91. Kapitel

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Stephans Sicht:

Ich verlasse das Zimmer. Vor der Tür steht Franco, es wirkt so als sei er aus dem Bett gefallen.

Bei seinen zerzausten Haaren huscht mir ein schmunzeln über die Lippen.

Um ungestört Telefonieren zu können, gehe ich in mein Zimmer und schnappe mir Sofort mein Handy, welches noch am Ladekabel hängt. In meinen Kontakten muss ich nicht lange suchen, bis ich auf den Namen von unserem Chef treffe. Nach dem zweiten klingeln nimmt er ab.

,,Klaus Wiebel, Polizei Köln, Inspektion 5. Was kann ich für Sie tun?" Ich lasse ihn ausreden, denn es ist wirklich selten seine entspannte und freundliche Stimme zu hören.

,,Hallo Chefe. Ich habe ein eher persönliches Anliegen. Sie erinnern sich doch noch an die Geschichte mit Lizzy und ihrem Freund?" Ich warte kurz auf seine Antwort.

,,Ja, klar und deutlich. Wieso?", er hört sich misstrauisch an.

,,Vicky, die Freundin von Sophia, hat ihn und sie letztens gesehen und die beiden machen sich sorge , dass er ihnen was tun könnte. Außerdem hatte er ja drei Jahre bekommen und die sind alles andere als um", erkläre ich ihm die Situation.

,,Mh... okay, verstehe. Ich schaue mal im System nach. Einen Moment!" Sofort beginnt das klacken der Tastatur.

,,Laut System müsste er noch einsitzen... Moment, ich rufe sie sofort zurück." Ohne, dass ich dazu komme etwas zu erwidern legt er auf. Jetzt mache ich mir schon ein wenig Sorgen...

Ich hoffe wirklich, dass es ein Fehler ist, kann mir diese Hoffnung aber selbst nicht ganz abnehmen. Geschlagene fünf Minuten der Unwissenheit später klingelt mein Handy und ich nehme sofort ab.

,,Bitte sagen Sie mir, dass das ein Missverständnis ist und Vicky sich getäuscht hat", flehe ich schon fast.

,,Tut mir leid. Der Direktor der JVA hat mir gerade gesagt, dass er vor fünf Tagen aus der JVA verschwunden ist. Sie hielten es nicht für notwendig uns bescheid zugeben. Sie dachten sie würden ihn schnell finden und alles unter den Tisch kehren können", erklärt er.

,,Scheiße", entfährt es mir und ich raufe mir die Haare.

,,Okay, danke. Ich denke eine Fahndung wird jetzt eh eingeleitet oder?", frage ich vorsichtshalber nach.

,,Natürlich, ich informiere Sie über Fortschritte. Danke und passen sie mir auf die Mädchen auf!"

Danach legt er ohne Zeit für Erwiderungen auf. Dir auch danke Klaus, denke ich mir Kopfschüttelnd und gehe wieder zu den anderen.

,,Was ist los?", fragen alle Gleichzeitig als ich das Zimmer betrete. Vielleicht war mein Pokerface doch nicht so gut wie gedacht.

,,Er ist letzte Woche aus der JVA verschwunden", lasse ich die Bombe platzen. Sophia lässt sich schockiert in Jos Arme gleiten und Vicky taumelt mit wackeligen Beinen ebenfalls auf das Bett zu.

Da Paul das gleiche zu denken scheint wie ich holt er sein Handy hervor und schreibt eine Nachricht.

,,Ihr müsst in Zukunft wirklich aufpassen wenn ihr rausgeht. Am besten nur noch in Begleitung. Wir wollen kein Risiko eingehen. Eine Fahndung läuft schon. Macht euch nicht so viele Gedanken."

Statt sich zu beruhigen schwankt Vicky noch mehr und bevor ich registrieren kann, was passiert hat Jo sie schon aufgefangen, sodass sie nicht vorne auf ihr Gesicht und vom Bett herunter fällt.

Wie er Sophia so schnell neben sich ablegen und Vicky auffangen konnte bleibt mir ein Rätsel.

Im nächsten Moment betritt Phil gefolgt von Oli und Franco den Raum. Phil nimmt sich direkt Vicky an.

Jo ist immer noch dabei ihre Beine zu halten und Phil misst ihren Puls am Handgelenk.

,,Was ist mit Sophia?", will Oli jetzt wissen während Franco Jo ablöst.

,,Ich glaube die bessere Frage wäre was hier generell los ist", wirft Franco ein, wirft aber im gleichen Atemzug Sophia einen besorgten Blick zu.

,,Beide etwas überfordert mit der Gesamtsituation?", fragt Paul eher als das er Informationen gibt.

Erst jetzt fällt mir auf, dass Sophia wohl auch halb weggetreten sein muss, denn Oli setzt sich neben sie und tätschelt ihre Wange.

,,Hey, Sophia. Einmal Augen auf machen."

Sophias Sicht:

Ein tätscheln auf meiner Wange holt mich zurück in die Gegenwart. Über mich gebeugt sitzt Oli und aus dem Augenwinkel kann ich Phil erkennen, welcher über Vicky sitzt und Franco der ihre Beine hält.

,,Was ist passiert?", frage ich verwirrt an Oli gewandt.

,,So genau weiß ich das auch nicht", gibt er lachend zu und ist mir dabei behilflich mich aufzusetzen.

,,Geht's wieder?", Franco mustert mich prüfend.

,,Ja, Stephans Nachricht war uns wohl etwas zu viel." Ich blicke zu Vicky welche auch langsam zu sich kommt. Jo setzt sich neben mich und löst somit Oli ab. Während Stephan und Paul den anderen ins Bild setzen bin ich geistig nicht wirklich anwesend und verstricke mich immer weiter in meinen Gedanken.

Was wenn er uns findet? Was wenn er uns was antun möchte? Was wenn er es schafft? Etwas nasses trifft mein Gesicht und wird einmal darüber gezogen. Angeekelt verziehe ich mein Gesicht.

,,Ihhh!" Ich drücke Lucky schnell von mir herunter und blicke in rund um belustigte Gesichter.

,,Das ist nicht lustig!", stelle ich klar und erhebe mich vom Bett.

,,Komm mit Lucky, lass die sich ruhig kaputt lachen!" Lucky hört aufs Wort und begleitet mich in den Eingang, die Schritte die hinter mir auf der Treppe ertönen ignoriere ich gekonnt.

,,Wo willst du hin?", vernehme ich Pauls Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehe steht er mit verschränkten Armen im Türrahmen.

,,Spazieren.", antworte ich stumpf. ,,Okay, dann nimm aber wenigstens Jo mit. Wir haben gerade darüber gesprochen!", erinnert er mich.

,,Von mir aus!", ich drehe mich um, schnappe mir Luckys Leine und mache mich auf den Weg nach draußen.

Jonathan folgt mir wortlos. Ich laufe einfach in eine Richtung und erst als ich vor dem Grab meiner Eltern stehe nehme ich die Welt um mich wieder bewusst war. Ich lasse mich auf den Knien vor ihnen nieder und rede mir alles von der Seele.

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Heute mal etwas kürzer als sonst hoffe trotzdem dass es euch gefällt.

Es bahnt sich was an und ich hoffe ihr hasst mich danach nicht alle 🙈

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt