48- Der Typ, der islamisch gesehen mein nichts ist

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48- der Typ, der islamisch gesehen mein nichts ist

Es kommt keine Antwort auf meine Frage. Ich sehe mir das Bild genau an, sehe mir an, wie Zamir zu mir blickt und das sorgt dafür, dass ein Teil in mir furchtbar wehtut. Er wird gehen und dann wird vielleicht dieses Foto alles sein, was ich von ihm habe.

Ich muss an Shane denken. Wer sollte es sonst gewesen sein? Für mich kam er bis heute wie eine Witzfigur vor, weil er immer da war und es hieß, er würde Rache nehmen, aber nichts getan hat. Aber er ist eine Schlange. Er hat Zamir die Drogen untergejubelt, sodass sein Vater ins Gefängnis musste. Er wollte sich an Mirjana ranmachen, damit er seinem Freund- ich betone seinem Freund- zeigen kann, dass er sie nicht beschützen kann, indem er sie von ihm fernhält. Er ist im Hintergrund und doch kann er so viel beeinflussen.

Ich presse die Zähne fest zusammen, frage mich, ob ich Zamir davon in Kenntnis setzen soll. Aber er hat schon so viel um die Ohren, dass ich ihn nicht weiter belasten will.

Langsam laufe ich zurück ins Apartment und starre auf mein Handy in der Hoffnung, dass sich die anonyme Person doch meldet. Sie tut es aber nicht.

Ilayda öffnet ihr Zimmer nicht, meint, sie wolle schlafen und antwortet mir nicht mehr. Sie war heute morgen so still und das macht mir auch noch Sorgen. Wenn die Welt zusammenbricht, dann aus allen Fronten.

»Was hat Ilayda?«, frage ich meine Mutter, die gerade ihre Schuhe anzieht, um einkaufen gehen zu können.
»Necmiye geht es nicht gut und das hat sie traurig gestimmt«, erklärt meine Mutter. Ich lege die Stirn in Falten und sehe sie verwirrt an. »Seit wann stehen sich die beiden so nahe?«

Meine Mutter seufzt und lehnt sich an den Türrahmen. »Ich weiß es selbst nicht. Einer ihrer Katzen ist überfahren worden und Ilayda hatte sie getröstet.«
»Nein!«, rufe ich und lege die Hand vor den Mund. Jeder weiß, was ihr ihre Katzen bedeuten.

»Sie hängt sehr an ihnen. Danach hat Ilayda sie einige Male besucht und- keine Ahnung. Du kennst Ilayda. Sie wollte bestimmt irgendetwas über ihre Vergangenheit herausfinden und vielleicht hat sie das auch. In ihrer Vergangenheit sind Puzzleteile, die wie Dolche ins Herz stechen. Ich kenne sie selbst nicht.«

Ich sehe runter und kaue auf meiner Lippe herum. Das, was ich über Necmiye weiß, ist nicht viel und das ist ziemlich tragisch.
»Das wird schon wieder«, meint meine Mutter und lächelt mir ein letztes Mal zu, bevor sie die Wohnung verlässt.

Ich denke wieder an die anonyme Person, die mir das Bild geschickt hat, als es an der Tür klingelt. Hat meine Mutter etwas vergessen?
So früh kann sie noch nicht zurück sein.

»Zehra!«, rufe ich überrascht. Sie schließt mich mit einem Lächeln in die Arme und ich bitte sie rein.
  »Willst du etwas trinken?«, frage ich und bin immer noch etwas überrumpelt. »Was schlägt dich hierher? Nicht, dass es mich nicht freut.«

Sie setzt sich hin und knetet die Finger, während sie verneint. Ich hole ihr dennoch etwas und stelle es auf den Tisch.
  Zehra sieht mich erwartungsvoll an. Gibt es etwas, das ich wissen muss?

»Wie geht's dir und wie läuft es mit Güney?«, frage ich also und fühle mich unbehaglich. Irgendetwas stimmt hier nicht.
  Sie zuckt nur mit der Schulter und greift doch zum Glas. »Mit Güney läuft es gut, aber sein Vater ist nicht so begeistert von mir.«
  »Wieso? Wer kann denn bitte besser sein als du?«, bringe ich geschockt hervor. Ich kenne Güneys Vater. Dieses Verhalten passt nicht zu ihm.

Zehra zuckt nur mit der Schulter. »Wie läuft es bei dir?«
  »Gut, wie immer«, antworte ich und in mir kommt ein ungutes Gefühl auf. Ich lüge sie wieder an.
  »Und mit Zamir?«, will sie wissen und hebt die Brauen.
  »Ach komm, Zehra. Du glaubst Jess das doch wirklich nicht, dass ich wohl angeblich furchtbar in ihn verschossen bin. Ich meine, das ist Jess.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now