Kapitel 41

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Aiden

Es gibt Momente im Leben, die einem wie in Zeitlupe erscheinen.
Momente, in denen man die Kontrolle über seinen Körper verliert.

Mein ganzer Körper ist wie erstarrt, als Valk seine Waffe auf mich richtet. Jede Zelle meines Körpers will fliehen, doch ich kann mich einfach nicht bewegen. Zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich angst, die mich erstarren lässt.

Eine Gänsehaut durchzieht meinen Körper, als Valk den Daumen an den Abzug legt und in mein Gesicht sieht.

Ich will rennen, mich bewegen, irgendwas, doch ich kann meinen Körper nicht mehr steuern.

Ich sehe den Lauf der Pistole und weiß, dass ich sterben werde.

Valk drückt ab und ich schließe die Augen.

Ein Schuss durchbricht die Stille und ich zucke zusammen...Warte auf den Schmerz, der nicht eintritt.

Erschrocken reiße ich die Augen auf und sehe in die Augen meines Bruders, der sich vor mich gestellt hat.

Er atmet gequält aus und Blut verteilt sich auf seinem Shirt, das immer mehr zu werden scheint und es rot durchtränkt.

Entsetzt sehe ich meinen Bruder an, der mich nun ebenfalls ansieht und Erleichterung sich in seinem Gesicht abzeichnet, bevor er in meinen Armen zusammenbricht und mich seinen Namen schreien lässt. 

                               ***

Die Zeit scheint still zu stehen, als ich versuche meinem Bruder zu helfen.

Immer mehr Blut tritt aus seiner
Wunde, die ich versuche mit meiner
Jacke zu bedecken, doch ich kann sie nicht stoppen.

Eric atmet schmerzverzerrt, während immer mehr Blut aus seinem Körper tritt und ihn blass werden lässt. 

Der Anblick schnürrt mir die Kehle zu und sofort presse ich meine Hände auf Erics Wunde, doch auch das kann nichts ausrichten, denn immer mehr Blut verteilt sich um uns.

,, Wach bleiben, Eric. Verstanden! Halt durch Mann," schreie ich ihn mit zittertender Stimme an und presse meine Hände fester auf die Wunde, doch es hilft nichts, weshalb ich nach Hilfe schreie.

Immer wieder und realisiere es nicht einmal.

Ich spüre Erics Hand, die meinen Arm berührt und sehe meinen Bruder an, der kaum noch die Augen aufhalten kann und nur noch schwach atmet.

,, Aiden...es tut mir leid."

Erics Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und ich verliere die Beherrschung.

,, Nein! Du verabschiedest dich jetzt nicht, hast du verstanden! Sieh mich an verdammt!," schreie ich ihn an, lege meine Hände an seinen Hals und bringe ihn dazu, mich anzusehen.
,, Bleib wach!"

Meine Hände zittern, als ich Erics Puls kaum noch spüre.

,, Eric bitte!," flehe ich und sehe, wie er versucht die Augen geöffnet zu lassen und mich anzusehen.

In diesem Moment existiert für mich nur noch mein Bruder.

Die Sirenen eines Streifenwagens in der Nähe und Valk, der aufgrund dessen geflüchtet ist, nehme ich kaum noch wahr.

Meine ganze Aufmerksamkeit gilt meinem Bruder, dessen Haut sich bereits kalt auf meiner anfühlt.

Plötzlich atmet er gequält aus und Schweißperlen bilden sich auf seinem Gesicht, was mich wieder erneut nach Hilfe schreien lässt.

Marcus, der sich inzwischen aufgerappelt hatte, sieht meinen Bruder einfach nur niedergeschlagen an, der nun bereits um jeden Atemzug kämpft. 

Die Angst lässt mich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er atmet kaum noch und seine Augen beginnen zu flackern,weshalb ich ihn an den Schultern packe und ihn wieder zwinge, mich anzusehen und wach zu bleiben.

,, Bitte! Tu mir das nicht an!," bringe ich heraus und zum ersten Mal in meinem Leben vernebeln Tränen mir die Sicht.

Eric versucht mich anzusehen, doch ich merke, wieviel Kraft es ihn kostet.

,,Wieso musst du mich immer beschützen, verdammt!," werfe ich ihm vor und spüre, wie meine Stimme mich bereits verlassen hat. Eric hat den Schuss für mich abgefangen. Ich müsste jetzt dort liegen und um mein Leben kämpfen. Nicht er.

Ich schreie so laut ich konnte erneut nach Hilfe und höre die Sirenen, die immer näher kommen.

,, Hol sie Marcus, bitte!," flehe ich Marcus verzweifelt an und ernte einen entschuldigenden Blick von ihm.

,, Es tut mir leid aber ich kann nicht. Sie würden mich wegen all dem hier verhaften."

Marcus sieht mich nocheinmal schuldbewusst an und rennt schließlich davon, als die Sirenen schon ganz nah sind und mich wieder laut nach Hilfe schreien lassen.  Diesmal müssen sie mich einfach hören!

,, Aiden...," flüstert Eric mit heißer Stimme und sofort wende ich mich ihm wieder zu. Er darf sich einfach nicht verabschieden!

Ich halte in fest und sehe ihn ernst an.

,, Bleib wach. Es kommt gleich jemand. Du schaffst das. Alles wird gut!," versuche ich ihn, aber mehr mich selbst zu beruhigen.

Meine Stimme stockt und ich merke wie sich der Kloß in meinem Hals erneut bildet, denn Eric sieht mich nun an.

Seine Augen ruhen auf meinen und er versucht mir ein letztes Mal etwas zu sagen, bevor er schließlich die Kraft verliert und endgültig die Augen schließt.

Mein Herz setzt aus und ich schreie ihn an, rüttle heftig an ihn und klammere mich an ihm fest.

Er sollt aufwachen, mich ansehen. Irgendetwas...

Doch vergebens.

Eric lieht weiterhin schlaff in meinen Armen, während die Welt um mich herum zusammenbricht...

Mit jedem HerzschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt