht es den beiden gut? Wo seid ihr? Soll jemand die beiden abholen?", wirft Alex mit Fragen nur so um sich.

,,Weiß nicht, denke den Umständen entsprechend. Sophia hat mir erzählt, dass keiner zuhause ist und deswegen sind wir jetzt auf dem Weg zu mir. Die beiden sind nicht so überzeugt von der Idee und Sophia wollte, dass ich einen von euch anrufe, was ich im übrigen sowieso vor hatte."

,,Okay. Sophia? Ist das für euch in Ordnung, dass wir euch nach Dienstschluss bei Linus abholen oder soll einer jetzt vorbei kommen?"

Sophia scheint auf der Rückbank Pro und Contra abzuwägen, sieht dabei immer wieder verstohlen zu Jonathan und dann wieder zu mir. Was ist denn mit dem Jungen los?

,,Ich denke wir schaffen das. Oder Jo?" Sophias Stimme zittert, ob vor kälte oder vor Angst kann ich nicht sagen.

,,Sicher, dass das mit Jonathan klappt?", fragt nun auch Alex sichtlich unsicher, deshalb traue ich mich jetzt einfach mal zu fragen.

,,Gibt es etwas das ich da wissen sollte?"

Sophias Freund wird daraufhin noch blasser und ich mache mir langsam echt Sorgen, dass der mir hier gleich aus den latschen kippt. Von Alex ist nur ein seufzen zu hören und kurz darauf geht sein Melder.

,,Mist, ich muss los. Ihr schafft das. Wenn was ist könnt ihr euch jederzeit melden", damit legt Alex auf und wir erreichen meine Straße.

Ich rechne eigentlich nicht mehr damit, dass noch jemand etwas sagt, doch da erhebt Jonathan seine bebende Stimme.

,,Ich hab Angst." Ich mustere ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. Das ist mir schon aufgefallen, aber vor was.

,,Also... ich hab Angst vor... dir" Sophia beäugt mich kritisch. Lässt aber Jonathan die Chance sich zu erklären. Was geht da nur vor.

,,Vor mir?", frage ich verblüfft.

,,Nein, also ja.. nicht direkt vor dir. Eher vor deinem Beruf." Ich ziehe eine Augenbraue nach oben.

,,Nur vor Notärzten?"

,,Boar Linus. Er hat vor allem medizinischem Angst. Wir arbeiten aber schon lange daran. Können wir jetzt bitte reingehen?", mischt sich Sophia jetzt genervt ein.

Als ich wieder Sophia anschaue wird mir klar, dass die beiden immer noch in ihren nassen Klamotten sitzen.

,,Na los kommt. Wir können drinne weiterreden, wenn ihr was trockenes an habt."

Die beiden klettern blitzschnell aus dem Auto, merken dann aber, dass sie gar nicht wissen wo hin.

,,Hier, kommt."

Ich zeige auf mein Haus und gehe mit schnellen Schritten darauf zu, um die Tür aufzuschließen.

Langsam merke ich wie die Schicht auch an meinen Knochen zerrt. Ich kann jetzt nicht müde werden. Die Jungs haben mir ihre Schützlinge anvertraut und ich musst dich jetzt gut um die beiden kümmern.

,,Ihr könnt gleich ins Bad durchgehen. Dritte Tür links. Ich bring euch trockene Sachen, auch wenn die euch wahrscheinlich zu groß sein werden", erkläre ich den beiden.

Auf dem Weg nach oben fülle ich schonmal den Wasserkocher auf und schalte ihn ein. Dann suche ich in meinem Kleiderschrank nach ein paar frisch gewaschenen Klamotten und werde zum Glück schnell fündig. Ich gehe zu den beiden ins Bad, reiche ihnen jeweils ein Handtuch und die Klamotten.

,,Die werden euch wahrscheinlich zu groß sein, aber besser als eure nassen."

Die beiden nehmen alles dankend an und ich verschwinde wieder in die Küche. Dort bereite ich Tee für uns alle in einer großen Kanne vor. Ich weiß ja nicht was die beiden von mir denken, aber ich hoffe ihnen damit ein klein wenig vertrauen zu schenken. Auf das Tablett wandern noch drei Tassen und ein paar Kekse, dann gehe ich damit ins Wohnzimmer.

Als ich Sophia und Jonathan in den definitiv zu großen Klamotten aus dem Bad kommen sehe huscht ein kurzes grinsen über mein Gesicht.

,,Kommt wir können uns ins Wohnzimmer setzen. Ich habe uns Tee gemacht und ein paar Decken liegen auch schon bereit", lächle ich und gehe vor.

Da ich ja mittlerweile weiß, dass Sophias Freund Angst vor mir hat, versuche ich etwas auf Abstand zu bleiben und mich nicht allzu sehr in meine Arzt Rolle ziehen zu lassen. Was mir bei dem Anblick der beiden wirklich schwer fällt.

Die beiden kuscheln sich eng aneinander auf eines der Sofas und decken sich gegenseitig zu. Ich schenke ihnen und mir Tee ein, stelle die Tassen in ihre Reichweite und setze mich gegenüber auf das Sofa.

Jonathans Blicke brennen auf meiner Haut, als würde er versuchen bis in meine Seele zu schauen. Tja, da wirst du nichts finden, außer einem ziemlich kaputten Linus. Eine Zeit lang sagt niemand etwas. Gespannt und neugierig beobachte ich wie Jonathan versucht unauffällig nach Sophias Hand gegriffen hat und scheinbar ihren Puls tastet. Was macht er?

,,Wie geht es dir eigentlich? Ich meine... nach letztens", fragt Sophia irgendwann in die Stille.

,,Gut. Danke nochmal für deine Hilfe und entschuldige, dass ich so unkoorperativ war. Ich hab einfach auch so meine Probleme mit Behandlungen und ich kannte dich ja auch nicht...", versuche ich mich zu rechtfertigen, doch Sophia tut das mit einer Handbewegung ab.

,,War doch selbstverständlich", sagt sie und lächelt kurz.

,,Ich finde es nicht selbstverständlich, das man so selbstlos Erste-Hilfe leistet."

Wieder kehrt Stille ein, die immer wieder durch ein husten von den beiden unterbrochen wird. Ich bemerke auch wie sehr es beide anstrengt.

,,Kann ich euch mal schnell abhören und Temperatur messen?"

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ihr könnt euch langsam mit Linus anfreunden.

Ich versuche ab jetzt alle zwei Tage zu uploaden.

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt