Der Typ, der mein Verlobter sein soll

10- der Typ, der auf Streit steht

10- der Typ, der auf Streit steht

Das hat er nicht wirklich gesagt. Das bilde ich mir ein. Das kann gar nicht anders sein. Ich versuche diesem Bastard zu helfen und was tut er?

Neben Güney sitzen Furkan und Kerem, die mich beide mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen. Naja, das tuen gerade alle hier. Während ich mich langsam und unauffällig versuche umzusehen, um zu prüfen, wie viele diese Worte gehört hatten und ob das hier zu einem Gerücht werden würde, treffe ich auf Zamirs Blick. Der Einzige, der mich nicht mit hochgezogenen Brauen ansieht. Sein Blick weist eher Neugier auf.

Dann plötzlich beginnt Güney lauthals zu lachen. »Ist es das, was du hören willst, Jess?«
  Er sieht mich kurz entschuldigend an und dann wieder grinsend zu Jess. Die Entschuldigung nehme ich nicht an. Auf keinen Fall. Das ist kein bisschen witzig.

  »Ich möchte nur die Wahrheit hören«, zischt Jess, die schon die Hände zu Fäusten geballt hat. Sie möchte auf ihn losgehen, weil sie denkt, er würde mit meinen Gefühlen spielen, doch ich halte sie zurück.

Ich reiße die Augen auf und mache ihr mit meinem Blick klar, dass sie es lassen soll. Sie flucht so leise, dass ich es kaum verstehe. Sollte ich vielleicht auch nicht. Ich blicke dann zu Güney mit einem Blick, der ihm klar machen soll, dass er tot ist.

»Du hättest mich ihn umbringen lassen sollen«, meint Jess und verschränkt dabei die Arme. Wie laufen gerade in die Pausenhalle.
  »Das tut mir echt leid«, flüstert Zehra seufzend. »Ich dachte immer, Güney sei ein toller Typ. Dass er so dreist ist, hätte ich echt nie erwartet. Vielleicht hab ich ihn auch nie gekannt. Tut mir leid, dir Hoffnungen gemacht zu haben.«
  »Zehra.«
Ich stoppe. »Ihr versteht das beide falsch. Ich bin nicht verliebt in Güney. Er ist nur ein Freund.«

Zehra schüttelt den Kopf, als wüsste sie es besser. Bei solchen Themen ist sie sehr emotional. »Du hast enttäuscht ausgesehen.«
  »Ja, weil er sich lustig über uns gemacht hat, vor seinen Freunden. Du weißt doch, wie Jungs sind. Vor ihren Kumpels müssen sie immer sowas abziehen, als müssten sie sich beweisen. Lächerlich.«
  Zehra scheint immer noch nicht ganz überzeugt. Sie zuckt mit der einen Schulter. »Ich will nicht, dass dich jemand verletzt.«
  Ich muss lächeln. Selbst wenn meine Freunde manchmal unerträglich sein können, sind sie ein Geschenk des Lebens für mich. »Das wird keiner.«

Jedes Mal, wenn ich in Chemie sitze, frage ich mich, wieso ich dieses Fach gewählt habe. Weil ich noch schlimmer in Französisch bin und in Physik kein Wort verstehe, ist die Antwort.
  »Jess, was bedeutet das?«, frage ich sie und gleichzeitig stellt Zehra auch eine Frage. Gut, dass zumindest eine von uns etwas versteht und deshalb in der Mitte sitzt, bereit, unsere Fragen zu beantworten.

Zehra seufzt und gibt es auf.
  »Denkst du immer noch über deinen secret Lover nach?«, fragt Jess und legt auch den Stift weg.
  »Zur Hälfte«, gesteht sie. »Und zur Hälfte an Güney.«
Also denkt sie ganz an ihn, ohne zu wissen versteht sich.
  Jess verdreht die Augen. »Verschwende keinen Gedanken an diesen Güney. «
  »Aber er starrt zu uns«, gibt Zehra kleinlaut von sich. »Naja, zu Aklima eher gesagt.«
  Zu dir.

Ich sehe hoch und erkenne, wie Güney mich ansieht. Dann schaut er runter und man sieht, wie er etwas in seinem Handy tippt.
  Rasch hole ich mein eigenes heraus und prüfe erst einmal, ob es stumm ist. Zum Glück ja. Güneys Nachricht trifft dann auch ein. "Es tut mir leid."
  Ich will sauer auf ihn sein. Ich will, dass er es bereut, aber ich kann nicht und dafür verfluche ich mich. Wieso bin ich nie nachtragend? "Es ist okay", hab ich ihm geantwortet und bereue es sofort.
  "Danke, ich mache es auch wieder gut."
  "Sag Zehra die Wahrheit. Damit kannst du es wieder gut machen."
Am liebsten hätte ich es ihr auf der Stelle selbst gesagt. Aber Güney hat mir vertraut und dieses Vertrauen will ich nicht missbrauchen.
 
Güney verspannt, als er die Nachricht ließt. Er sieht zu mir und schüttelt den Kopf. Da klingelt es auch schon. Ich verstehe seinen Unmut jetzt. Aber wieso hat er vorher in der Turnhalle einen Rückzieher gemacht? Wie kommt er darauf, dass sie auf Zamir steht?