Kapitel 47

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Aiden

Die Sonne ist bereits untergangen, als Evelyn und ich das Krankenhaus verlassen. Den ganzen Tag sind wir bei Eric gewesen und hätten uns die Ärzte nicht rausgeschmissen, wären wir noch um einiges länger geblieben.

Die Besuchszeiten gehen mir heute extrem gegen den Strich. Die Ärzte haben anscheinend keinen Plan wie es ist, beinahe seinen Bruder zu verlieren. Ist doch klar, dass man dann bei seinem Bruder bleiben will.

Aber keine Chance. Eric ist wach und stabil und deshalb werden die Ärzte heute kein Auge mehr zudrücken, wenn es um diese Besuchszeit geht.

Evelyn scheint genauso wenig begeistert zu sein wie ich, denn auf dem Weg zu meinem Auto regt sie sich ebenso lauthals über die Besuchsregeln auf. Dennoch erscheint immer wieder ein erleichterndes Lächeln auf ihren Lippen, das ihr heute keiner mehr wirklich nehmen kann.

Mir geht es ebenso. Fast nichts kann mir heute die Laune verderben.

Mein Bruder ist stabil und wird durchkommen und das ist alles was zählt. Da nehme ich die Besuchsregeln eben in Kauf.

Selbst ein Strafzettel, der an meinem Auto klebt, lässt mich erstaunlicherweise ruhig bleiben. Die 20 Dollar sind es mir Wert, dass ich gestern schnell zurück ins Krankenhaus gekommen war.

Evelyn bemerkt den Strafzettel und scheint sich darüber allerdings extrem aufzuregen, denn sie zerknüllt ihn und wirft ihn auf die Straße.

,, Verteilen die sogar Strafzettel vor dem Krankenhaus," regt sie sich auf und steigt wütend auf den Beifahrersitz, wobei sie die Tür mit einem lauten Knall zustößt. So als wäre mein Auto ein Panzer.

,, Sind doch nur 20 Dollar," erwähne ich, während ich ebenfalls einsteige und den Motor starte.

,, Es geht ums Prinzip. Man hat es halt eilig wenn man ins Krankenhaus muss. Da könnte sie bei den Parkplätzen ruhig eine Ausnahme machen!"

,, Da hast du recht. Aber die Menschen haben es immer eilig," erwidere ich mit einem Grinsen und parke aus, wobei ich auf den Verkehr achten muss, der trotz später Stunde noch relativ in Gange ist.

,, Trotzdem."

Evelyn scheint immer noch wütend über den Strafzettel zu sein. Irgendwie finde ich es amüsant, dass sie sich aufregt, da ich ja eigentlich derjenige sein sollte, der sich aufgrund des Strafzettels aufzuregen hat. Immerhin geht es hier um mein Geld.

Während der Autofahrt scheint sie sich allerdings wieder beruhigt zu haben, denn sie lächelt, als wir kurz vor neun in ihre Einfahrt einbiegen.

Als ich den Motor abstelle, erkenne ich Erics Wagen vor der Garage.  Evelyns Vater muss es wohl hergefahren haben.

Erleichtert steige ich zusammen mit Evelyn aus und sofort laufen wir nach drinnen, da es angefangen hat zu regnen.

Drinnen angekommen begrüßt uns Monika überschwänglich und teilt uns mit, dass sie uns etwas zu essen übrig gelassen hat. Evelyns Vater ist bereits wieder bei der Arbeit, wodurch ich mich erst mal nicht für Erics Auto bedanken kann. 

Ich und Evelyn folgen Monika in die Küche, wo bereits zwei Teller Spagetti auf uns warten.

Beim Anblick des Essens kann ich deutlich meinen Magen knurren hören. Aufgrund der Aufregung der letzten 24 Stunden habe ich den Hunger gar nicht gespürt.

Innerhalb weniger Minuten habe ich den kompletten Teller gegessen, während Evelyn nur Zeit für Zeit einen Bissen zu sich nimmt.

Auch Monika hat sich zu uns an den Tisch gesetzt, um uns Gesellschaft zu leisten.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now