90. Kapitel

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Als ich am morgen aufwache werde ich immer noch von zwei starken Armen gehalten. Ich versuche mich in der Umarmung zu drehen und blicke in das Friedlich schlafende Gesicht von Franco. Meine Augen fühlen sich vom weinen noch sehr geschwollen an. Ich kuschle mich nochmal an ihn und atme seinen Duft tief ein.

Unsere oder viel mehr meine kuschel Session wird durch ein klopfen an der Tür unterbrochen.

,,Ja?", bitte ich die Person herein. Oli betritt den Raum.

,,Na meine kleine, seid ihr schon wach?", flüstert er.

,,Ich schon, Franco schäft noch", antworte ich wahrheitsgemäß.

,,Vicky ist da. Willst du vielleicht runter kommen und mit ihr Frühstücken?", fragt er und lässt sich neben mir auf dem Bett nieder.

,,Okay", herzhaft gähne ich und strecke mich einmal.

,,Wie geht's dir?", fragt Oli und streicht mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

,,Ich denke ganz gut. Es hat gut getan mal alles rauszulassen. Irgendwie war mir gestern dann alles zu viel."

,,Verstehe ich. Mir geht das auch manchmal so. Ich spreche dann bevor es so schlimm wird und aus mir herausbricht mit jemandem darüber. Es ist okay. Vor allem bei meinem Job. Man denkt manchmal man schafft das alles alleine oder man kann das alles verarbeiten, dem ist aber oft nicht so. Als scheu dich nicht mit uns über dinge zu sprechen die dich belasten. Was genau kam den gestern alles zusammen?", erklärt er einfühlsam.

Franco regt sich während unserer Unterhaltung keinen Milimeter und schläft einfach. Was hat den den so geschafft? Bei diesem Gedanken muss ich lachen. Oli blickt mich fragend an ich wehre aber mit einer flüchtigen Handbewegung ab.

,,Naja, zum einen ist mir der Tod von meinen Eltern gestern bewusst geworden und dann noch Mamas Geburtstag... sie wäre 40 geworden.", erzähle ich zumindest einen Teil der Wahrheit.

Meine Stimme zittert zwar wie ein Wackelpudding bei  einem Erdbeben der Stärke fünf, aber Oli scheint mich zu verstehen. Auch wenn er skeptisch wirkt. Er nimmt mich in den Arm und drückt mich fest.

,,Ist okay, die Trauer darf dich auch jetzt manchmal noch überrennen." Nach Olis aufbauenden Worten ziehe ich mich schnell um und folge ihm nach unten.

Am Tisch sitzen schon Paula, Vicky, Dustin, Flo und Jo. Der Rest schlät noch oder ist arbeiten. Ich glaube eher letzteres, da unser Haushalt mindestens einen drittel der Wachen besatzung ausmacht. Vicky springt sofort auf und nimmt mich in den Arm.

,,Diese zwei Wochen ohne dich waren wirklich schlimm! Ich muss dir soviel erzählen!", sprudelt es aus ihr heraus.

,,Okay, okay. Lass uns erst was essen und dann können wir hochgehen", schlage ich vor. Sie stimmt meinem Vorschlag wortlos zu und wir setzten uns wieder. Ich esse mein obligatorisches Toast mit Nutella und trinke einen Kaffee mit gaaaaanz viel Hafermilch. Als auch Jo und Vicky fertig sind verschanzen wir uns in meinem Zimmer.

,,Okay, über was willst du sprechen?", beginne ich das Gespräch während wir uns alle in meinem Bett niederlassen. Ich kuschel mich zwischen Jo und Vicky welche  mich beiden in den Arm nehmen.

,,Ich war letztes Spazieren, als ich Lizzy und ihren Freund gesehen habe!", erklärt sie aufgeregt.

,,Musste der nicht drei Jahre ins Gefängnis?", wirft Jo ein und blickt uns nachdenklich an.

,,Ja, deshalb sind wir ja so geschockt", weihe ich ihn ein.

,,Denkst du er wird uns was tun wollen?", fragt Vicky sichtlich eingeschüchtert.

,,Ich hoffe nicht, aber wir können ja mal mit Stephan und Paul darüber sprechen wenn es dich beruhigt", schlage ich vor.

,,Ja, ich glaube das fände ich gut", gibt Vicky zu. Ich stehe auf und gehe zur Tür.

,,Paul! Stephan! Könnt ihr mal herkommen?!", schreie ich durchs ganze Haus. Ich setze mich zurück aufs Bett und lächle.

,,Und jetzt?", fragen Jo und Vicky gleichzeitig und beobachten mich irritiert. Ich winke ab.

,,Drei... zwei...", es sind schon laute Schritte auf der Treppe zu hören. ,,Ein...", bevor ich fertig bin mit runterzählen stehen Paul und Stephan in meinem Zimmer.

,,Alles okay bei euch?", fragen sie unisono und schauen sich besorgt im Raum um.

,,Ja, wir wollten euch nur was fragen. Ihr könnt euch ruhig setzen." Sie setzen sich und mustern uns misstrauisch.

,,Alsooo, ihr wisst doch noch was damals mit Lizzy und ihrem Freund war oder?", beginne ich mal ganz simpel.

,,Jaa?", antworten beide immer noch skeptisch.

,,Ihr Freund hat ja drei Jahre bekommen. Vicky hat ihn aber letztens auf der Straße mit Lizzy gesehen. Jetzt haben wir zwei fragen. Erstens: Wie kann es sein das er schon draußen ist? Zweitens: Vicky macht sich sorgen, dass er es vielleicht auf uns abgesehen haben könnte. Haltet ihr das für möglich?", haue ich einfach alles raus und werde von den zwei Herren genauso schockiert gemustert wie ich vor einigen Minuten noch war. Paul fängt sich als erster wieder un beginnt eine Antwort zu formulieren.

,,Also erstmal kann es schon sein, dass es früher entlassen wird. Zum Beispiel durch gute Führung oder auf Bewährung. Wir können aber gerne mal nachhacken, wenn ihr euch besser fühlt. Zu zweitem können wir nicht viel sagen, wir können ja nicht in ihn reinschauen. Ohne euch zu viel Angst zu machen könnte es schon durchaus sein. Versucht einfach die nächsten Wochen nicht alleine rauszugehen wenn es dunkel ist und auch tagsüber am besten nur mindestens zu zweit", erklärt Paul.

Er und auch Stephan wirken trotz seiner Aussage beunruhigt.

,,Ich rufe mal bei Klaus an." Stephan verlässt daraufhin schnell den Raum. Im Gegenzug betritt Franco das Zimmer.

,,Alles okay soweit?", fragt Franco prüfend.

,,Ja, alles gut, wir erklären es euch später. Stephan muss noch ein Telefonat führen", beschwichtigt ihn Paul und Franco verlässt ergeben das Zimmer. Bei dem Gedanken das er aussieht wie aus dem Bett gefallen muss ich lachen, verkneife es mir aber in letzter Sekunde. Stephan kommt wieder ins Zimmer und blickt noch besorgter als zuvor.
,,Was ist los?", fragen wir alle Gleichzeitig.

,,Er ist letzte Woche aus der JVA verschwunden."

Ich bin zu schockiert um irgendwas von mir zu geben und lasse mich einfach in Jos Arme gleiten. Auch Vicky setzt sich mit wackeligen Beinen aufs Bett und hält sich den Kopf zwischen den Händen.

Und was jetzt?

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Hey, einen wunderschönen 2. Adventssonntag euch allen!

Ich hoffe jetzt geht es hier wieder normal weiter, ihr werdet aber auf jedenfall auf eure 26 Kapitel kommen,ob früher oder später.

Bleibt gespannt und bis morgen!

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt