33- der Typ der die Aklima-Rechte missachtet

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33- der Typ, der die Aklima-Rechte missachtet

Ich stelle mich vor die Tür, sodass Zamir sie weder schließen, noch einfach davonfahren kann.
»Aklima, geh zur Seite«, zischt er wütend und seine Finger umklammern dabei fest das Lenkrad.
»Kostet es dich so viel Zeit, mir einen Augenblick zuzuhören?«, frage ich ihn, während er immer noch stur aus dem Fenster sieht.. »Du, der mit mir lieber Bahn fahren wollte, um mehr Zeit mit mir zu verbringen.«
Die kleinen Dinge, die er getan hat, scheinen mir nun umso auffälliger. Ich hab es nie wirklich bemerkt, nie geschätzt. Aber das rechtfertigt sein Verhalten jetzt nicht. Es rechtfertigt nicht, mich so zu verletzen ohne mir die Chance zu geben, mich zu erklären.
»Das war mal«, knurrt er. Sein Griff wird immer fester, sodass seine Knöchel weiß . »Jetzt geh.«

Ich kann nicht fassen, wie er so kalt sein kann. »Am Anfang wollte ich überhaupt nichts mit dir zutun haben. Wenn du einfach so einen Schlussstrich ziehen kannst, wieso hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen?«
Meine Verzweiflung wird von Wut übermannt. »Wieso hast du uns nicht Fremde bleiben lassen, he? Wieso hast du es immer und immer wieder versucht, wenn du es einfach beenden kannst!«
  Er verkrampft. »Weil ich dachte, du wärest anders.«

Ich beiße fest die Zähne zusammen, als er fortfährt. »Ich habe wohl ein falsches Bild von dir gezeichnet und ich habe so lange darauf beharrt, dass du so bist.«
  »Wie bin?«, will ich wissen. »Zamir, er hat mir gedroht und-«
  »Ich hab dir gesagt, du sollst zu mir kommen, wenn er das tut. Ich habe dir gesagt, dass ich dich in Schutz nehmen werde, egal aus welchem Grund und egal vor wem. Aber du hast mir nicht vertraut, noch nie hast du das getan. Keinen Augenblick- und jetzt erwartest du, dass ich dir zuhöre?«
»Ich hab dir nichts erzählt, weil es sinnlos ist. Ich hatte nie vor, ihm irgendetwas zu erzählen. Du hattest sowieso so viel um den Kopf.«
»Ah, es war aus reiner Nächstenliebe?«, spottet er lachend.

Es versetzt mir einen Stich im Brustbereich, der immer tiefer reinschneidet, bis er meinen Körper durchbohrt hat. »Egal, was ich dir erzählen werde, du wirst mir nicht glauben.«
Das wird mir gerade erst so richtig bewusst. Ich spüre, wie heiß mir wird und wie die Tränen versuche sich aus meinem Körper zu drücken. »Auch nicht, wenn ich dir erzähle, dass Ilayda an deiner Tasche war, um dir die Zigaretten wegzunehmen und ich sie habe zurücklegen wollen.«
  »Aklima, geh.«

Ich tue ihm den Gefallen und beobachte, wie sein Wagen verschwindet. Ich muss schlucken, stehe da wie erstarrt. Zumindest habe ich nicht geweint. Hat das überhaupt einen Sinn? Hätte er nicht lieber sehen, dass er mich verletzt hat? Deine Stimme, deine Worte, deine Haltung, alles an mir haben es doch sowieso gezeigt, ist die Antwort. Trotzdem ist er gegangen.

Ich gehe zurück zur Schule und rede mir ein, dass ich wegen ihm ganz bestimmt keine einzige Stunde versäumen werde. »Ist alles in Ordnung?«, fragt mich Zehra und Jess schaut mich schuldbewusst an.
  »Alles bestens. Ich verstehe den Stoff nur nicht.«
Früher habe ich mich mehr angestrengt. Ich habe mir immer vor Augen gehalten, wie viel meine Mutter gekämpft hat, damit es mir gut geht. Dann kam dieser Albaner und hat meine Welt auf den Kopf gestellt, weil er ja so gerne mit mir befreundet werden wollte.

»Ist es wegen mir?«, fragt Jess. »Habt ihr euch gestritten, weil ich mit ihm geredet habe?«
Sie schluckt, sie ist eine ziemlich stolze Person, die zu ihren Worten steht.  Deshalb bedeuten mir ihre folgenden Worte um so mehr. »Ich kann mich auch entschuldigen und mit ihm reden.«
  »Nein, es gibt nichts mehr wiedergutzumachen. Wir reden nicht mehr miteinander und wer weiß, vielleicht ist das sogar gut.«
  »Oh nein!«, ruft sie und wird vom Lehrer nicht einmal beachtet. Wäre es Zehra, wäre sie lange draußen. »Das wollte ich nicht, Aklima, ich schwöre, das wollte ich nicht. Ich hatte nur Angst, dass dir etwas geschehen könnte und hatte etwas Distanz gewünscht. Ich dachte, der Idiot könnte das verstehen.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now