Kapitel 44

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Aiden

Die untergehende Sonne verleiht dem Himmel einen orangenen Stich, dessen Farbe sich im Wasser widerspiegelt. Leicht wehen die Bäume im Wind und nur das leise Rascheln der Blätter ist zu hören.

Ich dachte, diese Ort könnte mich beruhigen, doch das tut er nicht. Immer wieder wandern meine Gedanken zu Eric und dem heutigen Tag zurück. Es ist mir unbegreiflich, dass Eric und ich noch vor wenigen Stunden hier gesessen hatten. Alles war wieder gut gewesen und nur ein einziger Anruf hatte alles zerstört.

Ein einziger Moment kann alles verändern.

Niedergeschlagen sitze ich am Ufer des Sees und beobachte die untergehende Sonne, die diesen Ort bald in Dunkelheit tauchen wird. Alles passt sich meinen Gedanken an, denn in mir selbst herrscht gerade selbst nur Finsternis und ich habe keine Hoffnung darauf, dass alles wieder gut werden wird.

In meinem Leben habe ich mich damit abgefunden, was das Schicksal oft für mich bereit hält und das man auf leere Versprechungen und Hoffnungen nichts geben kann.
Ich habe aus den Fehlern gelernt, mir ständig Hoffnungen zu machen. Am Ende war ich immer nur enttäuscht gewesen.

Ich hatte früher vieles geglaubt.

Mom würde den Krebs besiegen, mein Dad würde aufhören zu trinken und mein Bruder würde mich niemals im Stich lassen.

All diesen Versprechungen hatte ich glauben geschenkt und nur Enttäuschungen geerntet.

Deshalb traue ich mich jetzt nicht zu hoffen, dass es Eric wieder besser gehen wird, denn diesmal würde ich die Enttäuschung nicht verkraften.

Aber ohne Hoffnung ist schon alles verloren und meinen Bruder zu verlieren, das ist etwas, womit ich definitiv nicht klarkommen werde.

Doch so sehr ich mich gegen die Hoffnung auch wehre, um nicht enttäuscht zu werden..ich kann sie einfach nicht abstellen.

Ich muss einfach daran glauben, dass Eric wieder auf die Beine kommen wird.

An was anderes will ich gar nicht denken, denn allein der Gedanke daran lässt mich erschaudern. Evelyn und Eric sind die einzigen Menschen, die mir zurzeit etwas bedeuten und ich kann keinen von beiden verlieren.
Mein Blick schweift über den See, der mittlerweile in komplett orangenes Licht getaucht wird.

Das letzte Mal, als ich hier einen Sonnuntergang gesehen habe, ist fast vier Jahre her.

Ich kann es nicht verhindern. Meine Gedanken kreisen zu diesem Abend zurück...

4 Jahre vorher

Wütend und aufgebracht laufe ich die Wiese des Sees entlang Richtung Ufer. Ich schnappe mir einige Steine und schleudere sie auf den See hinaus und lege all meine Wut in den Wurf.

Ich hasse mein Leben. Mein Leben im Heim. Das ist echt kein Zustand in diesem scheiß Gebäude. Ich ertrage es dort nicht mehr! Das ist nicht mein zu Hause und das wird es auch nie sein!

Meine Gedanken schweifen zurück zu meinem altes Zuhause. Zu meiner Mom und meinen Dad.

Erinnerungen holen mich ein und ich spüre, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet, doch ich unterdrücke ihn. Ich hatte noch nie in meinem Leben geweint, also werde ich jetzt sicher nicht damit anfangen!

Lustlos setze ich mich ans Ufer und beobachte die untergehende Sonne, die der Dunkelheit platz macht.

Mein Leben fühlt sich zurzeit an, als bestünde es nur noch aus Dunkelheit.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now