50- der Typ, der mir Recht gibt

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50- der Typ, der mir Recht gibt

Ich lasse sie Hand nachdem zweiten Mal klingeln sinken. Während ich überlege, was ich ihm denn sagen wollte, denn obwohl es mir die ganze Fahrt über selbstverständlich vorkam, finde ich jetzt keine Worte, wird die Tür geöffnet.

Da steht er vor mir, Zamir, der Typ, der mein Ehemann sein soll und ich sehe ihn an, als würde ich es das erste Mal tun- denke darüber nach, was alles passiert ist und überlege, was alles hätte noch passieren können. Er ist mein schönstes und traurigstes Dilemma.

»Aklima?«, fragt er sichtlich verwirrt. Er sieht aus, als wäre er gerade erst aufgewacht. Die Brauen sind zusammengezogen und das Haar steht in alle Richtungen. Es sieht süß aus. »Was tust du hier?«
»Du kamst nicht zur Schule«, beginne ich und spüre, wie dumm sich das anhört.
»Und deshalb hast du dich auf den weiten Weg gemacht?«

Ich zucke mit der Schulter. »Du hast nicht auf meine Nachricht geantwortet.«
Jetzt grinst er. »Kommst du jedes Mal, wenn ich nicht antworte?«
»Gewöhne dich nicht daran«, warne ich und er bittet mich rein.

»Ich bin schwer eingeschlafen und am Morgen konnte ich nicht aufstehen«, erklärt er seine Lage, während ich durch den mit Flaggen ausgestatteten Flur laufe.
»Ist es wegen dem Problem von gestern?«, frage ich und er antwortet nicht. Im Wohnzimmer drehe ich mich zu ihm um. »Wenn man ein Problem nicht lösen kann, sollte man Hilfe suchen.«

Er lacht darüber, aber es klingt eher verletzt. »Man kann mir nicht helfen.«
»Jetzt unterschätzt du meine Qualität als Helferin. Wer hat dich nochmal vor dem Abgeschoben werden gerettet?«
Ich grinse süß und er muss es auch tun. Er kann gar nicht anders und das gefällt mir. »Soll ich dir was zum Trinken bringen?«, fragt er.

»Zamir, ändere nicht das Thema!«
Zamir beißt sich auf die Unterlippe und spielt mit seinem Ring. »Du machst es mir sogar noch schwerer.«
Ich hebe beide Brauen und er kommt mir einen Schritt näher. »Du machst es mir unmöglich.«

Ich mag es nicht, in seine Augen zu sehen. Sie sind eine fremde Dimension, etwas vollkommen anderes. Etwas, das mein Herz höher schlagen lässt. Da sind keine Schmetterlinge in meinem Bauch, sondern ein verdammter Zoo und alles in mir sehnt sich nach diesem Anblick, seinem Anblick. Mein Körper hallt meinen Herzschlag zurück und mein Herz schlägt nach zwei Silben, nach fünf Buchstaben, die eine Welt beherbergen, nach seinem Namen. Er hallt und hallt und überdeckt meinem ganzen Körper. Ich will das nicht. Ich will nicht enttäuscht werden. Ich will nicht, dass er geht und dass ich Weine.

»Du hattest Recht, Aklima«, meint er und streicht mir ein Haar hinters Ohr. Gleich, vielleicht umarmt er mich noch, wird er lachen und dann werde ich mir Hoffnungen machen. Ich sollte es sagen. Ich sollte sagen, dass ich Gefühle für ihn haben, er sollte mich schräg ansehen und sagen, dass es unmöglich ist. Dann könnte ich damit fertig werden- vielleicht.

»Womit?«, frage ich und versuche meine unsichere Stimme zu kaschieren.
»Damit, dass wir Fremde bleiben sollten, uns niemals nahe treten sollen«, erklärt er und mein Herz bricht. Es ist gut so. Es ist besser, als wenn ich mich hineingesteigert hätte.

»Dann«, er beißt sich wieder auf die Unterlippe, ist sich nicht sicher, ob er die nächsten Worte aussprechen soll oder nicht. »Hätte ich mich niemals in dich verliebt.«

Alles steht still, stoppt und ich kann seine Worte nicht verstehen. Ist das jetzt eine Abfuhr?
»Bitte was?«, sprudelt es aus meinem Mund und dann beginne ich zu lachen. Ich kann es gar nicht kontrollieren.

Zamir presst die Zähne fest zusammen. »Ich weiß, das sollte nicht passieren. Das ist lächerlich. Ich hätte es nicht sagen sollen.«
Ich reiße die Augen auf, weil ich endlich begreife, was das zu bedeuten hat. »Du liebst mich?«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWo Geschichten leben. Entdecke jetzt