Kapitel 65

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Evelyn

Sein Name ist das Letzte, das ich herausbringe, als ein stechende Schmerz von mir Besitz ergreift, der mir die Luft zum Atmen raubt.

Ich lege meine Hand an die schmerzende Stelle und spüre mein Herz heftig gegen meine Brust schlagen.

Die Welt um mich herum verfinstert sich und ich spüre, wie mich die Kraft verlässt, meine Beine nachgeben und ich hart auf den Boden aufschlage.

Aiden, der meinen Namen schreit, höre ich kaum noch, denn er klingt meilenweit weg.

Das Einzige, das ich spüre, sind seine Arme, die meine Kopf sachte auf seinen Schoß legen, nachdem er sich neben mich geworfen hat.
Er schreit nach Hilfe und sagt mir immer wieder mit brüchiger Stimme, dass ich wach bleiben soll. Dass bald Hilfe kommen wird.

Ich will ihn ansehen. Ihm sagen, dass alles wieder in Ordnung kommen wird, doch ich kann kaum noch etwas sehen, da alles um mich herum dunkel wird und ich meine Augen vor Schmerzen nicht mehr offen halten kann.

Der Schmerz zieht durch mein Herz direkt zu meiner Lunge und lässt mich um jedes Stück Sauerstoff kämpfen.

Jeder Atemzug kostet mich unendlich viel Kraft.

,, Du musst wach bleiben, Evelyn. Sieh mich an!," fleht Aiden verzweifelt, doch ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich spüre meinen Körper  nicht mehr.

,, Was ist passiert!," höre ich eine vertraute Stimme schreien und spüre plötzlich eine Hand, die meine umklammert. ,, Holt einen Krankenwagen, schnell!"

Ich höre einige gedämpfte Stimmen, doch sie scheinen bereits meilenweit weg.

,, Evelyn...sieh uns an," erkenne ich schließlich Erics Stimme, der den Tränen nahe zu sein scheint. ,, Oh Gott. Sie ist schon ganz kalt. Sie stirbt, verdammt!"

Tränen fallen auf meine Hand und ich will mit allen Mitteln wach bleiben und die beiden beruhigen. Ich will nicht sterben oder mich zumindest verabschieden können. Mit letzter Kraft öffne ich meine Augen für einen letzten Augenblick, um die zwei Jungs anzusehen, die ich liebe.

Ich will etwas sagen, doch meine Stimme versagt mir, weshalb ich ein letztes Mal die beiden ansehe und es  schaffe, ihnen ein Lächeln zu schenken, bevor mir schließlich die Augen zufallen und die Schmerzen nachlassen.

Das Letzte, dass ich höre sind ihre Stimmen, die immer wieder meinen Namen rufen und eine Sirene, deren Klang von der Dunkelheit verschluckt wird, die mich in ihren Bann zieht...

Eric

Ich schlage mit voller Wucht gegen den Getränkeautomaten der Notaufnahme und lasse meiner Wut freien Lauf.

Das alles hier ist nicht real... es kann nicht real sein!

Evelyn geht es gut. Ihr neues Herz ist gesund!

Ich träume das nur!

Wieder schlage ich gegen den Getränkeautomaten in der Hoffnung diesmal aufzuwachen, doch nichts geschieht. 

Das alles ist real und meine Wut verwandelt sich in Zorn. In Zorn auf diese ganze beschissene Welt, in der Menschen Leid ertragen müssen, die es in keinster Weise verdient haben.

Zwei Arme halten mich davon ab, ein weiteres Mal zuzuschlagen und ziehen mich zurück und bringen mich somit dazu, inne zu halten.

,, Eric hör auf! Das hilft ihr nicht," versucht mein Bruder mich zu beruhigen, doch ich kann mich einfach nicht beruhigen, denn das alles ist nicht fair!

Mit jedem HerzschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt