110. Kapitel 🚔

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Inzwischen sind fast drei Tage vergangen und auch mir ist es die letzten Tage immer schlechter gegangen.

Jo und ich liegen eigentlich nur auf dem Sofa, vegetieren vor uns hin und werden von allen engmaschig überwacht. Alex hat uns regelmäßig abgehört und Fieber gemessen. Eine Besserung ist bisher nicht in Sicht, eher im Gegenteil.

Auch Alex und die anderen wirken mittlerweile sehr besorgt. Also nicht wie sonst, sondern so richtig besorgt.

Seit heute morgen habe ich ein unangenehmes Gefühl in der Brust, das Atmen fällt mir immer schwerer und tut weh. Ob es Jo auch so geht? Ich drehe mich langsam in seine Richtung.

,,Hey, Jo." Er dreht sich ebenso langsam in meine Richtung.

,,Ja?", seine Stimme ist wenn überhaupt möglich noch rauer und schwächer als vorhin.

,,Tut es bei dir auch so weh?"

Ich bin mir nichtmal sicher ob er mich gehört hat, geschweige denn ob er überhaupt verstanden hat was ich meine. Wirklich deutlich habe ich mich ja nicht ausgedrückt. Er nickt. Okay, scheinbar hat er verstanden worauf ich hinaus wollte. Bevor ich mir weiter den Kopfzerbrechen kann, kommt Alex mit Franco nach Hause. Natürlich kommen sie auf direktem weg zu uns gelaufen.

Sie hatten ja nur den ganzen Tag Zeit Leute mit ihrem Helferkomplex vollzulabern und zu betüdeln...

,,Wie siehts aus? Wie geht's euch?", fragt Franco sofort und setzt sich zwischen uns. Alex ist schon früher abgebogen und hat die Treppe zum Keller genommen. Was haben sie jetzt wieder vor?

Franco räuspert sich und als ich ihn anschaue legt er einen fragenden Gesichtsausdruck auf. Stimmt er hat mich ja was gefragt. Was war das noch gleich?

Ahhh...

,,Bescheiden? Ich weiß doch auch nicht Franco! Es wird halt einfach nicht besser", maule ich. Eigentlich will ich ja gar nicht so sein, aber langsam frustriert es mich echt. Warum wird das nicht besser? Sollte ich ihnen sagen das es sich heute weiter verschlechtert hat? Ja, solltest du! Warum denkst du da überhaupt drüber nach?

,,Wir wollen euch doch nicht ärgern. Wir machen uns doch nur Sorgen langsam. Statt besser wird es scheinbar jeden Tag schlechter. Alex will jetzt gleich nochmal schauen. Wir wissen langsam nicht mehr weiter..."

In Francos Worten liegt so viel Sorge, Schmerz und Ohnmacht, dass es schon beim zuhören schmerzt.

Zu einer Erwiderung komme ich nicht, denn Alex kommt aus dem Keller aka dem Behandlungsraum wieder. Wie üblich hat er ein Thermometer und en Stethoskop dabei, aber heute kann ich auch noch ein paar andere Dinge ausmachen.

,,So, dann wollen wir doch mal schauen, ob wir endlich herausfinden wie wir euch helfen können. Das kann sich ja keiner mehr mit ansehen und mit meinem Latein bin ich auch langsam am Ende." Nachdem Franco ihm den Platz zwischen uns frei gemacht hat, lässt er sich zwischen uns fallen. Er startet mit dem Temperatur messen, was wir beide mehr oder weniger freiwillig über uns ergehen lassen.

,,38,5 Ich weiß nicht was ich nochmit euch machen soll..." Unser persönlicher Notarzt hört uns anschließend ab und ist auch damit wie vor drei Tagen schon nicht zufrieden, lässt es aber erstmal unkommentiert.

Danach kommt er mit Sättigungsclips um die Ecke.

Wenn ich ehrlich bin habe ich damit schon früher gerechnet...

Da wir eh nichts zu verlieren haben strecken wir ihm beide willig unsere Hand hin.

,,Okay, dann schauen wir mal, zeigt mal her." Er mustert die Ergebnisse und überlegt.

Überlegt lange...

Ich betrachte selbst die Zahlen und mir wird klar worüber er nachdenkt. Meine Sättigung liegt bei 94 Prozent.

Das ist wirklich niedrig und jetzt weiß ich auch, warum ich mich so erledigt fühle...

,,Sagt mal ihr beiden... Wenn ihr Schmerzen beim Atmen oder ein Druckgefühl auf der Brust hättet würdet ihr uns das sagen oder? Das ist mir hier so langsam nichts mehr. Und das ihr kaum noch redet und so schwach seit gibt mir echt zu denken", bricht es schließlich aus Alex heraus.

Ich schaue zu Boden und ich bin mir im selben Atemzug sicher, dass er weiß, dass wir Schmerzen haben. Da es eh nicht bringen würde und wir uns im Endeffekt selber schaden würden gebe ich es langsam zu.

,,Es trifft zu, also das was du gerade gesagt hast. Aber erst seit heute, ich schwöre."

Mein Blick klebt immer noch am Boden. Alex warme Finger legen sich um mein Kinn und zwingen mich ihn anzusehen.

,,Gut, dass du das jetzt gesagt hast. Dir reißt schon keiner den Kopf ab. Ich habe jetzt auch eine Verdachtsdiagnose. Ihr habt einen Aufenthalt in der Klinik gewonnen." Alex Stimme klingt einfühlsam, aber als er fertig ist, schaue ich ihn schockiert an.

,,Pneumonie?", fragt Franco in den Raum.

Alex nickt: ,,Ich vermute es. Deswegen geht es jetzt in die Klinik, das ist mir so hier nichts mehr und ich möchte das abklären." Als er sieht, dass Jo unruhig wirkt, nimmt er seine Hände und beruhigt ihn.

,,Keine Angst, wir bleiben bei euch und ich weiß, dass Phil heute in der Klinik Dienst hat." Auch wenn diese Worte an Jo gerichtet sind beruhigt es mich, dass Phil sich unserer annehmen wird.

Die beiden helfen uns uns umzuziehen und anzuziehen, sodass wir keine halbe Stunde später in Francos Auto Richtung Klinik fahren. Mein Freund und ich auf der Rückbank, Alex auf dem Beifahrersitz und Franco fährt.

,,Ich habe Phil erreicht. Die Notaufname ist heute zum Glück leer und er hat Zeit", lässt Alex uns wissen, als wir auf den Parkplatz fahren.

Während wir aussteigen, ich, gestützt von Franco und Jo, von Alex kommt Phil uns schon entgegen.

Phils Sicht:

Als mir Alex schreibt, dass sie mit unseren Schützlingen auf dem Weg in die Klinik sind, mache ich mir schon Gedanken.

Ist es doch eine Pneumonie? Hätten wir früher reagieren sollen?

Meine Gedanken werden jäh unterbrochen, als sie auf den Parkplatz fahren. Da ich heute eh nichts zu tun habe, laufe ich ihnen schon entgegen.

Beide werden gestützt und beide sehen ehrlicherweise mehr Tod als lebendig aus.

Alex wirft mir einen Blick zu und sagt mir damit alles was ich wissen muss.

Doch Pneumonie...

Ich greife schnell zum Telefon und rufe in der Radiologie an, um die beiden anzumelden. Ich lege gerade auf, da kommen sie bei mir an.

,,Wir können direkt hoch in die Radio."

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Sooo, hier noch das Kapitel von gestern, hoffe es gefällt euch und wir lesen uns morgen Abend wieder

Hab euch alle lieb ;-)

P.S: Danke an Rojo1407 für die mentale Unterstützung und die ein oder andere Entscheidung beim Schreiben 💚💙 Wir lesen uns bei Zoey hehe

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt