35- der Typ, dessen Bild nicht verschwindet

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35- der Typ, dessen Bild nicht verschwindet

»Einen Ring hast du gesagt?«, fragt Mirjana noch einmal und hilft mir bei der Suche.u
  »Ja, er hat meiner Mutter eine Menge bedeutet«, erkläre ich und fühle mich schlecht wegen der Lüge. Ich kann nur schlecht sagen, dass er von Zamir ist.
»Wir finden ihn sicher«, versucht sie mir Mut zu sprechen, aber das bringt nichts. Ich spüre, wie meine Augen brennen. Als gerade eine warme Träne über meine Wange kullert, meldet sich Mirjana wieder. »Ist es der?«

In ihrer winzigen Handfläche glitzert der der Ring von Zamirs Mutter.
»Oh mein Gott«, nuschele ich und wische mir den Wasserfall von aufkommenden Tränen der Erleichterung weg. Sie reicht ihn mir und ich wische den Dreck weg.
»Er ist sehr schön.«
»Danke«, murmele ich. Ich will immer noch weinen. Ich schlinge meine Arme dankbar um ihren Hals und sie lacht.

»Ich glaube, das war genug Anstrengung für einen Tag. Komm, wir trinken etwas warmes, dann kannst du dich auch entspannen«, meint sie, während ich nur fixiert auf den Ring bin. Ich nicke also und wir setzen uns in das kleine Café in der Nähe, weil die Bäckerei schon geschlossen hat.

»Jetzt kannst du mir das mit Shane genauer erklären«, sage ich, während ich auf meine heiße Schokolade warte. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas neues erfahren werde, aber es wäre einfach nur hässlich, wenn ich ihr nach dem sie so lange mit mir gesucht hat, nicht einmal zuhöre.
  Mirjana verkrampft einen Augenblick, dann lächelt sie wieder sanft.
  »Wieso denkst du, dass er nicht hinter Zamir ist?«, frage ich die explizit. »Als er dich zum ersten Mal in der Pausenhalle angesprochen hat, hat er doch auch nach Zamir gefragt.«
  »Ja, das hat er und dann in unseren Folgegesprächen auch. Aber es war nie ein Hauptgrund, so kommt es mir vor, nur eine Einleitung. Er hat es als Grund gezeigt, um mit mir zu reden, denn wenn wir weiter geredet haben, hat er Zamir noch kaum erwähnt.«
  Ja, ich habe nicht zu viel erwartet, trotzdem enttäuscht es mich. »Ist das alles?«

»Aklima, als ich dich angeblafft habe, weil du etwas mit Zamir hast, obwohl ich dich als Freundin gefragt habe, ob du etwas für ihn empfindest und dir als einzige Person meine Gefühle offenbart habe?«
  »Zwischen Zamir und mir war nichts und ist auch nichts.«
Das Gespräch wird mir zu dumm. Würde der Kellner nicht gerade meine heiśe Schokolade vor mir abstellen und ich beinahe erfrieren, würde ich weggehen.
Sie hebt beide Brauen. »Sagen wir mal, das stimmt. Ich war nicht eifersüchtig wegen Zamir, ich war wütend auf dich. Ich hatte dir vertraut.«
»Wieso erzählst du mir das, Mirjana?«
»Weil es zwar kleine Informationen sind, aber wichtig für den Rest. Aklima, bitte hör mir bis zum Ende zu und behalt es für dich.«

Ich seufze nickend und nehme einen Schluck, während sie nur die Finger um den Becher legt. Ihr Blick gleitet wieder zu mir. »Ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist, aber eine Zeit lang habe ich mich wie tot gefühlt. Das war lange bevor Zamir auf der Schule war. Ich war kaum ansprechbar, meist abweisend and abwesend. Meine Umwelt war kaum mehr scharf zu sehen für mich.«

»Ich denke schon«, antworte ich und fühle mich schlecht, sie kaum gefragt zu haben, was sie hatte. Aber unsere Beziehung war nicht die von einer dicken Freundschaft gewesen.
»Ich bin eines Tages über die Straße gegangen und wäre beinahe überfahren, wäre da nicht Zamir gewesen, der mich am Arm gepackt und zurückgezogen hätte. Erst, als das Auto hupend weiterfuhr, habe ich die Situation realisiert und weil das alles zu viel war, habe ich angefangen zu weinen. Er hat mich hierher gebracht«, deutet sie auf das Café. »Ich habe mich bei ihm ausgeheult, weil er ein Fremder war. Ich kann kaum mit anderen über Probleme reden, aber dass ich ihn nie wiedersehen würde, hat mich dazu verleitet, mit ihm zu reden.«

Sie kennen sich länger. Schon viel länger, als ich ihn kenne. Deshalb waren sie oft zusammen, als er neu an der Schule war. Ich spüre einen Stich in der Magengrube.

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now