04- der Typ, der drohend meine Nummer bekommt

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04- der Typ, der drohend meine Nummer bekommt

»Was tut der hier!?«, rufe ich und zeige wild gestikulierend auf Zamir.
»Aklima!«, ist meine Mutter sofort entsetzt.
»Was ist denn?«, frage ich provokant und versuche mich dabei zu beruhigen. »Er kann doch sowieso nichts verstehen?«
»Aklima!«, schimpft sie wieder und sieht dann entschuldigend zu Zamir. »Er versteht dich natürlich. Ich habe das nur gesagt, damit du ihn nicht unnötig beleidigst.«
»Hat nicht viel genützt«, zische ich wütend und verschränke dabei die Arme.

»Es tut mir leid, Zamir«, spricht meine Mutter nun aus.
»Ihnen muss überhaupt nichts leid tun. Sie haben mir ihr Haus geöffnet und mir Ihre Gastfreundschaft dargeboten.«
Oha, woher denn dieser plötzliche Sinneswandel? Hier, vor meiner Mutter, kann er natürlich den "höflichen" spielen.
»Du bist ein echter Gentleman«, lobt ihn meine Mutter mit einem warmen Lächeln und dann schaut sie mich an- mit ihrem Killerblick.

»Ich gehe dann Mal«, gebe ich von mir, aber meine Mutter fasst mich sofort am Arm und sieht mich so an, als würde sie mich gleich mit allen Pantoffeln der Welt zusammenschlagen- wenn sie Pantoffeln tragen würde.
»Oder du bleibst hier«, tut sie so als würde sie es vorschlagen und deutet dann unauffällig auf das Nudelholz, welches weiter abseits hinter ihr steht.

»Vielleicht sollte ich das tun«, meine ich und setze mich widerwillig auf einen Stuhl. Will ja noch nicht sterben.
»Eigentlich ist Aklima nicht so«, erklärt meine Mutter. Lüge, ich bin immer so.
»Wie bin ich denn dann?«, frage ich also. Noch ein Killerblick. Wenn ihre Augen heute nicht rausfallen, weiß ich auch nicht.

»Kann ich mir vorstellen«, sagt der Typ, der sich bei meiner Mutter einschleimen will. »Muss alles sehr verwirrend sein.«
Meine Mutter nickt bekräftigend. »Sowas ist eigentlich für uns ein absolut undenkbares Thema.«
»Für mich auch«, stimmt er zu. »Würde mein Vater nicht darauf bestehen, hätte ich es mir auch nicht vorstellen können.«
Mich regt sein Getue auf. »Hat dein Vater auch darauf bestanden, auf meine Schule zu wechseln?«

»Was?«, fragt meine Mutter verblüfft. Ha!
»Du hast gewechselt.«
Er nickt. »Der Direktor ist ein Freund meines Vaters und meinte, mich nicht allein lassen zu können.«
»Das ist ja grandios!«
»Ist es nicht!«, erwidere ich.

Meine Mutter seufzt. »Aklima, wenn du auf das hier eingehen möchtest, dann müsst ihr euch aussprechen. Wenn du das ganze in die Länge ziehen möchtest, ist es natürlich deine Sache.«
Sie grinst schelmisch. »Ama o zaman çocuktan hoşlandığını zannedebilirim. (Dann könnte ich aber denken, dass du auf ihn stehst)«, fügt sie absichtlich auf türkisch hinzu, sodass mein Mund aufklappt.
»Entschuldigung, Zamir. Ist nur Gewohnheit«, behauptet sie dann und geht aus der Küche.

»Was hat sie gesagt?«, will er wissen und grinst dabei. Schön dein wahres Gesicht aufdecken. Dann kann ich dich mit den Nudelholz umbringen.
»Dass ich dich nicht beleidigen soll«, meine ich und lächle gespielt.
»Und jetzt die Wahrheit«, will er von mir wissen.
»Das war die Wahrheit.«

»Wieso wirst du dann so rot?«, fragt er und nimmt eine Haarsträhne, die mir, wahrscheinlich noch vom wild gestikulieren ins Gesicht gefallen ist in die Hand. Er ist jetzt nah genug, dass ich ihm eine Kopfnuss verpassen könnte, aber da würde eher mein Kopf schmerzen als seiner. Also schlage ich ihm nur die Hand weg und er lehnt sich gegen seinen Stuhl. »Lass uns das schnell hinter uns bringen.«

»Was denn?«, frage ich ihn.
»Für den Fall, dass jemand nachfragt, um zu prüfen, ob die Ehe echt ist-«
»Sowas passiert?«, unterbreche ich.
»Keine Ahnung. Nur für den Fall«, entgegnet er. »Wir haben uns in einem Park kennengelernt. Ganz zufällig. Klischeehaft bin ich in dich hineingelaufen und deine Tasche ist runtergefallen samt Inhalt. Dann hab ich dir geholfen. Wir haben Nummern getauscht, immer wieder geschrieben. Am Ende hat's gefunkt.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now