20- der Typ, der von meiner Mutter geliebt wird

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20- der Typ, der von meiner Mutter geliebt wird

»Hey«, begrüßt mich Zehra mit funkelnden Augen. Ihr Gesicht wird mit ihrem breiten Grinsen verziert. »Ich konnte nicht bis morgen warten, muss dir etwas erzählen.«
  Sie redet so schnell und nervös.
  »Komm doch rein«, sage ich also und versuche mein Lächeln so gut wie möglich zu behalten.
 
Zehra kommt herein und schüttelt gleich den Kopf. »Du schmeißt immer noch deine Jacke einfach dahin? Heb die auf, deine Mutter bringt dich noch um.«
  »Hast recht«, nuschele ich und habe dabei schlimme Katastrophenvorstellungen. Jeder normale Mensch würde es hinkriegen unbemerkt und leise in der Küche zu bleiben. Ob Zamir das schafft, bin ich mir nicht sicher.

Ich hebe meine Jacke hoch, hänge sie auf und Zehra tut es mir gleich. Sie will gleich darauf in die Küche. Ich packe sie am Arm und ziehe sie zurück, woraufhin ich einen verstörten Blick von ihr ernte. Ein unsicheres Lachen entfährt mir. »Lass uns ins Wohnzimmer.«
  Zehra legt die Stirn in Falten. »Ist alles in Ordnung, Aklima?«
  »Ja, ja klar. Nur- Ilayda hat es drinnen übel zurückgelassen, also- den Anblick will ich dir nicht antun.«
Den Anblick auf Zamir, der am Küchentisch sitzt, will ich ihr wirklich nicht antun.
  »Seit wann ist sowas unter uns ein Problem?«, lacht sie.
  »Ist es nicht. Aber wieso sollten wir uns in einen unordentlichen Raum setzen, wenn es ein ordentliches gibt?«

Somit setzen wir uns ins Wohnzimmer, wo Zehra sich kaum halten kann. »Er hat es mir gestanden!«
Darauf folgt ein kindliches Kichern. Sie weiß, dass ich es gewusst habe, aber ist viel zu sehr glücklich, um darüber sauer zu sein. »Ich kann es nicht fassen! Güney hat sich in mich verliebt!«
  »Ein Hauptgewinn«, zitiere ich sie selbst und das bringt sie in Verlegenheit. Das Grinsen ist trotzdem nicht weg und die süße Röte ihrer Wangen bleibt auch noch erhalten. »Wieso hast du mir keine Zeichen gegeben?«
  »Ich hab es ja versucht«, erkläre ich ihr. »Aber ich wollte es nicht zu auffällig machen, weil mich Güney sonst abgeschlachtet hätte und meine Signale hast du nicht bemerkt.«

  »Ach, wann hast du es versucht?«, will sie wissen und spielt mit ihrem Haar.
  »Nachdem er Zamir geschlagen hatte und wir an der Haltestelle waren, hab ich dir gesagt, dass Zamir dir die Tür aufgehalten hat und nicht mir und Güney danach so wütend war«, erzähle ich und frage mich dabei, ob der Typ, der in der Küche sitzt, es wohl mitbekommt.
  »Das war also dein Zeichen?«, legt sie den Kopf schief. »Du hast dich ja echt angestrengt!«
  Ich schlage sie leicht den Oberarm für diese schnippische Aussage. »Du weißt, wenn ich es auffälliger versucht hätte, wäre es auf jeden Fall schiefgegangen.«

Sie nickt. »Wie der spontane Kinobesuch.«
  »Was habt ihr danach eigentlich gemacht?«
  »Naja, wir haben den Film zu ende gesehen und ich habe geheult, weil das Ende so tragisch war. Du weißt, wie depressiv ich werden kann, echt peinlich, wenn ich so darüber nachdenke, aber er hat alles versucht, um mich aufzumuntern, hat mir sogar diese gebrannten Mandeln mit weißer Schokolade geholt, die ich so liebe.«
  »Bei sowas ist er sehr aufmerksam«, murmele ich. Vielleicht war ich zu voreilig wütend auf Güney. Ich meine, er hätte es ja nicht gestehen können, während Zehra heult und aus Erfahrung kann ich sagen, dass es verdammt schwer ist, sie zu beruhigen.

»Ich bin so glücklich, Aklima«, strahlt sie voller Freude. Dafür ist sie umso schöner, wenn sie so fröhlich ist. »Die Welt ist in rosa Watte verpackt. Nichts kann sie zerstören.«
  Als hätte der Typ, der alles vermasseln muss, auf den Moment gewartet, ist gleichzeitig Krachen von Glas zu hören. Ich schnappe nach Luft und reiße die Augen auf, während ich reflexartig in Richtung Küche sehe.
  »Was war das?«, runzelt Zehra die Stirn und sie will aufstehen, aber ich halte sie auf. Dafür sollte ich Zamir einfach umbringen. »Ja nichts kann irgendetwas kaputt machen. Außer Ilayda. Ich weiß nicht, ob sie eine kleine Schwester oder doch eher ein kleines Biest ist.«
 
»Sie ist da?«, steht Zehra wieder auf. »Ich sollte sie begrüßen.«
  »Nein, solltest du nicht!«
  »Wieso?«
  »Ihr Lieblingscharakter ist gestorben. Ihre Laune ist ganz weit unten und sie hat Aggressionen und lässt es an unser Geschirr aus.«
  »Oh.«
Zehras Klingelton ertönt nun. Sie geht dran und murmelt davor etwas wie danach klingt, dass ihre Mutter nicht weiß, dass sie hier ist und sie sich wahrscheinlich Sorgen macht. Gleich darauf ist sie dann weg und ich kann erleichtert aufatmen.

Der Typ, der mein Verlobter sein sollTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang