Kapitel 20

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Aiden

Nervös fahre ich mir durch die Haare und überlege, was ich jetzt eigentlich in der Vorratskammer will.

Ich hab es ganz vergessen.

Mit meinem Gedanken bin ich ganz woanders.

Fieberhaft überlege ich und denke nochmal über die letzten paar Minuten nach. Irgendetwas soll ich aus der Vorratskammer zum Essen holen. Aber was ?

Genervt laufe ich wieder zurück zur Essensausgabe um Fabio, ein Mann, der in der Cafeteria arbeitet, nochmal zu fragen,woraufhin er mich wütend ansieht.

,, Ich hab gesagt, du sollst neue Pommes holen und beeil dich. Die Gäste warten !"

Ich atme einmal tief durch, um den Kerl nicht aufgrund seiner Tonwahl eine reinzuschlagen. Nur weil er ein paar Jahre älter ist als ich, muss er hier nicht gleich auf Chef machen.

Anschließend hole ich die Pommes, womit ich mir aber Zeit lasse und  stelle mich dann wieder an die Essensausgabe, um das Essen zu verteilen. Doch ich bin einfach nicht  bei der Sache. Immer wieder vergesse ich, was die Leute wollen und muss zweimal nachfragen. Es ärgert mich, doch es passiert mir weiterhin ständig.

In meiner Pause ziehe ich mich in den Garten zurück, um meinen Kopf ein bisschen frei zu bekommen, doch selbst nach einer Zigarette fühle ich mich nicht wirklich besser. Meine Gedanken sind immer noch bei Evelyn.

Es hat keinen Sinn.

Wenn ich aufhören will, mir Gedanken über sie zu machen, muss ich sie jetzt einfach sehen, um herauszufinden, ob es ihr wieder besser geht.

Also laufe ich Richtung Intensivstation.

                                ***

,, Zutritt nur für enge Familienangehörige "

Kurz schaue ich diesen Hinweis, der an der Tür angebracht ist, an, zucke dann mit den Schultern und gehe  einfach durch. Es kümmert mich ein Scheiß, ob ich hier rein darf oder nicht!  Sollen die Ärzte erst mal beweisen, dass ich kein Familienmitglied von irgendjemanden bin.

Eine unglaubliche Stille herrscht in dieser Station. Es ist schon fast unheimlich.

Jetzt hab ich nur noch ein Problem. In welchen von diesen Zimmern liegt Evelyn? Ich kann ja schlecht in jedem nachsehen. Verfluchter Mist !

Warum hab ich nicht früher darüber nachgedacht.

Am Ende des Gangs erkenne ich einen Wagen mit Bettwäsche und einer Mappe. Locker die Patientenmappe, weshalb ich zu dem Wagen laufe, nach links und rechts schaue, um mich zu vergewissern, dass auch wirklich kein Arzt in der Nähe ist und blättere die Mappe durch, um Evelyns Zimmernummer herauszufinden.

Ich finde sie schnell und muss mich jetzt nur noch auf die Suche nach diesem Zimmer machen.

Davor angekommen fahre ich mir nochmal nervös über die Haare, da ich die ganze Idee immer noch für bekloppt halte und klopfe dann einfach, bevor ich es mir noch anders überlege. 

Statt auf eine Antwort zu warten, trete ich einfach ein und mein Blick trifft sofort auf sie.

Für ein paar Sekunden verschlägt es mir die Sprache, da Evelyn so krank aussieht. Ihre müden Augen treffen auf meine und ich kann den Blick nicht von ihrem gebrechlichen Körper abwenden, der jegliche Farbe verloren hat. Durch eine Maschine kann ich Evelyns Herzschlag hören, der sich für mich viel zu schnell anhört, weshalb ich leichte Panik verspüre.

Doch Evelyn lächelt mich an und richtet sich in ihrem Bett auf.

,, Hi," begrüßt sie mich und legt ein Buch zur Seite, das sie gerade in der Hand gehalten hatte.

,, Hi," antworte ich und schaffe es nicht, ihr Lächeln zu erwidern.
,, Ich...ich wollte nur mal kurz vorbei schauen und schauen obs dir besser geht. "

Anscheinend ja nicht.

,, Ja. Es geht mir wieder besser," versucht sie mich anzulügen, doch ich durchschaue sie. Es geht ihr nicht gut, sondern beschissen und doch gibt sie es nicht zu.

,, Okay. " Ich klinge auch nicht so, als ob ich ihr glauben würde.
,, Dann geh ich jetzt mal wieder," verabschiede ich mich, doch Evelyn hält mich zurück, indem sie meinen Namen sagt.

Ich bleibe stehen und drehe mich wieder zu ihr um.

,, Danke," richtet sie sich wieder mit einem Lächeln an mich und ich ziehe die Stirn in Falten.

,, Wofür ?," frage ich verwirrt und kratze mich nervös am Hinterkopf.

,, Für das, was du gestern getan hast. Dass du mir geholfen hast. " Sie lächelte mich immer noch dankbar an.

Ich zucke nur kurz mit den Schultern. 
,, Keine Ursache. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. "

Als ich diese Worte gesagt habe, öffnet sich plötzlich die Tür und er steht vor mir. Jetzt ist es definitiv Zeit zu gehen...

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now