Kapitel 60

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Aiden

Ich kann keinen Wischmob mehr sehen. Es ist einfach zum verrückt werden! Zum gefühlten tausendsten Mal muss ich bereits diesen Drecksboden in der Cafetaria wischen. Und jedes Mal ist es für die Katz!

Ich meine, kaum bin ich mit diesem scheiß wischen fertig, kommt irgendjemand auf die Idee, den Fußboden als Mülleimer zu benutzen. Wie dieser kleine Junge, der anscheinend niemals gelernt hat, wie man ein Eis gescheit isst, ohne das 90% davon auf dem Boden landen.

Wütend nehme ich den Wischer erneut in die Hand und versuche, das neue Chaos auf dem Boden zu beseitigen.

Keine 10 Minuten später wird mein glänzender Boden erneut von Besuchern zerstört und jetzt habe ich komplett die Schnauze voll. Nochmal werde ich den Wischer nicht in die Hand nehmen! Auf gar keinen Fall!

Stattdessen stelle ich mich erneut vor die Theke und teile wieder das Essen aus, was definitiv angenehmer ist, als weiterhin den Boden zu wischen.

Alle paar Minuten werfe ich einen Blick auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde und ich kann gehen. Ob mir die Zeit danach reichen wird, ist allerdings fraglich.

In einer Stunde muss ich in der Schule sein. Eine halbe Stunde, um mich schnell zu Hause umzuziehen und zur Schule zu fahren.

Ich zweifle daran, dass ich das rechtzeitig schaffen werde aber ich muss einfach. Schließlich bin ich schon auf der Hochzeit zu spät gekommen und will es auf der Zeugnisausgabe nicht erneut riskieren, denn diesmal werden Eric und Evelyn mir den Kopf definitiv kleiner machen.

Kurz vor zwei eile ich zu den Fahrstühlen und dann richtung Hausmeister, um mich abzumelden. Zu meinem Glück darf ich gehen und rase zu meinem Wagen. 

Leider habe ich mit den Straßen weniger Glück, denn ausgerechnet heute komme ich kaum vorran.

Zu hause ziehe ich mir in Windeseile eine dunkle Jeans und ein weißes Hemd an und renne zurück zu meinem Wagen.

Ein Blick auf meine Armbanduhr lässt mich tiefer in die Pedale drücken, sodass ich nur hoffe auf dem Weg zur Schule nicht geblitzt zu werden, denn auf meinen Führerschein bin ich gerade extrem angewiesen.

Zwei Minuten bevor die Vergabe losgeht, komme ich vor der Schule an, renne zu das Footballfeld, auf dem die sie stattfindet und versuche Evelyns Eltern in der sitzenden Menge zu finden.

In der zweiten Reihe finde ich sie schließlich, eile zu ihnen und setze mich schwer atmend auf den Platz, den sie mir freigehalten haben.

Geschafft!

Evelyns Eltern werfen mir einen amüsierten Blick zu und ich lege die Stirn in Falten.

Warum grinsen sie mich so an? Sehe ich etwa so fertig aus ? Ich meine, was erwartet man auch. Schließlich war ich bei 30 Grad und stechender Sonne durch die halbe Schule gerannt.

,, Du hast dein Hemd falsch rum an," flüstert Monika mir ins Ohr und ich blicke erstarrt an mir herunter. Sie hat recht. In der Eile habe ich es falsch rum angezogen und ja... Es sieht total dämlich aus. Scheiße!

Mich hier umzuziehen kann ich allerdings vergessen.

,, Man sieht es nur, wenn man genau hinsieht," versucht Monika mich aufzumuntern, während Evelyns Vater ein Lachen unterdrückt. Ich weiß ja selber, dass sie mich anlügt.

,, Ich mache jetzt einfach einen Trend daraus," erwähne ich beiläufig als bereits der Direktor auf die Bühne tritt und uns alle willkommen heißt.

Beinahe hätte ich Direktor Sinnor nicht wiedererkannt. Zwar bin ich damals beinahe alle drei Wochen wegen irgendwelchen Kleinigkeiten bei ihm im Büro gelandet, dennoch hat er so stark abgenommen, sodass ich ihn wirklich kaum noch erkenne.
Nach einer kurzen Ansprache beginnt er, die einzelnen Namen der Schüler vorzulesen, die dann auf die Bühne treten und ihr Zeugnis entgegennehmen, während Beifall aus unseren Reihen erklingt.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now