Kapitel 32

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Aiden

Die Woche vergeht wieder einmal ziemlich schnell. Ich arbeite meine Sozialstunden ab, während Eric und Evelyn diese Zeit Schule in der Schule verbringen und nachmittags zwinge ich mich zur Arbeit.

Gegen Abend komme ich meist spät nach Hause und zocke bis tief in die Nacht hinein. Hin und wieder habe ich mich auch dazu überwunden Eric mitzocken zu lassen, denn ich habe es mittlerweile aufgegeben, ihn zu ignorieren.

Zumindest teilweise.

Noch immer empfinde ich fast nur Hass, wenn ich an meinen Bruder denke.

Ich werde ihm nie vergeben. Niemals. Egal, wie sehr er sich auch bemüht.
 
Helen geht es die Tage wieder besser. Sie isst, pflegt ihren Garten und besteht darauf, keinen Arzt zu brauchen. Seit Mittwoch hat sie mich offiziel adoptiert.

Evelyn kommt beinahe jeden Tag nach der Schule vorbei, doch da ich immer bis spät abends arbeiten muss, bekomme ich sie die ganze Woche nicht zu Gesicht.

Doch das soll sich heute ändern.

Es ist Freitagmittag und ich hab gerade meine bescheuerten Sozialstunden im Krankenhaus geleistet. Die Sonne scheint schon den ganzen Morgen unaufhörlich am Himmel und passt so gar nicht zu meiner Laune, die heute wieder im Keller ist.

Als ich am Park vorbeifahre, entdecke ich Evelyn mit einem Buch in der Hand auf einer Bankbank sitzen, weshalb ich mein Auto am Straßenrand abstelle und zu ihr laufe.

Ich hab kein Bock jetzt nach Hause zu fahren und Eric beim Lernen zusehen zu müssen. Davon hatte ich die Woche schon genug gehabt.

Da Evelyn gerade wieder in so ein Buch vertieft ist, sieht sie mich nicht kommen, wodurch ich sie leicht erschrecke, als ich sie begrüße.

,, Oh. Hi."

Sie lächelt mich zur Begrüßung an und versucht ihre Augen vor der Sonne zu schützen. ,, Wie war dein Tag?"

Genervt setze ich mich neben sie und zünde mir eine Zigarette an.
,, Frag nicht."

,, So schlimm?," fragt sie mich, weshalb ich die Augen verdrehe.

,, Du sollst doch nicht fragen," erwidere ich leicht gereizt und sie zuckt mit den Schultern.

,, Seit wann höre ich denn auf dich."

,, Gute Frage," erwidere ich mehr zu mir selbst und ziehe an meiner Zigarette. Den Rauch blase ich ihr für diese Aussage entgegen.

,, Und was machst du hier?," frage ich sie, nachdem ich einen weiteren Zug genommen habe und ihn wieder in ihre Richtung lenke.  Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als sie wieder wild mit den Händen vor ihrem Gesicht herumfuchtelt, um den Rauch loszuwerden. 

,, Eigentlich wollte ich die frische Luft genießen, aber jetzt wird das wohl nichts mehr," antwortet sie mir mit einen leicht verärgerten Blick und verschränkt die Arme vor der Brust.

Ich lache leise und deute mit dem Kopf auf die Straße vor dem Park, auf der ständig Autos hin und her fahren.

,, Bei den ganzen Abgasen vor deiner Nase," ziehe ich sie nun auf. ,, Ich glaub mit frischer Luft wird das hier generell nichts."

,, Erst seit deinem Zigarettenrauch ist die Luft hier verpestet," rechtfertigt sie sich und lehnt sich auf der Bank zurück, um die Sonne auf ihrem Gesicht zu genießen. ,, Zudem ist das hier immer noch der einzige Ort in dieser Stadt, in dem man ein bisschen Natur zu sehen bekommt."

Ich lache leise in mich hinein.

,, Dann hast du aber noch nicht viele Orte hier kennengelernt. Ich kenn einen Ort, da hast du viel mehr Natur, als an diesem kleinen Plätzchen hier," erwidere ich und schmeiße den Stummel meiner Zigarette in den Müll.

Mit jedem HerzschlagOnde histórias criam vida. Descubra agora