Kapitel 55

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Aiden

Fest umklammere ich das Lenkrad meines Wagens und versuche meine zitterten Hände unter Kontrolle zu bekommen, während ich darauf warte, dass diese scheiß Ampel mal wieder auf Grün springt.

Meine Geduld ist am Ende und ich bin kurz davor einfach über rot zu fahren, denn ich will einfach nur so schnell wie möglich ins Krankenhaus.
Evelyn liegt auf dem Rücksitz und ihr Kopf wird von Eric gestützt, der ebenfalls leicht zittert und versucht Evelyns Blutung zu stoppen, indem er seine Weste an ihre Nase drückt. Dennoch ist sie in den letzten paar Minuten kein bisschen weniger geworden, was mich mehr als nur beunruhigt.

Wenn das so weiter geht, wird sie mir auf dem Rücksitz verbluten. Allein der Gedanke daran lässt mich erschaudern.

Die Ampel springt auf grün und sofort rase ich los.

,, Sind wir gleich da?," fragt Eric mich besorgt, als ich gerade auf die Hauptstraße fahre. Ich nicke nur, denn zu mehr bin ich momentan nicht im Stande. Ich stehe immer noch zu sehr unter Schock.

,, Wir sind gleich da, Evelyn," beruhigt Eric sie und streicht ihr sanft über ihre blasse Stirn.

Evelyn nickt schwach und versucht ein kleines Lächeln aufzusetzen.

,, Macht euch keine Sorgen. Es geht schon wieder," versucht sie uns zu beruhigen, doch ich glaube ihr nicht.

Stattdessen trete ich noch mehr aufs Gas, als ich mich kurz zu ihr umdrehe und ihr blasses Gesicht erkenne.

Das Krankenhaus erscheint in der Ferne und in nur wenigen Sekunden habe ich mein Auto vor dem Krankenhaus abgestellt.

Schnell renne ich nach drinnen, um einen Arzt zu holen, während Eric Evelyn aus dem Auto hilft. 

Innerhalb weniger Minuten sind vier Ärzte da, die Evelyn in die Notaufnahme bringen, während Eric und ich vor der Notaufnahme warten müssen.

Nun sitzen Eric und ich seit mittlerweile zwei Stunde im Wartezimmer und ich halte es langsam aber sicher nicht mehr aus.

,, Warum dauert das so lange!," fluche ich, während ich zum gefühlsten hundersten Mal den Raum auf und ab laufe.

,, Ich weiß es nicht," antwortete Eric niedergeschlagen und starrt mit leeren Blick zu Boden. Er hat sich seit zwei Stunden nicht von seinem Platz gerührt, während ich keine Minute hatte still sitzen können.

,, Dauert es immer so lange, bis man hier was erfährt !," frage ich nun so laut, sodass es auch die Mitarbeiter an der Information hören können.
,, Lassen die sich immer so viel Zeit!," schreie ich nun beinahe und spüre plötzlich Erics Hände, die mich an den Schultern packen.

,, Beruhig dich, Aiden," versucht er mich zu beruhigen und sieht mich aufmunternd an.
,, Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir mehr erfahren. Es wird gleich jemand kommen. Mach dir keinen Kopf."

Ich nicke nur, doch beruhigen kann ich mich nicht. Nicht so lange Evelyn nicht vor mir steht.

Weitere Minuten vergehen und ich verliere die Geduld, sodass ich mich ein paar Mal an der Information beschwere, doch weiterhelfen kann mir in diesem Saftladen keiner.

Eine halbe Stunde später stoßen schließlich auch Evelyns Vater und Monika zu uns, die extra ein Tag früher zurückgekommen sind, um nach Evelyn zu sehen. 

Ihr Vater hält es ebenso wenig aus wie ich, noch länger auf Neuigkeiten zu warten. Als er sich bei einem Arzt beschwert, darf er schließlich seine Tochter sehen, während Eric, Monika und ich noch eine weitere Stunde ohne Informationen auskommen müssen.

Diese vier Stunden sind bisher die schlimmsten Stunden meines Lebens gewesen.

Evelyn

Zwei Stunden. Solange hat es gedauert, bis das Nasenbluten endlich aufgehört hat. Mittlerweile liege ich erneut in einem Krankenzimmer, während mein Körper mit frischem Blut versorgt wird. 

Es ist das erste Mal, dass ich auf frisches Blut angewiesen bin und die Tatsache, dass ich bereits neues Blut brauche, zeigt mir, wie weit meine Krankheit mittlerweile fortgeschritten ist.

,, Evelyn. Gott sei Dank."

Mein Vater stürmt auf mich zu und nimmt mich  in den Arm.

,, Hi Daddy," flüstere ich erschöpft, als er mich noch immer in den Armen hält.

Als er sich von mir löst, nimmt er mein Gesicht vorsichtig in seine Hände und mustert mich besorgt.

,, Was ist passiert. Geht es dir gut?"

Ehe ich etwas antworten kann, kommt mein Arzt herein und sieht mich und meinen Dad niedergeschlagen an.

,, Guten Tag Mr. Gilbert. Könnte ich kurz mit Ihnen und ihrer Tochter sprechen?"

Ich sehe, wie mein Vater anfängt zu zittern und ich nehme seine Hand in meine.

,, Natürlich."

Die Stimme meines Vaters ist bereits brüchig.

,, Es wäre besser, wenn Sie sich setzen."

Der Arzt wirft meinem Dad einen mitfühlenden Blick zu und die Augen meines Vaters werden glasig. Mit zitterten Knien setzt er sich auf den Stuhl neben meinem Bett und sofort nehme ich wieder seine Hand in meine, um ihn etwas zu beruhigen. Ich weiß, gleich wird er etwas erfahren, dass ihn verletzten wird.

Nun wendet sich der Arzt an mich und versucht die richtigen Worte zu finden.

,, Miss Gilbert. Es tut mir wirklich leid aber der Zustand ihres Herzens ist schlimmer geworden. Ihr Herz konnte es heute eine kurze Zeit nicht mehr schaffen, ausreichend Blut durch ihren Körper zu pumpen. Es wird der Tag kommen, an dem ihr Herz dies dauerhaft nicht mehr schaffen wird."

Ich hätte erwartet, dass ich jetzt in Tränen ausbrechen werde, doch dem ist nicht so. Ich fühle nichts. Keine Angst, keine Trauer, keine Verzweiflung. Ich will nur wissen, wie viel Zeit ich noch habe.

Der Arzt atmet niedergeschlagen aus und sieht mich schließlich wieder an.

,, Wenn wir bald kein neues Herz für sie finden, dann können wir leider nichts mehr für Sie tun."

,, Was heißt bald?," frage ich ihn und will die Antwort eigentlich nicht einmal wissen...

Mit jedem HerzschlagTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang