29- der Typ, dem der eine Kaffee gehört

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29- der Typ, dem der eine Kaffee gehört

Ich nehme den Teddy und laufe an Zamir vorbei.
  »Bist du immer noch wütend darüber, dass Hona kein Deutsch kann? Da kann ich doch nichts für«, lacht er.

  Ich antworte nicht, verfluche ihn in meinen Gedanken auf Türkisch.

  »Na, wie fühlt es sich an«, hakt er weiter nach und ich bin kurz davor ihn mit Ilaydas Teddybären zu erschlagen. Der einzige Grund, warum ich das nicht tue ist, dass wenn es Ilayda erfahren würde, ich so gut wie tot wäre.

»Ich hab dich nicht beleidigt vor Necmiye. Deine Rache war total unberechtigt«, sage ich. Es kann mir genauso gut egal sein. Wer weiß schon, ob ich Hona je wiedersehe, aber es gefällt mir, wütend auf ihn zu sein.

»Vielleicht hab ich dich genauso wenig beleidigt«, spricht Zamir betonend aus. Wir steigen in seinen Wagen und er startete den Motor. »Vielleicht hab ich nur gesagt, dass du meine Verlobte bist.«

  Es ist mir unangenehm, wenn er es ausspricht, selbst wenn es nicht echt ist. Ich weiß, was meine Verlobte auf Albanisch bedeutet und das kam nicht in seinem Gespräch vor. »Glaube ich dir aufs Wort. Am Anfang hieß es, du kannst auch kein Deutsch und kaum ein Tag später sprichst du es, als wäre es deine Muttersprache.«

   »Hey, das war die spontane Idee deiner Mutter.«

  Ich zucke mit der Schulter und schweige, bis wir am Krankenhaus sind.

Ilayda sieht nicht mehr so verzweifelt aus. Sie lacht darüber, dass ich Bobby hergebracht habe. »Ich bin doch schon alt genug, um ohne ihn klarzukommen«, meint sie, aber wir wissen beide, wie wenig das stimmt.

»Ist er auch da?«, fragt sie dann und ich weiß, dass sie Zamir meint. Dieser steht vor dem Zimmer. Er meinte, er wolle uns alleine lassen.

  Ich runzele die Stirn. »Wie kommst du darauf?«

  »Na, er hat doch gesehen, dass mir etwas passiert ist.«

  »Er ist vor der Tür. Soll ich ihn reinholen?«

  Sie schüttelt den Kopf. »Nein, aber sag mir, was da läuft.«

Ich sehe sie mit großen Augen an. »Nichts. Du bist diejenige, die ihn überall eingeladen hat, nicht ich.«

  »Ich bin neun. Vom Alter her würde das nicht passen, ist dir schon klar, oder?«

  »Ilayda, du hast echt zu viel Freizeit. Hör auf, dir solche dummen Gedanken zu machen.«

  Sie schmollt, versucht mit ein schlechtes Gewissen zu machen, indem sie das Kindchenschema anwendet und dabei Bobby näher an sich rückt. »Lass mich doch, so lenke ich mich ab. Soll ich an meine Wirbelsäule denken?«

»Nein, natürlich nicht«, sprudelt es aus mir. Wie war das noch einmal? Schlechte Töchter kriegen schlechte kleine nervige Schwestern, die sich gerne als große Brüder ausgeben.

  »Er kriegt meinen Segen nur, wenn er aufhört zu rauchen.«

  »Wer will deinen Segen?«, frage ich die Brauen hebend. »Wäre es Güney, würdest du dann auch solche Dummheiten ausdenken?«

Sie denkt tatsächlich darüber nach. »Kommt darauf an, ob ich Langweile habe.«

  »Willst du noch etwas haben?«, frage ich sie, um das Thema zu beenden.

  »Wenn ich aufstehe will ich Schokolade«, sagt sie und deutet dann auf ihre Wange. »Und einen Kuss. Aber keinen normalen Kuss. Den Kuss der wahren Liebe.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now