105. Kapitel

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Jonathans Blick wird sofort ängstlich und er klammert sich förmlich an Sophias Handgelenk. Auch Sophias Blick wir skeptisch, aber nachdem sie wieder durch einen Hustenanfall geplagt wird stimmt sie zu.

Ich stehe schnell auf und hole mir alles nötige her. Ich weiß selbst, dass falls sich hier was schwerwiegenderes anbahnen sollte, ich es jetzt noch nicht unbedingt feststellen kann, aber umso wichtiger ist es mir jetzt regelmäßig die Temeratur zu kontrollieren. Ich setzte mich neben Sophia aufs Sofa und während Jo scheinbar immer mehr in Angst gerät schält sich Sophia aus der Decke.

,,Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich fange bei Sophia an und dann siehst du das es okay ist", aufmunternd lächle ich ihm zu, doch wirklich zu helfen scheint es nicht. Das kann ja was werden.

,,Nicht erschrecken ich gehe einmal an dein Ohr", warne ich Sophia vor. Sie lässt es kommentarlos über sich ergehen.

,,35,1." Begeistert bin ich davon nicht, auch Sophia scheint zu wissen, dass das schon fast an eine Unterkühlung grenzt.

,,Kann ich das bei Jo machen? Ich glaube das würde uns allen eine Menge Stress ersparen", schlägt Sophia mir rauer Stimme vom Husten vor. Ich muss ihr recht geben und so wechsle ich vorne die Schutzkappe vom Thermometer und gebe es Sophia.

Bei ihr scheint Jo gar keine Angst zu haben und lässt sich ohne Probleme darauf ein. Sie sagte ja, dass sie schon daran arbeiten würden. Ich bin mal gespannt wie das gleich mit dem Abhören wird.

Nach dem das Thermometer mit einem kurzen piepen auf sich aufmerksam macht entfernt sie es von Jonathan, wirft einen Blick darauf und wirkt ebenso wenig begeistert wie ich eben.

,,37,8", gibt sie schlißlich an mich weiter. Überrascht von dieser Aussage werfe ich nochmal einen prüfeden Blick auf das Thermometer. Sie hat recht. Aber wie kann es sein, dass sie unterkühlt ist und Jonathan schon fast an Fieber grenzt.

Jonathan seufzt kurz auf und gibt dann zu: ,,Ich bin schon seit ein paar Tagen etwas angeschlagen." Verlegen schaut er zu Boden.

,,Okay, gut das du uns das jetzt gesagt hast", beruhigt ihn Sophia und legt ihre Hand um seine. Sofort wandern seine Finger wieder tastend nach oben zu ihrem Puls. Ich kommentiere das erstmal nicht weiter und schnappe mir mein Stethoskop vom Couch Tisch.

,,Vorsicht, könnte ein bisschen kalt werden." Trotz meiner Warnung, schreckt Sophia kurz zusammen, als das Stethoskop sie am Rücken berührt. Ich gebe ihr einige Anweisungen, wie sie zu atmen hat, bevor ich mich wieder zurückziehe.

,,Noch kann ich nichts sehr auffälliges hören, aber man sollte das auf jedenfall überwachen", gebe ich meine Erkenntnisse wieder. Sophia nickt und wendet sich wieder Jonathan zu, welcher zunehmend in Angst gerät.

So werde ich ihn nicht richtig abhören können,geht es mir durch den Kopf. Um ihm erstmal wieder ein bisschen Abstand zu geben setzte ich mich zurück auf meinen Platz.

,,Wie macht ihr das denn in der WG? Ich mein, ihr habt ja vorhin gesagt ihr arbeitet an deiner Angst", wende ich mich an Jo. Dieser blickt zu mir auf und ich sehe die Angst in seinen Augen. Irgendwie tut er mir schon leid.

