38- der Typ, dessen "Vertrag" gefährdet ist

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38- der Typ, dessen "Vertrag" gefährdet ist

»Anne (Mama)«, nuschele ich und schlucke. »Wolltest du nicht in dein Zimmer?«
Meine Hand ruht immer noch auf Zamirs Arm, weil ich ihn ja rausziehen wollte. Der Blick meiner Mutter streift von dorthin zu mir. »Ich wollte Zamirs Jacke aufhängen. Damit sie ja nicht bei den Spinnen bleiben muss.«
Nun sieht sie falsch lächelnd zu Zamir und hebt beide Brauen. »Scheint wohl nicht mehr nötig zu sein, was?«

Ich will einfach nur in einen ewigen Schlaf fallen. Wie sieht das denn bitte für sie aus?
  »Es ist nicht so, wie es aussieht«, meint zum ersten Mal Zamir. Sonst lässt er ja immer mich die ganze Sache bei meiner Mutter ausbaden und genießt alles auch noch. »Der Direktor hat einige falsche Aussagen weitergegeben. Ihnen hat er gesagt, wir seien zusammen und meinem Vater, ich würde Aklima belästigen. Er kann sich nicht einmal entscheiden. Ich bin hergekommen, damit wir gemeinsam eine Lösung finden.«
Ah, er mutiert wieder zu einem Gentleman in Gegenwart meiner Mutter. »Und da er Ihnen fälschlicher Weise erklärt hat, wir seien zusammen, wurden wir einen Moment skeptisch, als sie kamen. Schließlich haben wir uns davor gestritten gehabt. Das würde ein falsches Licht werfen. Es war dumm, aber es ist aus dem Moment aus geschehen. Ich will nicht, dass Sie denken, ich würde Ihnen etwas vormachen oder vorenthalten.«

Meine Mutter verschränkt die Arme und lehnt sich am Türrahmen, während sie Zamir zuhört. Ich bete innerlich, dass sie ihm glaubt. Schließlich ist er ihr toller Zamir. Der Tochter glaubt man nicht- aber Zamir, Zamir lügt doch nie.
»Ich hab eine Frage«, sagt meine Mutter ernst. »Wie wolltest du hier raus?«
»Rausschleichen, wenn du in deinem Zimmer bist«, erkläre ich kurz und will eigentlich Zamir aus der Wohnung schmeißen, meine Mutter in ihr Zimmer einschließen und dann auf ewig schlafen.
»Und das hätte ich sicher nicht bemerkt?«, lacht sie dann und deutet mit dem Kopf raus. »Dann lasst uns das zusammen klären.«

Wir sitzen also im Wohnzimmer, meine Mutter zwischen und. Ich werde nie verstehen, wieso Zamir immer so entspannt sein kann. »Meinem Vater einfach erklären, dass der Direktor lügt, kann ich einfach nicht sagen.«
»Ich verstehe. Schließlich hat er dich ihm anvertraut und er kümmert sich auch um alle weiteren Angelegenheiten wie die Apartments, die Miete und alles, was dazu gehört. Es wäre schwer für deinen Vater, wenn dieses Vertrauen bricht.«

  Zamir nickt, erleichtert darüber, dass er verstanden wird. Das erleichtert mich auch.
Ich sehe meine Mutter erwartungsvoll an, als seien alle Lösungen aller Fragen in ihren Händen. Manchmal vergesse ich, dass sie auch einfach nur ein Mensch ist. Sie ist weitaus mehr für mich. »Das bedeutet, wir müssen den Direktor erklären lassen, dass es sich um ein Missverständnis handelt.«
  »Wie sollen wir das hinkriegen?«, fragt Zamir. Es gefällt mir, dass er ihren Worten genauso viel vertraut.
   Die Lösung war Zamir aber auch eingefallen, nur das Wie ist nun die Frage. Ich lehne mich zurück. »Wenn er merkt, dass er uns damit in der Hand hat, dann können wir uns gleich umbringen.«

»Dramatisier das Ganze nicht«, lacht meine Mutter. »Ich weiß schon, was ich machen werde.«
»Was?«, fragen Zamir und ich gemeinsam.
»Vertraut mir einfach«, antwortet meine Mutter und springt auf. »Ich schneide euch ein Stück Kuchen.«
»Ich helfe dir«, sage ich und da kommt Ilayda ins Wohnzimmer. Sie bekommt große Augen und ein breites Grinsen. »Zamir!«
Der Arme.

Meine Mutter schneidet den Fertigkuchen, den Ilayda so gerne hat. Sie isst immer die Hälfte. Ich fülle Wasser in den Wasserkocher.
»Wie konntet du den armen Jungen unter dein Bett werfen?«, fragt meine Mutter mich tadelnd. »Und dann hast du dich auf ihn draufgesetzt. Wer weiß, du hast seinen Kopf bestimmt mit deinem Hintern zerquetscht.«
  »Hab ich nich!«, entgegne ich, ohne es überhaupt zu wissen und allein die Vorstellung sorgt dafür, dass ich Zamir nie wiedersehen will.
»Sei doch froh, dass er unter und nicht auf dem Bett gelegen hat«, wirft Ilayda ein, die gerade die Küche betritt und lässt meine Mutter und mich staunen. Wieso ist meine Familie so gestört?

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now