43- Der Typ, der gehen will

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43- Der Typ, der gehen will

Vor diesem Augenblick habe ich mich die ganze Zeit über gefürchtet. Aber wie hat er es herausgefunden?
Mein Blick schnellt in Zamirs Richtung, da ist er schon nicht mehr auf seinem Platz. Er hat die Hände zu Fäusten geballt, sein Rücken ist versteift und in seinen Augen sehe ich einen Hass entflammen, der mir die Nackenhaare sträuben lässt.

Ich bin nicht die einzige, die sich von ihrem Platz drückt und deren Aufmerksamkeit auf Zamir ruht, der Furkan am Kragen packt und ihn hochzieht.

»Was hast du, Bastard, gesagt? Wiederhole das, was du gesagt hast!«, knurrt er und wird bei jedem Wort lauter. »Sag es und ich breche dir dein Genick.«

Furkan will sich aus seinem Griff befreien. »Stimmt es nicht, ha?«, fragt er dabei provokant. Als er es dann doch nicht schafft, versucht einer der Jungs dazwischen zu gehen. »Reagiere nicht über«, sagt er. Zamir hat nicht die Absicht, sich zu beruhigen. Er spannt den Kiefer an, man sieht ganz deutlich, wo seine Adern entlanglaufen. Als der Junge dann auch noch an ihm zerrt, landet Zamirs Faust in seinem Gesicht.

Furkan entwindet sich in dem Augenblick aus Zamirs Griff. »Ich wusste doch, dass bei dem was falsch ist.«
  In dem Augenblick dreht Zamir sein Gesicht wieder zu ihm und sein Blick ist so düster und voller Hass, dass ich ihn gar nicht wiedererkenne. Im nächsten Moment trifft Zamir mit seinem Kopf gegen Furkans, der daraufhin nach hinten taumelt und mit Tränen in den Augen nach seiner Nase fasst. Sein Schrei sorgt dafür, dass ich mich weiter durch die Schüler zwänge, die schon alle wie im Kino gebannt auf eine Schlägerei warten.

Furkan zischt irgendetwas unverständliches, geht dann auf Zamir los, der schon darauf wartet, ihn mit seinen Fäusten das Gesicht demolieren zu können.

Wenn ich ehrlich bin, gibt es mir für den Moment Genugtuung, dass Zamir ihn so schlägt. Aber das ist nicht in Ordnung. Er wird Schwierigkeiten bekommen und sich schlagen sollte er sowieso nicht.

»Ruhe! Was tut ihr hier! Hört auf mit diesem Geschlage«, brüllt unser Lehrer im Hintergrund, aber da er den Kurs schon im Unterricht nicht unter Kontrolle hat, kann er das jetzt wohl vergessen.

Man hört ziemlich laut, wie Zamir immer wieder zuschlägt. Niemand geht mehr dazwischen. Ein Mädchen hat gerade ihr Handy herausgenommen und ist dabei, ein Video zu drehen. Ich entreiße ihr das Stück und werfe es auf einen entfernter liegenden Tisch, was sie aufschreien lässt.

Gerade will ich dann wieder zu Zamir, habe mich durchgekämpft, da lässt er von Furkan ab und sein gesamter Körper bebt. Mit einem Mal läuft er an uns vorbei, stößt mich dabei mit der Schulter an meine, woraufhin ein kurzer, aber dafür sehr intensiver Schmerz meine Schulter einnimmt und dann nachbebt. Ich sehe ihm nach, wie er den Raum verlässt. Na toll.

Die Situation macht mir Angst. Unser Lehrer fordert alle auf, sich wieder hinzsetzen, kümmert sich dann um Furkan, dem ich keinen Blick zuwerfe und geschwind Zamir nachlaufe.

Ich muss ihn nicht suchen.
»Du wusstest es«, brüllt er so laut, dass man es im ganzen Treppenhaus hört. »Du verdammter Dreckskerl wusstest es und hast es verschwiegen.«
»Zamir, warte.«

Als ich oben bin, ist er schon weg. Es passiert alles so schnell und ich weiß nicht, wie ich zu reagieren habe. Meine Finger zittern. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich ihn erreiche.

Der Direktor steht vor seinem Pult, das Gesicht rot. »Er hat es herausgefunden«, nuschelt er vor sich hin und dann schluckt er laut, realisiert erst kurz später, dass ich da bin. »Geh ihm nach. Aklima, geh ihm nach. Du kannst ihn erreichen.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now