Kapitel 39

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Eric

Ich schaue auf den See, während ich meinen Gedanken freien Lauf lasse. Es war meine erste Reaktion gewesen, hierher zu fahren, denn es ist ein Ort, an dem ich einfach in Ruhe nachdenken kann.

Meine Gedanken kreisen um Evelyn und um Aiden.

Ist es wirklich richtig von mir sauer auf sie zu sein? Habe ich ein Recht dazu, nachdem ich weder Evelyn noch Aiden von meinen Gefühlen erzählt hatte?

Nein, habe ich nicht.

Es ist mein Fehler. Ich hätte Evelyn früher sagen müssen, dass ich sie liebe und nicht erst jetzt, wo es zu spät ist.

Die Tatsache, dass sie mich nicht liebt, quält mich zwar, aber ich muss damit klar kommen.

Man kann niemanden zwingen, jemanden zu lieben.

Wenn Evelyn Gefühle für Aiden entwickelt hatte, dann ist das eben so.

So ist der Lauf der Dinge und ich muss das akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt. 

Solange sie glücklich ist, werde ich ihr nicht im Weg stehen.

Nach einer Weile höre ich plötzlich Motorengeräusche und schließlich eine Autotür, die ins Schloss fällt.

Ich drehe mich nicht um, denn ich
ahne schon, wer es ist.

Aiden setzt sich neben mich und sieht mich an, während mein Blick immer noch auf den See gerichtet ist. 

,, Es tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung," entschuldigt er sich und schaut ebenfalls auf den See hinaus.

,, Es braucht dir nicht leid zu tun," erwidere ich niedergeschlagen und schaue immer noch auf das Wasser, auf dem sich die Sonne spiegelt.

Ich spüre Aidens Blick auf mir ruhen.

,, Du bist nicht sauer?," fragt er mich  erstaunt und ich schüttle den Kopf.

,, Nein. An sich ist es ja meine Schuld. Ich hätte Evelyn das alles schon viel früher sagen sollen. Es konnte ja keiner von euch beiden wissen, also passt das schon," erwidere ich und merke aber, wie mir jeder Satz schwer fällt.

Es herrscht eine Weile schweigen zwischen uns. Das Einzige, das man höre kann, ist der Wind, der die Blätter der Bäume zum rascheln bringt. Ansonsten ist es ruhig.

,, Gib dir nicht immer für alles die Schuld, Eric," bricht Aiden schließlich die Stille und wendet sich mir zu.  Ich weiß, auf wen er anspielt und mit einem Schlag kehren die Schuldgefühle wegen Helen zurück.

Ich kann darauf nichts antworten, denn ihr Tod setzt mir immer noch zu und ich komme einfach nicht darüber hinweg.

Aiden beobachtet mich noch eine Weile, während ich weiterhin meinen Blick dem See zugewendet habe.

Schließlich atmet er frustriert aus und wendet sich ebenfalls wieder dem See zu.

,, Nichts von alledem war deine Schuld, Eric."

Ich schlucke schwer und spüre einen Kloß in meinem Hals.

Natürlich ist alles meine Schuld. Helens Tod, die Tatsache, dass ich Evelyn nie meine Gefühle offenbart hatte und dass Aiden die letzten drei Jahre alleine war. All das ist meine Schuld und die Last erdrückt mich.

,, Doch. Es ist alles meine Schuld," bringe ich gequält heraus und er sieht mich an. Jetzt wird er wütend.

,, Nein. Nichts ist deine Schuld!"

Ich atme gereizt aus, wende mich ihm zu und Provokation liegt in meiner Stimme.

,, Und wie siehst du das vor drei Jahren. Das ist dich zurückgelassen hatte. Muss ich mir dafür auch nicht die Schuld geben!"

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now