11- der Typ dessen Name nicht genannt werden darf

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11- der Typ, dessen Name nicht genannt werden darf

In der Pausenhalle sitzen noch Zehra, Jess und Güney.
»Wir haben auf dich gewartet!«, berichtet Zehra auf und springt auf. »Was hat der Direktor gesagt?«
»Wollte nur meine Version hören«, behaupte ich unkreativ und lasse mich auf die Bank nieder, von der Zehra aufgestanden war. Ich bin am Ende mit den Nerven. Mir wurde gerade wirklich gedroht, aus der Schule zu fliegen.

»Sieht aber nicht danach aus«, meint Güney und steht gleichzeitig mit Jess auf.
»Er hat darauf bestanden, die Hintergrundgeschichte zu hören«, sage ich, was ja nicht einmal gelogen ist.
»Gestört, dieser Mann«, meint Jess. Sie umarmt erst Zehra, dann mich und sieht Güney nur mit einem wütenden Blick an.

»Es tut mir ja leid«, lacht dieser, aber diese Masche bringt bei Jess nichts.
»Es sollte dir auch leid tun, dass ich meinen Bus verpassen musste und Aklima noch ein Extragespräch mit dem Direktor hatte. Du solltest dankbar sein, dass Zamir sich nicht beschwert hat.«
Daraufhin geht sie beleidigt.

»Lass uns auch gehen«, deutet Zehra auf die Eingangstür und ich stehe wieder auf. Es fühlt sich fast so an, als hätte ich um das doppelte zugenommen. Meine Beine können mein Gewicht kaum tragen. Rauswurf, hat der Mann gesagt. Eiskalt.

»Ich könnte euch als Entschädigung nach Hause bringen«, schlägt Güney draußen vor und deutet mit dem Kopf auf einen Wagen.
»Wow, gibst du mit dem Wagen deines Vaters an?«, feixt Zehra.
»Meines Bruders«, korrigiert er und lächelt schwach. Er hat ein kleines Grübchen auf der rechten Wange, das zur Erscheinung tritt. »Eigentlich wollte ich ja jemanden zum Ausgehen überreden, aber-«
Er beendet seinen Satz nicht. »Kommt ihr?«

Zehra wirft mir einen vielsagenden Blick zu und bedankt sich dann bei ihm. »Ist nett von dir, aber das schickt sich nicht.«
Sie schaut auf die Uhr. »Mein Bus ist sowieso gleich da.«

Ich nicke zustimmend. Der Arme. Wollte sich heute Zehra offenbaren und sie dann ausführen. Idiot.
»Seid ihr sicher? Ich entführe euch ja nicht.«
»Man weiß nie«, scherzt Zehra und verabschiedet sich dann. Ich tue es ihr gleich und laufe mit ihr zur Haltestelle.
Zehras Bus braucht länger als meiner. Sie seufzt, als sie wieder auf die Uhr schaut. »Vielleicht sollte ich meine Worte zurücknehmen. Güney kann echt süß sein. Du solltest ihm eine Chance geben.«
»Fang nicht schon wieder damit an. So ist das nicht.«
»War er nicht eifersüchtig auf Zamir? Der hat uns doch die Tür aufgehalten. Das ist doch total süß.«
»Nein, ist es nicht. Außerdem hat Zamir dir die Tür aufgehalten und- ah, da ist mein Bus.«

Ich steige schnell ein und lasse mich auf einen der freien Plätze nieder. Der Blick auf mein Handy verrät mir eine Nachricht von "der Typ": "Ich bin gegangen, damit deine Freundinnen nicht misstrauisch werden."
Das ist dir ja früh eingefallen. Als du mich beschützend hinter dich gezogen hast, waren meine Freundinnen ja nicht anwesend. Obwohl das ja eigentlich nicht schlimm gemeint war. "Was hat er gesagt?", stellt er mir jetzt die Frage.

Ich seufze und antworte ihm nicht. Rauswurf. Der Gedanke lässt mich nicht los. Obwohl unsere Lage so mies ist, will meine Mutter mich nicht arbeiten lassen. Damit ich gute Noten habe, eine schöne Zukunft. Nicht wie sie.
Was mache ich als Dank? Beim Direktor unbeliebt, beim Unterricht zu inaktiv. Ich sollte mich selbst ohrfeigen.

Angekommen, kriege ich eine weitere Nachricht von Zamir: "Wenn du mir nicht antwortest, komme ich zu dir."
Der Typ wird mich wohl nie in Ruhe lassen. Egal, wie oft ich sage, dass ich es leid habe. Egal, ob meine Freundinnen oder der Direktor etwas merken oder er auf mir landet, wenn meine Mutter zusieht. Oh Gott, das hab ich ja völlig vergessen. Ob meine Mutter es noch weiß?
"Er hat gefragt, welche Beziehung ich zu dir habe", antworte ich knapp und betrete niedergeschlagen die Wohnung.

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now