,,Ich kenne die Jungs und Paula mittlerweile schon sehr gut und wir sind Schrittweise vorgegangen. Immer mal wieder ein bisschen. Am Anfang war es noch recht anstrengend, aber es wurde immer besser und ich konnte immer mehr vertrauen in sie fassen. In manchen Situationen fällt es mir immer noch schwer mich zu beherrschen, aber dann ist Sophia da", erklärt er mir ausführlich und lächelt dabei die ganze Zeit Sophia an, welche das lächeln erwidert.

,,Und hast du eine Idee wie wir das jetzt machen können ohne das du in Panik gerätst?" Ich versuche meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten und so gut es geht auf seine Ängste und Bedürfnisse einzugehen.

,,Ähm.. also, vielleicht könnte ich das auch übernehmen", mischt sich Sophia verlegen ein. Erstaunt mustere ich sie.

,,Ich habe letztes Jahr schon ein Praktikum an der Rettungswache gemacht. Da hat Alex mir gezeigt wie das geht. Ich habe sogar mein eigenes Stethoskop geschenkt bekommen", klärt sie mich auf.

,,Nagut, warum nicht. Dann vertraue ich mal in dich und deine Fähigkeiten."

Sie schmunzelt und deutet auf das Stethoskop: ,,Darf ich?"

Ich nicke bestätigend und sie nimmt es sich. Irgendwie fühle ich mich wirklich schlecht, dass ich bei unserem ersten aufeinandertreffen so an ihr gezweifelt habe. Für ihr Alter weiß sie schon viel und scheint auch sehr wissbegierig zu sein.

Vielleicht sollte ich ihr mehr vertrauen schenken und versuchen auch meine Angst zurückzuhalten. Sophia geht sehr einfühlsam mit Jonathan um, trotzdem sehe ich, dass es ihn nicht ganz kalt lässt. Es liegt also wirklich nicht nur an mir. Als sie fertig ist legt sie das Stethoskop zurück auf den Tisch und schaut mich bedrückt an.

,,Und was sagst du?", frage ich sie und meine das total ernst. Ich bin gespannt wie sie die Situationen und das was sie gehört hat wiedergibt und beurteilt.

,,Leicht rasselnde Geräusche. Eher rechts."

,,Okay, das müssen wir auf jedenfall auch beobachten. Danke für deine Hilfe Sophia", gebe ich ehrlich zu und ein lächeln legt sich auf ihre Lippen. Beide trinken ihren Tee und kuscheln sich danach noch enger auf die Couch zusammen.

Wir schweigen eine Weile in der ich bemerke wie der Tag an den beiden zerrt und beide könnten ein bisschen schlaf gut gebrauchen. Obwohl ich es nicht für möglich gehalten habe fallen Jonathan nach nicht einmal zehn Minuten die Augen zu und er scheint wirklich entspannt zu sein.

Mal wieder bewundere ich beneidenswert die kraft der Liebe. Nur Sophia scheint nicht zur Ruhe zu finden, auch wenn sie still hält, damit ihr Freund auf ihr schlafen kann.

,,Ist schwer einzuschlafen, hm? Wenn du willst können wir uns auch noch ein bisschen unterhalten", schlage ich Sophia vor. Sie schaut zu mir auf.

,,Bist du nicht auch müde? Du hast eine 12h Tagschicht hinter dir. Du kannst ruhig schlafen gehen." Das Sophia so weit denkt ehrt sie wirklich, aber ich weiß, dass ich jetzt eh nicht zur Ruhe kommen würde, wenn ich weiß, dass die beiden hier unten liegen und auf dem besten Weg sind krank zu werden. Mein Gewissen würde das nicht zulassen.

,,Alles gut. Es geht schon und morgen habe ich frei", versichere ich ihr lächelnd.

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und Linus sicht wird euch nicht zu viel, denn das nächste Kapitel ist auch aus Linus Sicht.

Kleiner Spoiler: Es wird das bisher längste Kapitel in diesem Buch.

Wir lesen uns am Donnerstag

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt