112. Kapitel 🚑

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Als ich wirklich zu denken beginne, dass ich ersticke kommt Oli endlich ins Zimmer. In der Hand hat er zwei Spritzen.

Er kommt sofort zu uns und Linus distanziert sich wieder ein Stück. Aus dem Augenwinkel sehe ich noch wie er zu Jo geht.

Okay, ihm wird auch geholfen, Linus ist bei ihm. Jo vertraut Linus wieso auch immer total.

Durch meine Gedanken bemerke ich gar nicht wie Oli mir die Medikamente verabreicht. Erst als die Wirkung Eintritt und die Schmerzen und der Husten langsam nachlassen wird mir das klar.

Oli hat auch schon damit begonnen den Monitor an die bereits auf meinem Körper klebenden Elektroden zu kleben und mir wieder eine Sauerstoffbrille anzulegen.

Der Monitor beschwert sich, da mein Puls scheinbar immer noch zu hoch ist. Was ein Wunder!

,,Alles gut, die Medikamente sollten gleich voll wirken. Ich bin bei dir. Versuch mal tief durch die Nase zu atmen. Keine Angst, du bekommst genug Luft."

Oli hat sich neben mich gesetzt und mich in seinen Arm gezogen. Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und lehne mich an seine Brust.

,,Danke", hauche ich und werfe einen Blick zu Jonathan und dem Notarzt.

,,Kein Ding kleine", Oli haucht mir einen Kuss auf den Scheitel und kassiert einen eifersüchtigen Blick von Jo der mich schmunzeln lässt.

Oli muss den Blick auch bemerkt haben, denn er schiebt mich vorsichtig in seine Arme.

,,Schon gut, hier hast du deine Prinzessin, aber pass mir ja gut auf sie auf."

Der Intensivmediziner in meinem Rücken kassiert noch einen Todesblick, bevor er sich mit erhobenen Händen aus dem Staub macht.

Jo schließt mich ohne zu zögern in eine Umarmung und macht keine Anstallten mehr, mich loszulassen.

Linus lässt uns unsere Zeit, macht aber keine Anstallten zu gehen. Im stillen danke ich ihm und mache mir eine Notiz ihm das auch irgendwann zu sagen.

Aber nicht jetzt und nicht heute.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆

Die Tage in der KaS ziehen an uns vorbei und auch die Zeit danach verläuft ohne große Probleme. Nachdem wir nach zwei weiteren Wochen zuhause wieder in die Schule konnten, hat sich der Alltag schnell eingependelt und Jo ist quasi bei uns eingezogen. Seine Eltern haben uns nicht einmal in der Klinik besucht und auch danach wollten sie so gut wie nichts von ihm wissen. Ihre Geschäfte hier, ihre Geschäfte da. Ich will gar nicht wissen wie Jo sich fühlen muss. Wie es sich anfühlen muss, wenn einen die eigenen Eltern nicht mehr haben wollen.

,,Sophia, Jo! Runterkommen! Sofort!"

Oh oh, Alex klingt echt sauer.

Was ist denn jetzt schon wieder?

Genervt schlage ich mit mehr Kraft als nötig mein Tagebuch zu, ohne den Eintrag zu beenden.

Warum wollen die eigentlich immer was von uns, wenn wir beschäftigt sind?

Ich schaue zu Jo, Jo zu mir und ohne zu sprechen sprinten wir los.

Im nachhinein weiß ich nicht, warum wir es so witzig fanden ein rennen darauß zu machen, obwohl Alex mehr als sichtlich sauer war...

Alex erwartet uns bereits an der Treppe. Er hat die Arme verschränkt und seine Miene ist undurchdringlich, sodass ich ihn nicht einschätzen kann. Da ich es aber auch nicht riskieren will ihn weiter zu provozieren, spreche ich möglichst ohne schnippische oder freche Bemerkungen.

,,Was ist los?", frage ich ganz einfach. Der Herr Notarzt zieht die Stirn kraus.

,,Hmm... kannst du dich zufällig daran erinnern, was ihr gemacht habt, als ihr heute von der Schule kamt?" Seine Stimme hat definitiv einen scharfen Unterton, vorsicht ist angesagt.

Hilfesuchend schaue ich zu Jo, welcher den Kopf einzieht und nicht so wirkt, als würde er mir eine Hilfe sein. Ich überlege kurz und wäge meine Aussage gut ab.

,,Wir kamen zu Haustür rein, haben alle anwesenden begrüßt, unsere Sachen ausgezogen und unsere Rucksäcke in den Flur... oh, ah. Die können wir ja schnell wegräumen, kein Grund zu schlechten Laune.", versuche ich sein Gemüt zu besänftigen.

,,Genau, oh. Stephan kam gerade nach Hause und hat sich im Flur lang gemacht. Rate mal warum? Genau, weil er über eure Rucksäcke gestolpert ist! Wie oft haben wir euch gesagt, stellt sie an den Rand oder nehmt sie einfach gleich mit hoch!" Okay, Mission besänftigen fehlgeschlagen.

,,Sorry, wo ist Stephan? Dann entschuldigen wir uns schnell, räumen sie weg und gut ist oder?" Ein letzter Versuch die Situation für uns zu entscheiden, während Jo immer noch mit gesenktem Kopf und unbeteiligt neben uns steht.

,,Stephan ist mit Oli unten. Die Nase hat ordentlich was abbekommen." Alex hat sich etwas beruhigt, was man auch an seiner Stimmlage erkennt.

,,Hat er keine Hände um sich abzufangen. Oder besser gesagt Augen im Kopf um die Rucksäcke im Weg zu sehen?", frage ich jetzt doch irritiert und ein bisschen herausfordernd vielleicht auch.

,,Doch habe ich eigentlich, aber ich war am Handy und hab sie nicht gesehen. Also ist es gewissermaßen meine eigene Schuld, schon gut Alex", mischt sich ein nasal klingender Stephan in unsere Diskussion.

Ich drehe mich zu ihm um. Hinter ihm betritt jetzt auch Oli den Flur. Wie eben gesagt gehe ich zu Stephan und schenke ihm eine feste Umarmung, welche er erwidert.

,,Sorryyy", murmle ich in sein Ohr. Der Polizist schiebt mich wieder ein Stück von sich weg.

,,Schon okay, wie gesagt. Alles halb so wild, hat nur ein bisschen geblutet", beruhigt er mich und lächelt.

Nachdem Jo sich ebenfalls entschuldigt hat, schnappen wir uns unsere Rucksäcke und verschwinden wieder in der obersten Etage.

Ich stecke meine Nase diesmal in ein Fachbuch über Medizin statt in mein Tagebuch und Jo macht...

Okay, ehrlich, keine Ahnung was er macht.

Ich senke meine Arme mit dem Buch wieder und mustere ihn eine Weile stumm. Er starrt wie gebannt auf sein Handy und scheint meine Blicke nicht mal zu bemerken.

,,Was machst du da?", mein Freund scheint über meine Frage so erschrocken, dass er fast sein Handy fallen lässt, es im letzten Moment aber noch zu fassen bekommt, den Bildschirm sofort sperrt und von mir weg hält.

Was zum Teufel läuft hier?

Er starrt mich an, als hätte ich ihm offenbart, dass ich ihn nicht mehr liebe und stottert schließlich: ,,N-N...nichts, alles gut."

Sehr seltsam...

Sonst hat er doch auch keine Probleme, wenn ich sein Handy sehe oder es mir nehme...

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Nachdem das Kapitel am Dienstag, wegen einem akuten Anfall an totaler Ideenlosigkeit ausgefallen ist, bin ich nun mit einem Kapitel und sehr, sehr vielen Ideen zurück.

Ihr könnt euch also freuen, die nächste Zeit könnte es mir höchsten an Motivation fehlen um zu schreiben, aber so wie mir Rojo1407 und randomspeople bei meiner Ideenlosigkeit geholfen haben, werden sie mir bestimmt auch da in den Arsch treten 😁

Fettes Danke an euch beide ❤️

Wir lesen uns am Samstag!

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt