24- der Typ, der mir alles wegstiehlt

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24- der Typ, der mir alles wegstiehlt

»Hab ich das richtig verstanden?«, fragt meine Mutter und in ihrer Stimme schwingt Spott mit. »Du machst ihn vor Aklima runter, in der Hoffnung, er ändert sich dann? Das kann doch nicht dein ernst sein. Wer ist Aklima denn schon für ihn? Ein Mädchen, das er gerade mal zwei Wochen kennt. Wenn er nicht auf dich hört, der sein Leben lang bei ihm war, wieso auf sie
Ihr Lachen ist zu hören. Ich schlucke. Das Gespräch wird mir zu dumm.
»Na ja, sie sind doch sowas wie Freunde«, spricht unser Direktor aus. Nun klingt er nicht mehr so sicher wie zuvor.

Ich bewege mich wieder in Richtung Wohnzimmer, weil Zamir dabei ist, in den Flur zu kommen. Ihm würde ich dieses komische Gespräch lieber ersparen. Zumal ich es selbst nicht ganz verstehe. Glaubt der Direktor jetzt wirklich, dass sich Zamir ändern würde- wegen mir? Oder ist das nur eine trockene Ausrede? Hat sich Zamir nicht schon geändert?

»Ich hoffe, so etwas passiert nicht noch einmal«, seufzt Zamir und bevor er weiter gehen kann, stelle ich mich vor ihn. Das bringt ihn dazu, du Augenbrauen zusammenzuziehen.
»Wenn er wieder versucht in diese Wohnung zu kommen, knalle ich die Tür vor seiner Nase«, versichere ich ihm und lächle leicht.

Meine Mutter kommt da mit unserem Direktor aus der Küche, weshalb ich Zamir aus dem Weg gehen kann. Ihre Laune ist dem Abgrund nahe. Wir verabschiedeten uns dann und Zamir und unser Direktor verlassen die Wohnung.

»Ilayda übernachtet bei einer Freundin«, erklärt meine Mutter danach und lässt sich seufzend auf die Wohnzimmercouch nieder. »Morgen hat sie ja keine Schule. Da hat es gut gepasst.«
»Ich weiß, mein Kleiderschrank ist auf den Kopf gestellt.«
Es entsteht eine kleine Pause, wir denken beide über das Essen nach.
»Das war komisch«, kommentiert sie schließlich.
»Ich hab dich gewarnt«, erinnere ich sie und setze mich zu ihr, lege meinen Kopf an die Mulde ihres Schlüsselbeins. Sie streicht mir übers Haar. »Ja, das hast du. Trotzdem war es den Versuch wert. So konnten wir uns sicher sein. Denn bei einer Sache musst du mir zustimmen. Er braucht jemanden.«
Sie sieht zu mir runter und ihre Augen funkeln plötzlich. Oh Gott, bitte nicht.

Ich löse mich abrupt von ihr und stehe mit einem Ruck auf. »Und diese Personen sind nicht wir. Du weißt doch, wir kennen ihn erst zwei Wochen«, benutze ich ihre Worte. Sie hebt die Brauen, merkt, dass ich es mitbekommen habe. »Aber ihr seid doch Freunde. Freunde unterstützen einander.«
»Freunde kann man das schlecht nennen«, rede ich sofort auf sie ein. Ich will nicht, dass sie etwas falsches denkt. Das tut sie schließlich viel zu oft. »Er geht auf meine Schule, unser Freundeskreis ist derselbe, wir sind keine Fremde, aber so richtig eng befreundet sind wir nicht...«
Ich weiß nicht, was ich sonst dazu sagen kann und laufe dann einfach in mein Zimmer, bevor sie noch irgendwelche anderen tollen Pläne machen kann.

Am nächsten Tag muss ich mir vom Chaos, welches mein Kleiderschrank nun darstellt, etwas zum anziehen raussuchen und verpasse deshalb beinahe den Bus.

Als ich die Schule fast erreiche, sehe ich, wie Zamir Jess die Tür aufhält. Sie lacht darüber. »Ich hab zwei Arme und Hände.«
Sie ist kein Mädchen, das sich über solche Aufmerksamkeiten Gedanken macht, aber was ist mit Mirjana?
Ich kann mir vorstellen, wie er ihr die Tür aufgemacht hat, einfach so zu ihr war, wie er zu jedem Mädchen ist. Vielleicht hat er ihr Hoffnungen gemacht, ohne es zu bemerken.

»Zehra ist nicht da«, ist das erste, was Jess sagt, als sie mich sieht. Dabei drückt sie mir Karteikarten in die Hand. »Hat Magendarm.«
»Was ist das?«, frage ich sie und schaue auf die Stichpunkte.
»Wir mussten doch die Präsentation halten und du kennst unseren Lehrer. Selbst wenn Zehra da ist, muss ich präsentieren- und ich kann das nicht allein.«
Ich fange an zu lachen und drücke ihr die Karten zurück. »Das kannst du vergessen.«
Sie schmollt. »Willst du mich wirklich allein lassen?«

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now