32- der Typ der mir vertraut hat

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32- der Typ, der mir vertraut hat

»Ich- deine Tasche ist runtergefallen und der Inhalt auch«, stammele ich, während Zamir mich genau beobachtet. Ich hasse es, dass meine Stimme so brüchig ist. Es klingt fast so, als hätte ich etwas falsches getan. »Ich hab sie wieder aufgehoben.«
»Danke«, antwortet er unbeeindruckt.

Ilayda rollt da zu und und sieht uns fragend an. Ich verstecke die Hand mit dem Ring in meiner Hosentasche und lächle leicht.
  »Können wir weiter gucken?«, fragt meine Schwester und schiebt sich ohne auf Antwort wartend und Wohnzimmer. Zamir folgt ihr und ich schimpfe einen Moment mit mir selbst und folge ihnen dann.

Ich hätte die Wahrheit sagen sollen. Was wäre schon dabei? Vielleicht fände er es sogar süß von Ilayda, aber jetzt hatte ich schon die Begründung raus und alles andere würde nach einer Ausrede klingen.

»Am Ende stirbt er an Lungenkrebs«, erzählt Ilayda schon vor und beobachtet Zamir dabei. Er verkrampft leicht, lächelt aber. »Ist das so?«
Sie nickt. »Das ist ganz schlimm, oder?«
Zamir schaut hilfesuchend zu mir. »Ja, das ist es.«
Ich grinse nur. Seine Lage amüsiert mich. Wenn nicht gerade ich die Person bin, die genervt wird, kann Ilayda eigentlich ganz schön lustig sein.

Man hört, wie sich der Schlüssel im Schlüsselloch dreht und ich springe auf. Meine Mutter kommt kurz danach her und umarmt mich. Sie grüßt Zamir, küsst Ilayda. »Ich mache euch schnell etwas zum Essen.«
  Sie hat noch Tüten voller Süßigkeiten im Arm. Ich nehme sie ihr ab. »Ich helfe dir.«

Sie lächelt erschöpft und geht vor.
  »Wie hast du es geschafft, dass sie dir noch mehr holt?«, frage ich und deute dann auf den mit Süßzeug vollen Tisch.
  Ilayda zuckt beleidigt mit der Schulter und sieht starr zum Fernseher. »Ich hab gesagt, ich gehe sonst selbst.«
  Sie ist schon ein Monster.

»Verlass mich nicht mit ihr«, flüstert Zamir mir zu. Es bringt mich dazu zu grinsen. »Das wirst du schon noch überleben.«
Ich erlaube mir zu kichern, als ich außer Hörweite bin und lege dann die Tüten auf den Tresen. »Du wurdest also bestraft, weil du Ilayda nicht erzählt hast, dass noch nicht alles vorbei ist?«
»Ich wurde bestraft, weil sie es herausgefunden hat«, antwortet meine Mutter. »Aber sie ist sowieso genervt wegen den Tabletten. Nebenwirkungen und so.«
Wie sie ihre Tochter sofort in Schutz nehmen muss. Ich küsse sie auf die Wange. Wenn sie erschöpft ist, sieht sie so lieblich aus.

»Du machst ganz schön viel hinter den Rücken deiner Töchter«, meine ich und fange an, ihr zu helfen. »Du hast auch schon den Standesamttermin?«
»Ja, den hab ich. Ich dachte, es wäre dir so lieber, als es allein mit Zamir zu klären.«
»Da hast du absolut recht. Aber erzählen hättest du es schon können.«
»Bei dem ganzen Durcheinander bin ich schon überrascht, dass ich das mit dem Termin klären konnte«, sagt sie und sieht mich entschuldigend an.

Ihr Blick gleitet an meine Hand, die ich gerade in die hintere Hosentasche stecke. »Was hast du da?«
  »Nichts«, antworte ich, streife mir unbemerkt den Ring ab und gehe mir durch das Haar, um umbemerkt zu zeigen, dass an meinem Ringfinger nichts ist.
  »Achso«, nuschelt sie, schiebt es darauf, dass sie gestresst ist. »Was habt ihr heute schönes gemacht?«
  »Etwas gegessen und dann entschieden, dass ich mein Abiballkleid zum Standesamt nehme«, antworte ich gelassen. Es ist mir nicht mehr so peinlich.
  »Und Zamir braucht einen Smoking, oder?«
Okay, es ist mir doch peinlich. Ich schlucke, verbiete es mir, rot zu werden, aber mein Körper scheißt darauf und schießt das Blut in den Kopf. »Denke schon.«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now