Kapitel 62

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Evelyn

, Explosion an einer Tankstelle. Mehrere Menschen verletzt.'

Das ist der erste Artikel, der mir am nächsten Morgen sofort in die Augen fällt, als ich einen Blick in die Zeitung werfe.

Es hatte eine Explosion gegeben. Schuld daran sei eine noch brennende Zigarette gewesen, die ein Autofahrer versehntlich in eine kleine Benzinpfütze in der Nähe einer Tanksäule geschmissen hatte. Es grenzt an ein Wunder, dass niemand ums Leben gekommen ist. Dennoch ist von der Tankstelle kaum noch etwas übrig geblieben.

Ich unterdrücke Tränen, als ich diesen Artikel lese und lege anschließend die Zeitung schnell beiseite.

Eric und ich sitzen schweigend am Küchentisch und versuchen das Frühstück runter zu kriegen. Er starrt in seine Müslischale und stochert nachdenklich darin herum, ohne auch nur ein Bissen zu sich zu nehmen, während ich mein Brötchen, das seit 15 Minuten auf meinem Teller liegt, ebenfalls noch nicht angerührt habe.

Zur sehr sind meine Gedanken bei Aiden, der oben in seinem Zimmer sitzt und vergeblich nach Stellenangeboten im Internet sucht.

,, Hat er schon etwas gefunden?," frage ich Eric schließlich, als ich das Schweigen nicht mehr länger aushalte.  Er ist die halbe Nacht mit Aiden wach gewesen und hatte versucht, gemeinsam mit ihm etwas passendes zu finden.

,, Leider nicht."

Eric schüttelt den Kopf, erhebt sich und stellt seine immer noch volle Müslischale in die Spüle. Er dreht sich wieder zu mir um und lehnt sich an den Tresen. Augenringe zeichnen sich deutlich unter seinen Augen ab und er wirkt müde. ,, Wir haben so ziemlich alles im Umkreis abgeklappert aber bei jedem Angebot war ein Schulabschluss erforderlich."

Ich atme frustriert aus. Damit habe ich gerechnet und doch ist es für mich ein Schlag ins Gesicht, dass Aiden kaum Möglichkeiten hat.

,, Ich geh kurz zu ihm."

Langsam stehe ich von meinem Stuhl auf und drehe mich kurz bevor ich die Küche verlasse noch einmal zu Eric um, der immer noch am Küchentresen lehnt und mittlerweile mit nachdenklichen Blick die Wand anstarrt. Vermutlich versucht er eine Möglichkeit zu finden.

,, Eric?"

,, Mmh?" Er wendet den Blick von der Wand ab und sieht mich an.

,, Leg dich noch ein bisschen hin und schlaf noch ein bisschen. Du siehst müde aus," schlage ich ihm mitfühlend vor und er nickt mit einem müden Lächeln.

,, Ich werds versuchen."

Ich lächle ihn noch einmal aufmunternd an und laufe dann die Treppen nach oben zu Eric und Aidens Zimmer. Treppensteigen fällt mir mittlerweile wieder so leicht, wie seit Jahren nicht mehr.

Vor Aidens Tür atme ich nocheinmal niedergeschlagen aus, denn seit gestern Abend ist Aiden kaum noch ansprechbar. Er hört einem kaum zu und wenn er antwortet, klingt er nur gereizt und desinteressiert. Mit den Gedanken ist er meilenweit weg.

Es schmerzt mich, ihn so wütend und gleichzeitig so niedergeschlagen zu sehen.

Ich betrete das Zimmer und finde Aiden vor dem Laptop vor. Er flucht und schlägt ein paar Mal mit den Fäusten auf den Schreibtisch ein. Ich schlucke und sage leise seinen Namen, wodurch er sich zu mir umdreht und sein wutverzerrter Blick an mir hängen bleibt.

,, Ich kann jetzt nicht, Evelyn!"

Sein gereizter Ton lässt mich kurz zusammenzucken aber dennoch rühre ich mich nicht vom Fleck, denn ich will ihm nur helfen.

Mit jedem HerzschlagWhere stories live. Discover now