Kapitel 31

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Aiden

Ohne ein weiteres Wort war Eric nach oben zu Evelyn gegangen. Nun steht Helen vor mir und sieht mich freundlich an, während ich aufstehe.  Unschlüssig was ich jetzt sagen soll.

,, Guten Abend, Aiden."

Helen lächelt mich weiterhin freundlich an und ich stelle fest, dass sie älter geworden ist. Einige Falten zeichnen sich auf ihren Gesicht ab und sie wirkt gebrechlicher als damals.

,, Guten Abend," erwidere ich verlegen und trete von einem Fuß auf den anderen.

,, Wie geht es dir ?"

,, Gut," schießt es aus mir heraus.
,, Und Ihnen?"

Sie lacht kurz,, Für mein Alter kann ich mich nicht beklagen."

Sie setzt sich auf einen Stuhl und beobachtet mich weiterhin freundlich, während ich weiterhin unschlüssig vor der Couch stehe.

,, Ich denke, Eric hat dir erzählt, dass du hier bleiben darfst. Du warst immer herzlich Willkommen," stellt sie fest.

Ich war immer herzlich Willkommen gewesen? Das höre ich zum ersten Mal. Sie hat mich doch damals nicht adoptieren wollen!

Allerdings werfe ich ihr das jetzt nicht vor. Ich brauche diese Unterkunft und will es mir jetzt unter keinen Umständen vermasseln.

,, Du musst wissen, ich hätte dich schon damals adoptiert, wenn das Geld gereicht hätte. Aber meine Rente ist knapp."

Sie sieht mich entschuldigend an und ich nicke einfach.

,, Passt schon." Wahrscheinlich klinge ich ein bisschen gereizt, denn diese Angelegenheit hab ich eben immer noch nicht ganz verdaut.

Ich will nicht über damals reden. Unter keinen Umständen.

,, Ich hoffe einfach, du fühlst dich jetzt bei uns wohl."

Sie sieht mich nocheinmal freundlich an und erhebt sich schließlich. Allerdings fällt es ihr schwer aufzustehen, da ihre Beine beginnen zu zittern.  Es sieht so aus, als würden sie nachgeben, weshalb ich ihr helfe aufzustehen und reiche ihr ihren Gestock.

,, Danke, mein Junge. Mit dem Alter kommen die Probleme."

Sie überspielt das Ganze und  wünscht mir eine gute Nacht.
Ich erwidere es und schaue ihr hinterher, denn ich habe Bedenken, ob sie es alleine noch die Treppen hoch schafft. Als sie oben angekommen ist, lege ich mich hin.

Bevor ich einschlafe, denke ich darüber nach, wie mein Leben abgelaufen wäre, wenn Helen mich ebenfalls vor drei Jahren adoptiert hätte.

Verärgert schlafe ich ein. Aufjedenfall wäre mein Leben nicht so verkorkst wie jetzt!

                               ***

Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, denn der Geruch von Speck kriecht mir durch die Nase und ich höre etwas leise braten.

Sofort reiße ich die Augen auf und sehe Evelyn vor mir, die mir eine Pfanne mit Speck entgegen hält und mich angrinst.

,, Aufstehen, Schlafmütze. Das Frühstück ist fertig," zieht sie mich mit einem Grinsen auf und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

,, Das nenn ich mal nen gescheiten Wecker," antworte ich und folge ihr hungrig in die Küche, in der Eric bereits am Herd steht und Spiegelei zubereitet.

,, Auch schon wach," begrüßt er mich und stellt die Spiegeleier auf den Tisch ab, der bereits für ein ordentliches Frühstück hergerichtet ist.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now