26- der Typ, bei dem ich mich bedanke

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26- der Typ, bei dem ich mich bedanke

Ich starre auf meinen Finger. Er hat doch nicht, nein hat er nicht. Wieso sollte er einen Ring holen für eine Eheschließung, die allein auf Papier besteht. Einzig ein Ring aus Papier würde das verdienen und selbst das ist lächerlich. Aber wieso dann?

Ich versuche den Gedanken zu verscheuchen und gehe wieder ins Wohnzimmer, wo die anderen noch essen. Ilaydas Augen funkeln, während sie Zamir irgendetwas von der Schule erzählt. »Kommst du morgen zur Aufführung, Mama kann nicht.«
Mama kann nicht, Schwester wird vergessen. Ehrlich, wieso werde ich wie Luft behandelt, wenn Zamir da ist?

»Ich komme doch«, zische ich und sehe sie drohend an. Sie jedoch ignoriert meinen Blick, fühlt sich wohl sicher in Zamirs Nähe. »Ja, aber du meintest doch selbst, dass es sehr knapp wird.«
Diese kleine- »Zamir hat gleichzeitig mit mir Schluss. Er wäre also nicht früher da.«
»Ich würde gerne kommen«, kündigt Zamir an und Ilayda jubelt.

»Ilayda, rahat bırak çocuğu (Ilayda, lass den Jungen in Ruhe)«, flüstert meine Mutter und lächelt dabei. Ich nicke zustimmend. Schön, dass es meine kleine Schwester nicht interessiert. »Aber das wäre schön, wenn du kommen könntest. Du solltest dich natürlich nicht gezwungen fühlen.«
»Ich komme gerne«, wiederholt Zamir und schreibt sich die Adresse auf. »Ich sollte auch schon gehen. Danke für das Essen.«
  »Es war uns eine Ehre«, meint meine Mutter und wir geleiten ihn raus.
  »Ich hab ja bekommen, was ich wollte«, fügt er nebenbei hinzu und sieht mich an. Ich schaue weg, was ihn amüsiert. Arschloch.

»Wenn dein geliebter Zamir kommt, muss ich ja nicht hin, oder?«, frage ich Ilayda, als er weg ist, und überlege, wie ich Boby, den Teddybären, den Kopf abreißen und ihn ihr präsentieren werde.
  »Natürlich musst du kommen. Du bist meine Schwester«, entgegnet sie entgeistert. »Sonst macht mein Plan keinen Sinn.« 
  »Ach, und was ist dein grandioser Plan?«, frage ich spöttisch. Von ihr kann ich ja nichts vernünftiges erwarten.
  Sie grinst und dabei entblößt sie das Grübchen auf ihrer linken Wangenseite, welches ich als Kind immer beneidet habe. »Na, Zamir hat einen Wagen. Wenn er dich fährt, bist du nicht knapp da, sondern auf jeden Fall pünktlich. Ich will nicht auftreten, bevor du da bist.«
Nachdem sie das gesagt hat, verschwindet sie in ihr Zimmer und ich bleibe versteinert stehen. Das war gerade so süß, dass ich mich für meine Gedanken schäme.

»Ungewohnt, sowas von ihr zu hören, nicht?«, fragt meine Mutter. Ich nicke und will dann auch schlafen gehen, aber ich kann kaum ein Auge zudrücken.

Ich nehme daher mein Handy in die Hand und denke dabei an das peinliche Gespräch mit Necmiye. Ich hatte ihn meinen Verlobten gennant. Ich glaube aber kaum, dass er es verstanden hat zum Glück.
Ich tippe es ein und suche es auf albanisch "meine Verlobte~ e fejuara ime". Erst als ich in meinem Kopf Zamir das aussprechen höre, frage ich mich, wieso ich so etwas nachschlage. Da gibt es doch Wörter, die ich wohl eher benötige. Also tippe ich "Arschloch~ bir bothe" und übe es, das auszusprechen. Nachdem ich weiter unnötig Zeit vergeude, indem ich mir irgendwelche Bilder und Videos ansehe, falle ich in einen tiefen Schlaf.

Dafür bin ich am nächsten Tag in der Schule müde und versuche angestrengt nicht einzuschlafen.

In der Pause sehe ich, wie dieser Shane wieder mit Mirjana redet. Hat Zamir ihr nicht erzählt, wer dieser Typ ist?
  »Ich bin sofort da«, spreche ich zu Jess und stehe auf, bevor sie etwas erwidern kann. Mirjana geht die Treppen hoch und begibt sich in einen leeren Gang. Aber ich bin nicht die Einzige Person, dir ihr folgt. Zamir tut es auch. Ich stoppe also.

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now