94. Kapitel

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Liebes Tagebuch, der Schmerz wird nicht weniger. Jo und ich sind am gleichen Tag noch entlassen worden und auch Franco, Paul und Stephan sind im Moment zu Haus. Die anderen beißen sich durch und verdrängen das geschehene. Jo und ich weinen sehr viel. Der Schmerz sitzt zu tief, er hat eine riesige Wunde in unsere Herzen gerissen. Der Schmerz wird wie bei meinen Eltern nicht verschwinden. Man lernt damit umzugehen, aber noch bin ich nicht bereit. Wir haben uns die Genehmigung beim Friedhof geholt und Lucky neben meinen Eltern begraben. Meine Eltern hätten sie geliebt. Jetzt ist sie bei ihnen und sie warten auf meine Rückkehr, zusammen. Ich bin froh, dass sie Lizzy und ihren Freund nur wenige Tage später gefunden haben und er sich erneut vor Gericht verantworten musste. Schwere Körperverletzung in zwei Fällen, Sachbeschädigung und Tierquälerei. Er hat neun Jahre bekommen und musste ene Geldstrafe zahlen. Auch Lizzy wurde im Jugendarrest untergebracht, wie lange weiß ich nicht. Die Schule hat inzwischen auch wieder begonnen und mein letztes Schuljahr an dieser Schule hat begonnen. Auf einmal geht alles so schnell. Ich schaffe es nicht inne zuhalten und zuverarbeiten. Das Leben zieht nur so an mir und Jo vorbei. Er wohnt mittlerweile fast hier. Seine Eltern sind immer weniger zuhause und er hasst es alleine zu sein. Manchmal weiß ich nicht warum er weint. Aus trauer um Lucky? Oder doch um seine Eltern? Momentan bin ich fast jeden Tag auf dem Friedhof. Seit dem Tod von Lucky fällt es mir auch wieder sehr schwer von meinen Eltern getrennt zu sein. Genau wie die anderen funktioniere ich nur noch. Meine Noten in der Schule scheinen von außen perfekt und der Traum eines jeden Schülers, doch keiner schafft es hinter meine Fassade zu blicken. Sogar von Jo distanziere ich mich immer weiter. Er darf den Schmerzund meine Zweifel nicht sehen, die Schuld. In manchen Momenten frage ich mich wofür es sich zuleben lohnt...

Ich schließe das Tagebuch erschrocken von mir selbst und meinen Gedanken.

Es ist lange her, dass mich solche Gedankengeplagt haben.

Das letzte mal... ich beginne erneut zu weinen. Die Tränen laufen einfach ungehindert über meine Wangen und durchnässen mein Tagebuch.

Das letzte mal, dass ich solche Gedanken hatte bin ich im Wald gelandet. Alleine. Damals rettete mich Lucky, wie sie das geschafft hat ist mir bis heute nicht klar.

Wie in Trance verstecke ich mein Tagebuch und setze mich an den Schreibtisch. De Tränen wollen nicht versiegen.

Ich tue das was mir auch in den letzten Wochen schon den einzigen Ausgleich geboten hat. Lernen. Ich ertränke mich selbst in meinen Hausaufgaben und meinen Lernplänen. Wenn ich absolut nichts mehr finde, was ich für die Schule lernen kann suche ich mir das erst beste Thema raus und lerne und informiere mich darüber bis ich es drauf habe. Dann folgt das nächste und das nächste Thema.

Francos Sicht:

Sophia bereitet mir momentan wirklich Sorgen. Sie bringt nur noch gute Noten nach Hause, spricht aber kaum noch. Essen ist ein schwieriges Thema, da sie sich eigentlich immer in ihrem Zimmer verschanzt oder auf dem Friedhof ist.

Meine letzten Hoffnungen habe ich in Jo gesetzt aber auch von ihm zieht sie sich immer weiter zurück. Ich dringe nicht zu ihr durch und weiß nicht mehr was ich tun soll.

,,Hey, Franco. Mach dir mal nicht so viele Sorgen. Sie trauert. Lucky hat sie damals aus einer schlimmen Phase befreit und jetzt ihr Tod hat bestimmt auch wieder alte Wunden an ihe Eltern aufgerissen. Soll ich mal mit ihr reden?", versucht Dustin mich irgendwie zu beruhigen.

Auch ich stehe durch die Sorge um Sophia etwas neben mir. Okay, vielleicht auch ein bisschen mehr...

,,Versuchs... Sie verschließt sich jedem, sogar Jo. Ich habe schon alles probiert", gebe ich verzweifelt zu.

Aber ein kleiner Funken Hoffnung durchflutet mich.

,,Ich probiere es, ich hab auch damals schon einen guten Draht zu ihr gehabt", seine Worte dringen nur halb zu mir durch. In Gedanken überlege ich schon, wann sie das letzte mal gegessen hat. Oder überhaupt mit einem von uns mehr als das Notwendige geredet.

Dustin drückt noch einmal bestärkend meine Schulter und steht dann auf. Lässt mich zurück in meinem Gedankenkäfig. Selbst erbaut bietet er mir einen Rückzugsort, ich verschwinde einfach aus der Realität und gebe mich meinen Gedanken hin.

Dustins Sicht:

Natürlich mache ich mir auch Sorgen, aber ich habe auch vertrauen in Sophia. Sie hat mir und Jacky damals versprochen zu uns zu kommen, falls sie sprechen muss und ich glaube immer noch fest daran, dass sie es auch tun wird.

Geistesgegenwärtig werfe ich mich auf mein Bett und schnappe mir mein Handy. Das erste das ich sehe ist eine Nachricht von Jacky.

,,Hey, wie geht es Sophia? Und euch?"

Manchmal frage ich mich ob Jacky nicht doch Gedanken lesen kann. Ich rufe sie an.

Jacky (J), Dustin (D):

J: ,,Hey Dustin"
D: ,,Hey.", ich klinge etwas bedrückt.
J: ,,Was ist los?", man hört wie sich ihre Stimme etwas mit Besorgnis füllt.
D: ,,Sophia verschließt sich immer mehr. Sogar vor Jo. Niemand dringt zu ihr durch, sie isst kaum noch. Naja, eigentlich verschanzt sie sich entweder in ihrem Zimmer oder ist auf dem Friedhof. Franco macht sich mit der sorge um sie kaputt. Aber ich vertraue immer noch in sie. Wenn sie reden möchte wird sie zu uns kommen. Sie hat es uns damals versprochen", erkläre ich die Situation.
J: ,,Du hast recht. Ich glaube auch an sie...", bevor Jacky ihren Satz beenden kann klopft es an der Tür. Ich bitte die Person herein und vor mir steht eine total verheulte Sophia. Ich stelle Jacky auf Lautsprecher und öffne eine Arme für Sophia. Sie wirft sich fast augenblicklich in diese und ich drücke sie fest an meine Brust.
J: ,,Soll ich vorbei kommen?", fragt sie vorsichtig.
D: ,,Ja, ich glaube das wäre schön wenn es gerade zeitlich passt."
J: ,,Schon unterwegs. Bis gleich."

Ich lege auf und nehme Sophia wieder fest in den Arm.

,,Wir sind für dich da", flüstere ich an ihrem Ohr.

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Hey, ich hoffe ihr habt euch etwas von dem Schock des letzten Kapitels erholt.

Sry, für die Verspätung.

Ich hoffe ihr mochtet das Kapitel und wir lesen uns morgen.

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt