120. Kapitel

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Jonathans Sicht:

Das Sophia mich mit Emma gesehen hat tut mir wirklich im Herzen weh. Ich sehe ihr an wie sehr sie die Erinnerung schmerzt und das sie ähnliche Verlustängste hat wie ich.

Klar, meine sind Größtenteils meinen Eltern geschuldet, aber Verlustängste sind mit die Schlimmsten.

Ich sehe, wie sie total verletztlich in Linus Armen liegt und Frage mich unweigerlich, warum ich ihnen den ganzen Mist nicht einfach erzähle.

Sie wären doch für mich da, oder?

Immerhin hat Dustin mir versprochen immer für mich da zu sein, genauso wie für Sophia.

Aber was wenn ihnen ein Problem Kind reicht und sie sich nicht weiter mit mir belasten wollen?

Nein, ich kann es ihnen nicht erzählen, sie würden es nicht verstehen. So ist es einfacher für uns alle. Ich habe es schon immer alleine geschafft, ich werde es auch jetzt alleine schaffen.

,,Gibt es noch etwas anderes, das du uns erzählen möchtest? Du wirkst so hin und her gerissen", bemerkt Linus.

Ja Linus, da gibt es so viel, aber ich kann es euch nicht erzählen.

,,Nein, alles gut. Danke das ich mich erklären durfte Sophia. Ich würde jetzt erstmal nach Hause gehen. Ich glaube wir brauchen alle ein bisschen Zeit um die Ereignisse sacken zu lassen."

Wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann das herausreden aus für mich ungünstigen Situationen. Sophia gibt mir Recht, indem sie mir zunickt.

Das unsere Beziehung jemals so einen Knacks weg haben würde, hätte ich vor ein paar Monaten auch niemanden geglaubt, aber wenn man so viele Geheimnisse vor einander haben muss ist das denke ich klar...

Ist das überhaupt noch eine richtige Beziehung?

Immer noch mehr als bedrückt stehe ich vom Sofa auf und verlasse zügig das Haus. Mal sehen wann ich wieder kommen werde, ich hoffe das ich meine Beziehung mit Sophia wieder auf die Reihe bekomme.

Sie bedeutet mir doch alles und sie ist das einzige wofür es sich noch lohnt morgens aufzustehen. Zuhause angekommen finde ich überraschender Weise meine Eltern vor.

Nie sind sie da, aber wenn ich mal meine Ruhe brauche natürlich schon...

,,Ahh, lässt sich unser Sohn auch mal blicken? Ich wollte dich eh noch Fragen, ob ich dein Zimmer als Büro nutzen kann. Du bist ja kaum Zuhause und für die paar Nächte kannst du ja auch auf der Couch schlafen", richtet sich mein Vater an mich.

Schockiert schaue ich ihn an.

,,Jetzt kuck nicht so, es ist doch wahr. Also?", abwartend schaut er mich an. Zu schockiert um richtig zu denken nicke ich einfach. Ich will nicht schon wieder einen Streit los brechen.

,,Warum habt ihr ein Kind bekommen? Ihr habt mich nie geliebt, ich bin ungewollt und das lässt ihr mich schon mein ganzes Leben lang spüren", sage ich in einem Augenblick der Ehrlichkeit.

Kurz scheine ich meine Eltern damit aus dem Konzept gebracht zu haben. Aber nicht lange, dann haben sich die Business Leute gefasst.

,,Du hast Recht. Ein Kind hat nie in unser Business Leben gepasst, wir wollten es versuchen um unser Arbeitspensum zu minimieren aber stattdessen hast du unser Arbeitspensum nur steigen lassen und jetzt zisch ab, dein Vater und ich müssen arbeiten."

Wie kann eine Mutter so etwas zu ihrem Kind sagen? In diesem Moment bricht für mich meine Welt und meine letzte Hoffnung in sich zusammen.

Das war's...

Ich bin am Ende...

Hier bleibe ich keinen Moment länger.

Entschlossen gehe ich in mein Zimmer, packe eine kleine Tasche mit dem nötigsten, nehmen etwas Geld aus der Kasse, um die nächsten Tage gut durchzukommen und verlasse das Haus. In die WG kann ich nicht, sie würden sofort bemerken, dass etwas nicht stimmt. Ich könnte die nächsten Tage auf der versteckten Bank im Park schlafen.

Ich darf nur keinen Unterricht verpassen, sonst schöpft Sophia oder sogar die Lehrer Verdacht das etwas nicht stimmt.

Ich spaziere also in Richtung Park und lasse mich auf der Bank nieder die etwas versteckt hinter ein paar Bäumen liegt.

Sophias Sicht:

Die Tage vergehen und ich sehe Jo immer nur flüchtig auf dem Schulhof. Mit jedem Tag der vergeht sieht er müder und einfach ungesünder aus.

Ob Zuhause etwas vorgefallen ist?

Warum kommt er nicht in die WG?

Ich nehme mir vor das noch ein paar Tage zu beobachten und sonst Franco oder einem anderen aus der WG bescheid zu sagen. So kann das nicht weiter gehen.

Außerdem vermisse ich Jo wirklich und bin bereit alles was passiert ist zu vergeben und zu vergessen.

Pauls Sicht:

,,Paul, Stephan? Wir haben hier vorhin einen Jungen im Park aufgegabelt. Wir haben versucht mit ihm zu reden, aber er sagt nichts. Er scheint ziemlich verängstigt zu sein und schon ein paar Tage länger in Park zu schlafen. Seit wir hier sind murmelt er immer nur eure Namen. Kennt ihr einen Jonathan König?"

Tom steht plötzlich in Stephans und meinem Büro. Erst bin ich misstrauisch, aber als Jos Namen fällt werde ich hellhörig und mache mir wirklich Sorgen um unseren Jungen.

,,Ja, das ist Sophias Freund. Kannst du ihn bitte her bringen? Wir kümmern uns um ihn, danke das ihr uns informiert habt. Wisst ihr genaueres?", setze ich Herrn Mayer in Kenntnis. Dieser schaut nicht schlecht als ich ihm unser Verhältnis erkläre und nickt sofort.

,,Gott sei Dank. Ich hoffe ihr habt mehr Glück als wir. Viel mehr weiß ich leider auch nicht. Ich war mit Marc auf Streife als wir den Funkspruch von der Leitstelle bekommen haben. Passanten haben wohl beobachtet, dass der Junge seit mehreren Tagen im Park auf der Bank schläft und haben sich Sorgen gemacht. Sie haben das ein paar Tage beobachtet und weil es die Nacht so kalt werden soll hatten sie Angst um den Jungen und haben uns gerufen." Ich nicke vor mich hin.

,,Okay, danke. Ich sag euch bescheid falls wir was herausfinden. Könnt ihr mir einen Gefallen tun und Sophia von der Schule abholen und her bringen? Ich glaube das könnte nützlich sein. Sie hat in 15 Minuten Schluss", fragend schaute ich Tom an, denn eigentlich war so etwas nicht erlaubt, aber Regeln sind da um gebrochen zu werden, nicht wahr?

,,Klar kein Problem, bis gleich."

Tom verabschiedet sich schnell von uns und Marc bringt uns noch schnell den wirklich nicht gut aussehenden Jo, bevor sie sich auf den Weg machen.

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Hoffe euch gefällt das Kapitel, lasst mir gerne einen Kommentar da.

Hab euch alle lieb :-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt